Bye Bye Greece – Hello Albania

Wir kommen nur schwer in die Gänge und so verlassen wir pünktlich zum Check-Out um 12 Uhr das Hexenhäuschen. Die Hexe höchstpersönlich verabschiedete uns an der Haustür, sie hatte wieder ihr merkwürdiges Lächeln im Gesicht.

Wir radelten zur Grenze, 15 flache Kilometer waren es bis dort hin. Ca. 5 km vor der Grenze kam ein Radler aus der Gegenrichtung auf uns zugeschossen. Er wedelte schon von weitem mit den Händen und deutete uns anzuhalten. Es war Daniel, aus Antwerpen / Belgien. Sein Alter war schwer zu schätzen, da er komplett grauhaarig war, auch sein Vollbart, doch sein Auftreten und die Art wie er sprach ließen ihn sehr jung erscheinen. Auf jeden Fall steht fest, dass er eine Sportkanone ist. In einem Monat radelt er von Antwerpen nach Athen. Heute ist sein 22. Tag und er hat bereits über 3000 km zurück gelegt. Wahnsinn. Er findet es auch wahnsinnig und würde so etwas nie wieder tun. Ständig habe er Zeitdruck, sagt er. Und es geht ihm genauso wie uns. Auch auf seiner Landkarte sind die Höhenmeter nicht eindeutig ersichtlich und so stresst es ihn immer wieder aufs Neue wenn ein Anstieg ansteht. Er ist schon viel gereist und war auch schon in Tadjikistan und Kirgistan. Es gibt einiges zu plaudern, doch die Zeit….er muss weiter. Schade, denn es war ein sympatischer Kerl. Doch ehe er davon saust, drückt er uns noch Geld in die Hand, das war der eigentliche Grund weshalb er uns überhaupt zum Anhalten aufforderte. Er hatte noch Geld aus Albanien, Bosnien Herzegowina und Kroatien. Es in der Heimat zu tauschen hätte wenig Sinn gemacht. Er war guter Dinge, dass er Reisende trifft denen er es schenken kann. Wir sind nun die Glücklichen. Sebastian wollte ihm den Betrag in Euro tauschen, doch er lehnte ab. Nachdem er hörte, dass wir von so weit her kommen, meinte er wir können es brauchen. Herzlichen Dank, Daniel!!
Wir radelten weiter und erreichten wenige Minuten später die Grenze. Sie war menschenleer, hätten wir nicht gewusst, dass Daniel vor einer Stunde von dort gekommen wäre, dann hätten wir gedacht sie sei zu. Ein paar abgewrackte Autos standen am Einreiseschalter. Manche von ihnen sahen aus als würden sie schon etliche Wochen dort stehen. Wir irrten ein wenig umher, als Sebastian dann doch noch einen Polizisten entdeckte. Dieser musste erst einmal seinen PC hoch fahren ehe er arbeiten konnte. Wir reisen aus und geben das restliche Münzgeld für ein Eis im Duty-Free-Shop aus. Ja, wir hatten es selbst nicht geglaubt. Doch mitten im Nirgendwo, zwischen Griechenland und Albanien, gab es tatsächlich einen Duty-Free-Shop. Nachdem das Eis verspeist war reisten wir nach Albanien ein. Hier war genau das Gleiche wie in Griechenland bei der Ausreise, nur das der Polizist schon eher kam, da er uns wohl über Kamera hat kommen sehen. Doch auch er musste erst einmal seinen Arbeitsplatz einrichten. Er haute uns den Stempel in den Pass und schon waren wir drin. Daniel hatte uns schon informiert, dass die Straßenverhältnisse nicht sehr prickelnd seien und das uns nun erst einmal ein Anstieg erwarten würde. Die ersten Kilometer ging es noch flach am Fluss entlang und durch saftige Blumenwiesen, wir kamen in ein winziges Dörfchen und ab da ging es dann nur noch bergauf nach Leskovik. Die Straße wurde sehr schmal, zwei Autos hätten Mühe gehabt aneinander vorbei zu kommen. Die Sonne brutzelte auf uns nieder während wir bergauf schnauften. Wir sind aber auch manchmal dämlich. Sonst machen wir immer Mittagspause zu dieser Zeit.


Nach 2 Stunden erreichen wir das kleine Städtchen Leskovik. Von dort aus hat man eine herrliche Aussicht nach Griechenland. Lustige Bunker stehen mitten auf den Wiesen. Sie wurden vor Jahren errichtet und sollten der Verteidigung, im Falle eines Angriffs von ausländischen Truppen dienen. Es soll in Albanien ca. 200.000 dieser Bunker geben.20150616_1712_IMGP7464_K-30
Über Wiesen und durch Wälder radeln wir noch ein Stück weiter, wir erreichen einen kleinen See. An einem verfallenen Café entdecken wir einen Wasserhahn, genau passend um die Wasservorräte zu füllen. Wir stellen fest, dass die Wiese dahinter recht einladend wirkt, was das Zelten anbelangt und so sucht Sebastian die Nachbarn auf und bittet sie um Erlaubnis, das wir dort schlafen dürfen. Sie sind sehr freundlich und interessiert. Ein junges Mädchen kann ein bisschen Englisch. Sie geben uns das OK und so lassen wir uns dort nieder. Ein paar weitere Häuschen sind noch zu sehen, eine Kuhherde wird zurück in den Stall geführt und ab und an fährt ein Auto auf der schmalen Landstraße vorbei. Wieder einmal Idylle pur.

Ach ja, was hier sehr auffällig ist: Das Auto der Albaner ist ein Mercedes. So viel Mercedes wie heute haben wir vielleicht in den letzten 13 Monaten zusammen gesehen.

Ach und noch was: seit heute sind wir nun wieder in der MEZ. Dies gefällt Sebastian überhaupt nicht. Und ihr braucht jetzt nicht denken, das wir es Daniel gleich tun 😉

2 Gedanken zu „Bye Bye Greece – Hello Albania

  1. Daniel

    Ist doch überall in Griechenland Duty-free, wenn niemand Steuern zahlt, oder? Wollte die Hexe einen Beleg ausstellen und ihre EInnahmen versteuern? 😉
    Werden in den Sommerferien die Tschechische Republik per Rad unsicher machen. Pia fährt seit einer Woche Rad. Hat sie innerhalbvon 15 Minuten gelernt. MIttlerweile kann sie auch bremsen, das kann durchaus sehr hilfreich sein…

    Gruß, Daniel

    1. Sebastian

      Belege gibts in Griechenland en masse, wir wurden damit quasi überhäuft. Kann aber auch sein, dass dies uns nur wegen 1 Jahr Asien so vorkam, es mag sich anders anfühlen wenn man direkt aus Deutschland kommt. Die Hexe hat uns aber keinen Beleg gegeben soweit ich mich erinnere.
      Wenn wir hier die ganzen Tschechen sehen sollte es dort recht leer sein.
      Das Radfahren der Pia klingt ja toll! Dann kann steht ja bald einer Alpentour mit der Pia nichts mehr im Wege, außer vielleicht der Kondition des Papas….
      Gerne empfangen wir auch ein paar Bilder!

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