Gedanken zu aktuellen Nachrichten

Beim Aufenthalt in unserem Resort, nach dem Besuch des What That Phanom, habe ich von den Anschlägen in Paris gehört. Wenn man so fleißig vor sich hin pedaliert hat man auch wunderbar Zeit um sich so allerhand mehr oder wenig sinnvolle Gedanken zu machen. Leute die regelmäßig „viel“ Fahrrad fahren wissen vielleicht wovon ich Rede.

Die Grundlage meiner Überlegungen bildeten folgende Infos: Unbekannte islamistische Terroristen haben ein Büro in die Luft gesprengt. Es starben 12 Menschen. In diesem Büro wurden wohl die letzten Jahre immer wieder Mohammed Karikaturen veröffentlicht.

Natürlich ist es immer Schrecklich wenn Leute sterben, egal wo auf dieser Welt!
Mich hat jedoch am meisten geärgert, dass somit wieder die Vorurteile Gegenüber islamischen Menschen „bestätigt“ werden. Gefundenes fressen für Gruppierungen wie Pegida oder ähnlichen. Wer unsere Erfahrungen mit Moslems nachlesen wil, dem seinen unsere Bericht von Antalya (29.04.14) bis Urumqi (18.10.14) ans Herz gelegt. Um die vielen Menschen in Afrika, die mit Ebola kämpfen müssen schert sich niemand bzw. nicht genug. Die vielen Flüchtlingen und die Situation in Libanon. Die verzweifelten Menschen, die täglich auf dem Weg nach Europa sterben. Man könnte hier sicherlich noch sehr viele weitere Beispiele aufzählen.

Ist es nicht so, dass in Wirklichkeit für „uns“ das Leben eines Mitteleuropäers mehr zählt als das eines anderen nicht Westlers?

Natürlich ist jede Gewalttat nicht gerechtfertigt!
Wenn man jedoch bewusst öffentlich den Islam lächerlich macht, muss man sich bewusst sein, dass man sich genau in diese Art von Gefahr begibt. Die Demos oder Versammlungen zur Meinungsfreiheit sind meiner Ansicht nach auch lächerlich. Natürlich kann jeder Sagen, schreiben oder zeichnen was er will. Man darf aber nicht davon ausgehen, dass jeder auf der Welt dies so handhabt wie in Mitteleuropa. Vor ein paar hundert Jahren wurden auch im Namen der katholischen Kirche Menschen getötet oder zumindest mit dem Tot eingeschüchtert. So musste ja auch Luther seine Worte zurücknehmen. Das Verständnis für Meinungsfreiheit, wie im Westen, auch vom Rest der Welt zu erwarten ist nun wirklich weltfremd. Es finden sich Sicherlich noch genügend weitere Beispiele bei denen im Namen „unserer“ Kirche aus Rom Verbrechen begangen wurden!

Es stellt sicher niemand in Frage, dass jede Atommacht auf der Welt zwei zu viele sind!
Saddam Hussein hat ja auch nur seine Meinung geäußert und sonst nichts konkret gegen andere Staaten gemacht. Trotzdem wurde von den Amis ein Krieg aufgezwungen. Der verrückte im Iran äußert auch nur seine Meinung wonach Israel ausgelöscht werden müsse. Bislang ohne Taten. Dies kann ja seine Meinung sein. Wegen seiner persönlichen Meinung, was nicht der Meinung des Volks entspricht, werden dem Land über viele Jahre Sanktionen aufgebürdet. Darunter leiden müssen natürlich nur die „normalen“ Leute.

Eine Bereicherung der Reise für mich ist mir jetzt schon bewusst.
Einen anderen Blick auf die Welt als wir es von unserer westlichen Welt gewohnt sind. Sind wir es wirklich nur gewohnt? Ist dies nicht vielleicht auch von Regierungen und Medien exakt so gesteuert und gewollt. Es fängt mit dem Gesellschaftsaufbau und der Schule an. Sodann übernehmen „frei“ staatliche Fernsehsender oder eine ach so tolle Zeitung mit 4 Buchstaben (nein, hier ist nicht die „ZEIT“ gemeint) die Meinungsbildung. So denkt das Volk in Ihrem Sinne und es lassen sich viele Entscheidungen leichter rechtfertigen oder gar erst fällen.

Haben diese Anschläge nicht auch wieder den Überwachungsorganen unserer fürsorglichen westlichen Staaten den Rücken gestärkt?

4 Gedanken zu „Gedanken zu aktuellen Nachrichten

  1. Sigrid

    Lieber Sebastian
    Du hast mir wirklich aus der Seele gesprochen! – und das meine ich ganz wörtlich, wirklich zu allem was du geschrieben hast – ich kann es nur bestätigen. Bei all unseren Reisen in islamischen Ländern erlebt man eine zutiefst friedliche Religion, die meinen Respekt hat.

    Viele liebe Grüße von Sigrid

  2. Claudia

    Lieber Sebastian,
    Mir gingen sehr ähnliche Gedanken bei den Bildern aus Paris durch den Kopf. Vielleicht auch weil ich gerade in Asien unterwegs bin und dadurch auch nicht ständig dem Mediengewäsche von Zuhause ausgesetzt bin.
    Ja Waffengewalt ist nie die richtige Antwort, aber unreflektiertes je suis… genauso wenig. Wir wollen ja auch das unsere kulturellen Sitten und Gebräuche respektiert werden, mögen sie für andere auch nicht nachvollziehbar sein. Und den Angriff als Angriff auf die freie Meinungsäußerung zu sehen finde ich fast noch bedenklicher. Meinungsfreiheit entsteht immer im Kontext der Gesellschaft und auch in unserer kleinen Welt stehen gewisse Äußerungen sogar unter Strafe. Manchmal genügt es auch nur eine Meinung fernab des Mainstreams zu haben und man wird auch hier neuerdings sofort mit shitstorms zugepflastert.
    Beides haben eines gemein sie verhindern eine kritische Auseinandersetzung mit den eigentlichen Ursachen der immer radikaleren Gewalt. Warum kommt es soweit, haben wir da nicht vielleicht als Gesellschaft komplett versagt? Und Versagen wir nicht schon wieder wenn wir uns von Medien und Politikern unreflektiert vor deren zweifelhaften Karren spannen lassen? Sollten wir nicht schon bei manchen Berichterstattung aufstehen und auf eine neutrale Formulierung bestehen… Nein all das machen wir nicht, aber Hauptsache wir sind nun alle Charlie …… Und wenn wir wissen wollen wo das Alles hinführt müssen wir nur mal die Gechichtsbücher aufschlagen … Die Wirtschaft ist am Boden, Rekordarbeitslosigkeiten überall in der Eu und Radikalisierung an jeder Ecke … Und der Sündenbock auch bereits gefunden. Aber Hauptsache nacher ist es dann wieder keiner gewesen.

  3. Klaus

    Lieber Sebastian, ich möchte Deinen Gedanken auf dem Rad einen Kommentar folgen lassen:

    Ich bin überzeugt, dass die Karikaturen in der „Charlie Hebdo“ die Gefühle vieler Moslems irritieren und wahrscheinlich auch verletzt haben. Aber die richtige Antwort darauf ist nicht der Schuss mit der Kalaschnikov!

    Es wurden auch christliche kirchliche Institutionen von diesen Karikaturisten ins Visier genommen. Es hat in den vergangenen Jahren mehrere Prozesse gegen diese Redaktion gegeben, weil Kirchenmänner sich angegriffen und beleidigt gefühlt haben. Und das ist eben der richtige Weg: Wenn man sich von jemandem unberechtigt angegriffen fühlt, dann soll man die Gerichte anrufen und versuchen, dort sein Recht zu bekommen. In einer Demokratie liegt die Gewalt beim Staat, nicht beim Individuum!

    Die Attentate in Paris haben dem Islam massiv geschadet! Genau das Gegenteil hat man erreicht: Die Terroristen wurden selbst erschossen, und die ganze Gesellschaft in Europa ist aufgestanden und hat ihre Trauer gezeigt. 100.000 Menschen sind in Paris zur Demonstration zusammengekommen, nicht nur Christen, sondern auch Juden und ganz viele Muslime, die sich ganz klar und deutlich von dieser schrecklichen Tat distanziert haben. Nicht nur in Paris, auch in vielen anderen französischen Städten, nicht nur in Frankreich, auch in vielen anderen Städten in der Welt sind die Menschen gegen diesen Terror auf die Straße gegangen. Und wie Du schon schreibst: Die Resentiments gegen den Islam haben wieder zugenommen, Pegida fühlt sich bestätigt in seinem Angstschüren gegen die Islamisierung in Europa!

    Ich verstehe sehr gut, dass Ihr beide ein völlig anderes Bild von Deutschland und Europa bekommen habt, während Ihr durch die vielen asiatischen Länder geradelt seid. Es ist schön, dass Ihr die bei uns vorherrschenden Vorurteile nirgends bestätigt bekommen habt. Vielleicht könnt Ihr nach Eurer Rückkehr hier etwas für unsere Gesellschaft tun!

    Aber die Machthaber in islamischen Staaten müssen lernen, dass man seine Interessen nicht mit scharfen Waffen in der Hand durchsetzen und die Welt in Angst und Schrecken versetzen muss. So lange in Syrien und im Irak hunderte von Menschen einfach geköpft werden, weil sie eine andere Glaubensrichtung verfolgen, so lange aus arabischen Staaten sich Terroristen auf den Weg machen, um anderswo ihre Gesetze mit Waffenmacht durchsetzen zu wollen, so lange ist der Islam dringend restaurationsbedürftig – und das, obwohl er doch die jüngste monotheistische Religion ist, also eigentlich viel moderner sein sollte als das Christentum.

    Herzliche Grüße!

    Klaus

    1. Sebastian Beitragsautor

      Das Gewalt nicht die richtige Antwort ist, ist ja unbestritten! Doch dies sehen eben nicht alle auf dieser Welt so. Gerade wenn es gegen den Islam geht ist doch wohl bekannt, dass es viele Fanatiker gibt! Auch wenn ich Sicherlich die Geschichte „unserer“ Kirche nicht super kenne, so sind für mich einige Parallelen zu sehen. Kreuzritten zogen auch im Namen der Kirche zum morden Richtung Osten! Das die Kirche Mittlerweile nicht mehr mit Gewalt reagiert zeigt doch auch, dass hier ein Lernerfolg eingetreten ist. Vor ein paar hundert Jahren war dies auch noch anders. Seit dem hat sich aber die Bibel nicht geändert, sondern die Auslegung derer!

      Deshalb ist wohl auch nicht der Islam reformationsbedürftig sondern so manche Auslegungen von einem verschwindend geringen Teil der Prediger! Vor gar nicht all zu langer Zeit wurden außerdem auch von uns Minderheiten, anderes Denkende und Hilflose massenhaft ermordet. Ob nun der Islam oder das Christentum moderner ist vermag ich nicht zu beurteilen, da fehlt mir der tiefere Einblick. Ist es nicht aber auch so, dass durch uns bzw. unseren Lebensstil Massenhaft Menschen sterben oder leiden müssen? Auch durch nichts tun oder nichts ändern kann man unendlich viel Leid entwickeln! Als ein Beispiel das mit gerade einfällt seien hier die massenhaften EU-Agrar Subventionen genannt. Diese verhindern die Entwicklung bzw. den Aufschwung in Afrika. Es soll jetzt aber hier nicht weiter abdriften.

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