Singapur wir kommen

Als wir gerade unsere Räder in der Hotel Lobby beladen und auschecken wollen kommt ein malaysisches Ehepaar auf uns zu. Sie sehen uns neugierig zu und zeigen sich interessiert. Sebastian unterhält sich ein wenig mit ihnen. Sie sind die Hotelbesitzer, wohnen in Singapur sind aber gerade auf dem Weg in die historische Stadt Melakka.
Spontan laden sie uns zum chinesischen Frühstück Dim Sum ein. Sie bestellen allerhand, sodass sich am Ende viele viele kleine Schälchen auf dem Tisch befinden. In jedem ist etwas anderes Leckeres drin.

20150501_0937_P1070531_TZ10Etwas mehr als eine Stunde später verabschieden wir uns dann und machen uns auf den Weg zur Grenze. Es ähnelt ein wenig einer Mautstelle. Viele kleine Schalter, um genau zu sein 48 alleine nur für Mopeds!, reihen sich versetzt hintereinander. Man fährt an solch einen Schalter ran, reicht seinen Pass durch ein kleines Loch im Fenster, dieser wird geprüft, dann kommt der Stempel rein, fertig, man fährt über einen Damm nach Singapur. Bei Sebastian klappt das Ausreisen problemlos, dann bin ich an der Reihe. Mein neuer Reisepass, nagelneu, nur ein Stempel und ein fest getackerter DIN A4 Zettel von der Behörde in Kuala Lumpur drin. Der Beamte begutachtet den Zettel, man sieht ihm deutlich an, er hat gerade überhaupt keine Ahnung was er damit machen soll. So kommt er aus seinem Häuschen raus und bittet mich mitzukommen. Ich folge ihm zu einem Büro. Auf dem Weg dorthin erklärt er mir, dass der Pass geprüft werden muss und er keinen Stempel rein machen kann. Okay, ist ja kein Problem. Im Büro angekommen, hocken zwei Damen gelangweilt herum. Die Eine 1,70 m hoch und 1,70 m breit, die Andere 1,70 m hoch und 30 cm breit. Der Mann erklärt kurz die Situation dann verschwindet er, ich bleibe mit den zwei Damen alleine im Raum. Die 1,70 m hohe und 1,70 m breite, fläzt sich in einen Bürostuhl und dreht und wendet meinen Pass, und schreit ab und an zu ihrer Kollegin ein paar Dinge rüber. Sie muss schreien, denn ein Radio läuft nebenbei. Sie unterhalten sich, dann sagt die 1,70 m hohe und nur 30 cm breite Frau etwas zu mir. Ich verstehe sie nicht. Erstens wegen dem Radio und zweitens weil sie malaysisch spricht. Ich bitte sie mit mir in Englisch zu sprechen ansonsten würde ich nichts verstehen. Darauf hin ihre Antwort: „ Police-Report!“ Blöde Kuh denke ich mir, kannste haben, den Zettel von der Polizei. Ich reiche ihnen den Zettel, die Dicke dreht immer noch meinen Pass hin und her. Sag mal kann das so schwer sein? Ich bin doch nicht die Erste die hier mit einem neuen Pass aufkreuzt. Sie telefonieren und kurz darauf kommt ein uniformierter Mann. Nun hängen sie zu dritt über meinem Pass und dem Polizeibericht. Nach einer Weile wendet sich der Mann an mich. Er übernimmt nun das Gespräch und will wissen weshalb ich einen deutschen Pass habe. In dem Polizeibericht stehe drin, dass ich meinen Alten verloren hätte und ich nun auf die deutsche Botschaft gehen würde um mir einen Ersatzpass ausstellen zu lassen. Er hält mir meinen Pass unter die Nase und sagt: „Das hier ist aber kein Ersatzpass, das ist ein richtiger Pass!“ Woher ich den denn hätte? Ich flunker ein bischen herum, von wegen, dass ich den schon auf meiner ganzen Reise dabei habe, das der Polizist ein bisschen dabbich war (war er ja auch, schließlich mussten wir den Text damals für ihn schreiben!) Wir hätten ihm den neuen Pass gezeigt, doch er wollte trotzdem dass drin steht, das ich zur Botschaft gehe und und und. Der Beamte scheint mir zu glauben und ich fühle mich schon auf der sicheren Seite, als er mich ansieht und fragt: „Und wer kann mir beweisen, dass Sie das sind? Vielleicht haben Sie ihre Identität gewechselt? Sie sind gar nicht Barbara Mohr?“ Ich muss mir ein Lachen verkneifen, auf so eine blöde Frage wäre ich gar nicht gekommen. Ich versichere ihm, dass ich das wirklich bin, dass wir in Kuala Lumpur den Behörden meine alte Passkopie gegeben hätten und die das alles überprüft haben. Er bleibt skeptisch. „ Wieso haben sie überhaupt einen Zweitpass? Das ist doch illegal so weit er wüsste.“ Nein, in Deutschland ist das mit Ausnahmen erlaubt und so nutze ich die Gunst der Stunde und erzähle ihm von unserer Reise und das es doch nicht sein kann, dass ich jetzt so kurz vor Singapur bin und ich jetzt da unbedingt noch hin möchte. Ich zeige ihm die Kopie des Flugtickets, damit er weiß das ich wirklich bald das Land verlasse. Er scheint mittlerweile gut gesonnen, doch plötzlich fängt er wieder an: „Okay, ich lasse Sie nun nach Singapur, dort melden Sie sich aber sofort auf der deutschen Botschaft!“ „Warum das denn?“ „Die sollen dort die Richtigkeit des Passes überprüfen!“ Ich fasse es nicht, was will der denn. Er wird kurz abgelenkt, als ein Kollege herein kommt. Ich zücke unsere Visitenkarte und als er sich wieder mir zu wendet, zeige ich ihm wo wir entlang gefahren sind, er zeigt sich interessiert, vergisst die Passgeschichte, ich erzähle ein wenig und sage ihm auch, dass ich sehr traurig bin, dass mein Pass weg ist, weil dort so viele Stempel darin waren. Er lacht und sagt: „ Ich weiß wie Sie wieder solche Stempel bekommen, Sie nehmen nun Ihren neuen Pass und fahren den ganzen Weg wieder zurück nach Hause!“ er lacht, sagt es sei alles okay, ich können nun ganz normal ausreisen und in ein paar Tagen wieder einreisen und den Flug antreten. Von der deutschen Botschaft war plötzlich auch keine Rede mehr. Mein Gott und für was war das ganze Theater nun? Ich kehre zurück zu Sebastian, er steht noch immer am Ausreiseschalter, mir kam es vor als wäre ich eine Ewigkeit weg gewesen, doch es waren scheinbar nur 15 Minuten 😀
Wir reisen aus und fahren über den Damm nach Singapur. Heute ist 1. Mai und Feiertag. Alle fahren in den Urlaub und so staut sich eine lange Auto- und Mopedschlange vor Singapur. 45 Minuten benötigen wir am Ende für die Einreise!!!


Wir radeln zum Marina Bay, genauer gesagt zum Merlion, den wasser speienden FischLöwe, das Wahrzeichen Singapurs. Hier soll unsere Reise in Süd-Ost-Asien enden. Bis Singapur konnten wir quasi radeln, wollten wir nun weiter in den Süden, dann müssten wir auf Schiff oder Flugzeug umsteigen. Es ist ein seltsames Gefühl nun da zu sein, wo man vor einem Jahr noch davon geträumt hatte. Wir haben es geschafft und das wollen wir nun gebührend mit der Kamera festhalten 🙂
20150501_1502_IMGP5209_K-30
Schnell stellen wir fest, dass wir ziemlich Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Zwei Opas verwickeln Sebastian ins Gespräch, zwei junge Damen nehmen mich fest in Besitz. Sie wollen Bilder mit mir machen, und während mir der Schweiß durchs Gesicht und die Arme herab läuft, das T-shirt völlig druchnässt ist, und ich eigentlich von Kopf bis Fuß nur klebe, scheuen sich die beiden Damen nicht, mich herzlich in den Arm zu nehmen und fürs Foto zu posieren. Was man nicht alles macht nur um mit verschwitzten Touristen fotografiert zu werden 😀 Einige Passanten, von denen gibt es genug! Machen ebenso Fotos, Sebastian und ich lachen, ich sage zu den beiden Damen, pro Foto verlangen wir nun 1 Dollar, dann sind wir schnell reich.
Die Opas sind mittlerweile weiter gezogen, wir verabschiedeten uns von den Frauen und machten unsere eigenen Bilder. So ne blöde Hanswurst musste ständig und voll im Bild stehen! Wir waren gerade fertig, da kam eine der Frauen nochmals zurück, sie packte mich am Arm und drehte mich von der Menschenmenge weg. Sie hat was für mich, flüstert sie und drückt mir 25 Singapur Dollar ( ca. 16 €!) in die Hand. Ich lehne ab, will es nicht haben, das Geld, die sind doch verrückt. Sie wird es mir doch wohl nicht wegen der vielen Fotos geben weil ich meinte jedes Foto 1 Dollar? Ich erkläre ihr dass dies ein Scherz war und sie meinte das habe sie verstanden. Das hier habe auch gar nichts damit zu tun, es sei ein Geschenk von Gott! Ich solle es annehmen und mir Wasser davon kaufen 😀 Ich bin sprachlos, was soll ich machen. Dankend nehme ich es an. Sie erkundigt sich noch ob wir schon zu Mittag gegessen haben, womöglich hätte sie uns noch zum Essen eingeladen. Lustigerweise wurde Sebastian dies auch von den älteren Herren gefragt. Nächstes Mal sollten wir wohl besser ja sagen, dann ist das Essen schon mal gesichert 😀 Für die nächsten Tage haben wir uns überlegt, Mittags einfach mal am Merlion aufzukreuzen.


Wir radeln hinaus aus der Stadt, hier gibt es viele Parkanlagen, in denen man zum Teil auch zelten kann. Es ist schön hier und recht ruhig und sauber. Es bleibt anzumerken, die öffentlichen Parktoiletten und -duschen sind besser als so manches Hotelbad der letzten 12 Monate!! Ein kitschiger Sonnenuntergang begleitet uns in den Abend. Wir haben es geschafft, wir sitzen mit unseren Rädern in Singapur, nur noch 150 km nördlich des Äquator!

12 Gedanken zu „Singapur wir kommen

  1. Welzenbach Hiltrud

    Hallo, herzlichen Glückwunsch zu eurem erreichten Ziel. Ein Traum ging in Erfüllung, kann ich gut nach vollziehen. Viel Vergnügen in Instanbul und eine schöne Weiterreise und viel Glück. Hiltrud und Hermann

  2. Tina

    Liebe Barbara und lieber Bastian,

    hey, das Gefühl so jetzt am Ziel zu sein muss Irre sein, bzw. bestimmt auch ein bisschen wehmütig…
    Ich freue mich sehr Euch in Istanbul zu sehen….

    Bis dahin, glg Tina

  3. Suwit Young

    Hello Barbara & Sebastian
    congratulations on reaching target Singapore. Hope one day we will see both of you in Bangkok

  4. Martin u.Sigi Kleinhenz

    Hallo ihr Zwei,
    Herzlichen Glückwunsch zum Erreichen eures Zieles Singapur.
    Wir sind sehr stolz auf Euch. Ich freue mich, Euch in Istanbul wieder in die Arme zu schließen.
    Bis dahin eine gute Zeit!

  5. Klaus

    Der malayische Zollbeamte hat ja wenigstens Humor gehabt, wenn er Dir vorschlug, die ganze Strecke wieder mit dem Rad zurückzufahren, um alle Stempel erneut zu bekommen!

    In Singapur sieht es auf Euren Bildern ja ziemlich trübe aus! Kein Sonnenschein?
    Die Sonne hätte doch wenigstens für Euer Abschlussbild mal durchgucken können!

    1. Sebastian

      Ja, es war schon sehr bewölkt die ersten Tage, doch wir waren sehr froh darum. Die beiden Zeltnächte wären sonst nicht so angenehm gewesen. Nach den ersten 3 „kühlen“ Tagen haben wir dann aber noch 3 Tage das wahre Wetter genießen müssen.

  6. Thomas K.

    Hi ihr zwei,
    herzlichen Glückwunsch zum erreichen eures Zieles Singapur.
    Ich kann nur sagen ich bin richtig Stolz darauf das mein großer Bruder und seine Freundin so etwas wahnsinniges erreicht haben.
    Ich freu mich auf die Zeit in Instabul mit euch 😉
    Eine schöne Zeit bis dahin 🙂

    Gruß
    Thomas

  7. Sigrid und Karl

    Was für eine Leistung! Herzlichen Glückwunsch zum Erreichen eures Zieles, auf das noch viele folgen mögen! Alles Gute für Istanbul und die Rückfahrt,
    seid ganz fest gedrückt
    von Sigrid und Karl

  8. anja und peter

    Hallo ihr Zwei,
    herzlichen Glückwunsch zum erreichten Ziel Singapore.
    Geniesst noch Asien und eine gute und gesunde Weiterfahrt in Istanbul wünschen wir Euch.
    Gerne lesen wir immer noch mit Euch mit, unsere Eindrücke sind immer noch nicht richtig verdaut.

    So konnten wir mit Euren Erlebnissen unsere Reise immer wieder ein bisschen aufarbeiten.
    In Istanbul sind z Z auch woistdasflickzeug.de angekommen.
    Wir wünschen Euch alles Gute

    Anja u Peter

    1. Barbara Beitragsautor

      Hallo ihr zwo,
      ist ja lustig vor genau zwei Stunden haben wir uns mit einer euch bekannten Person über euch unterhalten. 🙂 Ganz liebe Grüße aus Singapur
      (der Satz klingt irgendwie komisch, hoffe ihr wisst was ich meine )

  9. Florian

    Herzlichen Glückwunsch ihr beiden für das erreichen eures „1.“ Ziels.
    Aber wie wir ja alles wissen das 2. kommt zugleich.
    Vielen Dank für die tollen Reiseberichte, bin schon gespannt auf die nächsten 😉

Schreibe einen Kommentar zu Martin u.Sigi Kleinhenz Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert