Um kurz nach 2 Uhr kommen wir in Zanjan an. Nun wissen wir auch weshalb der Zug für die 300 Km Luftlinie so lange braucht. Erstens fährt er eine sehr große Schleife und zweitens hält er mehrmals für min. eine Stunde am Bahnhof an (zum Beten?). Wir haben das ganze Abteil für uns und können es uns so richtig gemütlich machen.Einen Haken gibt es jedoch an der ganzen Sache. Pinkeln ist streng untersagt 🙂 Die Toiletten werden von den Mitreisenden oft benutzt weshalb wir immer wieder den richtigen Moment abpassen müssen. So kommt es dann auch, dass ich warte, dass sie https://5rrro.de/der-erste-pass/frei wird, wir aber in der Zwischenzeit schon einen Bahnhof passiert haben. Alle Klos sind „belegt“. Gibt’s denn so was? Na dann wird halt gekniffen, irgendwann wird wohl wieder was frei werden. Der Zug steht eine Stunde am Bahnhof und wir stellen fest, während er dort hält werden die Toiletten abgeschlossen, da der Inhalt wohl direkt auf die Gleise plumpst. Um dies zu vermeiden, werden die Toiletten gesperrt. Na wenn wir das gewusst hätten. Für ein kleines Mädchen macht der Schaffner eine Ausnahme. Ich stehe gerade direkt daneben und mache ihm deutlich, dass ich auch mal ganz dringend müsste. Doch es interessiert ihn nicht. Er schließt vor meiner Nase die Tür wieder zu und sagt mir, dass der Zug in 5-10 Minuten weiter fährt und ich dann wieder gehen könnte. Die 5-10 Minuten haben sich dann als eine halbe Stunde heraus gestellt. Mir steht das Wasser schon sonst wo. Also, das haben wir auf jeden Fall für die nächste Zugfahrt gelernt.
In Zanjan legen wir uns in den Wartesaal. Um 6 Uhr machen wir uns auf zur Gepäckausgabe und werden dort, da heute Freitag ist, auf 9 Uhr vertröstet . Vorher wird dort niemand sein. Also wieder zurück in den Wartesaal, denn dort ist es schön warm. Mal sehen ob jetzt jemand da ist. Seit 15 Stunden sind wir nun unterwegs.
Ob wir noch einmal einen Zug nehmen werden ist fraglich. Da sind wir mit Trampen schneller. Unser Plan heute mal zeitig los zu fahren und dann eine Siesta in der Mittagszeit einzulegen wurde somit zu Nichte gemacht. Schade! Zumal es heute morgen sehr schön frisch war.
Um 9 Uhr ist immer noch niemand da. Ein Mann kommt vorbei, liest einen Zettel der an der Tür hängt, ruft irgendwo an und kommt dann zu uns. Er berichtet, dass erst um 11 Uhr jemand kommen würde. Wie ärgerlich, denn jetzt ist es erst halb 10. Wir fragen ihn wo der nächste Supermarkt ist, damit wir wenigstens schon mal unseren Einkauf erledigt haben. Er fährt uns zu einem Supermarkt, ziemlich weit weg vom Bahnhof. Da werden wir eine Zeit brauchen um zurück zu laufen. Aber da wir im Iran sind werden wir natürlich von dem jungen Mann gefragt ob er uns danach wieder zurück fahren soll. Uns ist es unangenehm, wissen wir doch selbst nicht wie lange wir brauchen werden und lehnen dankend ab. Zur Not geht ja auch immer noch ein Taxi. Nun denn, er fährt weg, kurze Zeit später erscheint er wieder im Supermarkt. Er kauft auch etwas ein, fährt dann wieder weg. Wir stehen gerade an der Kasse, da kommt der junge Mann schon wieder, kauft noch eine Kleinigkeit und fragt uns natürlich ob wir nun fertig seien und er uns zum Bahnhof bringen darf. Welch ein abgekartetes Spiel 😉 Wir steigen ein und kurz um, wir landen natürlich nicht beim Bahnhof sondern bei ihm zu Hause. Seine Frau hat schon das Frühstück zubereitet. Wir essen und unterhalten uns mit Händen und Füßen. Um 12 Uhr ruft er nochmals bei der Gepäckausgabe an. Endlich ist jemand da. Er fährt uns sehr wehmütig dort hin. Er hätte uns doch noch gerne bei sich gehabt.
Unsere Räder sind heil angekommen. Doch wir ärgern uns immer noch sehr darüber, denn jetzt ist es Mittagszeit und die größte Hitze. Wir fahren aus der Stadt hinaus und suchen erst mal ein schattiges Plätzchen auf einer Picknick-Area. Davon gibt es viele im Iran. Ein Gelände mit Spielplatz und Pavillions. Dort legen wir uns hin und schlafen zwei Stunden. Danach machen wir uns, halbwegs ausgeruht, auf den weiteren Weg. Doch wir kommen nicht weit. Die Müdigkeit und die Hitze hauen uns um. Die Konzentration lässt schwer nach und wir beschließen im nächsten Dorf nach Wasser zu fragen und dann unser Zelt aufzubauen. Ein Mann sitzt im Schatten unter einem Baum. Er beauftragt sogleich zwei Jungs uns Wasser zu holen. In der Zwischenzeit erzählt er uns, dass das Gelände rings um das Dorf ihm gehöre und es absolut kein Problem sei wenn wir dort unser Zelt aufstellen wollen. Irgendwann verabschiedet er sich und geht. Wir wollen soeben mit dem Kochen anfangen, da kommt er schon wieder zurück, mit einem weiteren Mann im Schlepptau. Uns wird mit Händen und Füßen und etwas Englisch erklärt, dass der zweite Mann eine Möglichkeit für uns hat wo wir schlafen und uns waschen können. Wir vermuten, dass sie uns, wie die anderen bisher auch, zu sich nach Hause einladen wollen. Sebastian wird beauftragt alles stehen und liegen zu lassen, er bekommt nun gezeigt was im Angebot steht. Schwupp ist er weg und schwupp, sitze ich mit 5 neugierigen Männern alleine auf der Dorfwiese. Naja, Unterhalutng ist kaum möglich, aber sie bestaunen die Räder und holen mir komische Früchte vom Baum. Sie sehen aus wie Mirabellen, sind aber grasgrün und schmecken völlig unreif.
Nach langer langer Zeit kommt Sebastian mit dem Mann wieder zurück. Der Nachtplatz sei super berichtet er, wir werden da nun hin fahren. Leider konnte er nicht eher kommen, da dort einige Männer saßen die erst einmal eine Runde Cay mit ihm trinken wollten. Wir fahren zum Nachtplatz. Es ist ein Gartengrundsück mit einem winzig kleinen Häusschen drauf. Davor sitzen 5 Männer, Papa mit seinen 4 Söhnen. Sie haben heute dort den Tag verbracht, werden nun ihre Arbeit fertig machen und dann nach Hause, nach Zanjan, fahren. Wir dürften alles nutzen, fließend Wasser und im Häusschen schlafen. Für „Madame Barbara“ wird noch schnell ein Sichtschutz vor das Plumsklo montiert und dann beginnt der gemütliche Teil des Tages, natürlich mit Cay. Später kommen die Ehefrauen noch zu Besuch und bringen Essen mit. Es ist eine sehr lustige Runde. Vor allem amüsieren sie sich darüber, wie wir Sonnenblumenkerne essen. Wie auch schon die 4 Damen in der Türkei. Wir können es nämlich absolut nicht so professionell wie sie 😀 Wir erhalten einen Lehrgang, werden aber noch weiter üben müssen!!
Dann stellen sie fest, dass ich ähnlich heiße wie das Brot, dass sie mitgebracht haben, „Barbari“ und wir halten fest: German technology → Rohloff Radnabe, Iran technology → Mollahs (Relgion → Kopftuch usw).
Es wird dunkel und sie verabschieden sich und lassen uns einen Haufen Essen zurück. Wir müssen sehr hungrig aussehen 😀 Schon während dem Abendessen, ich saß neben der „Hausherrin“, sie hat mir ständig Nachschub geliefert. Ich stand kurz vorm Platzen.
Hundemüde, satt gegessen und mal wieder absolut beeindruckt von der Gastfreundschaft gehen wir schlafen.