Endlich raus aus der Stadt

Am Samstag können wir endlich Dushanbe verlassen. Nachdem wir nun unseren eigenen Kocher wahrhaftig in den Händen halten und wir mittlerweile ja bestens Bescheid wissen wo sich die Postfilialen befinden, beschließen wir den geliehenen Kocher, von Jasmin und Chris, in die Heimat zu schicken, samt unnötiger Dinge die wir noch haben. Dies geht auch ruckzuck. Die Dame bei der Post schnürt wieder ein wundervolles Paket, indem sie eine Stofftasche massschneidert, das Paket darin verstaut, die Enden vernäht und zuguterletzt die Nähte versiegelt, so wie man es aus früheren Zeiten kennt, dieser Wachsstempel. Am Mittag verlassen wir dann endlich die Stadt, in der Hoffnung auf bessere Luft. Doch leider ist dem nicht so, es ist sehr heiß und stickig und sehr diesig. Kommt das vom vielen Staub in der Luft? In der Mittagspause habe ich dann mal wieder einen Platten am Hinterrad. Es ist zum Mäuse melken. Wir machen uns an den ersten Pass und finden ein wunderschönes Plätzchen und können nun unseren Kocher einweihen.


P1020916Am Sonntag wachen wir auf. Direkt vor meinem Zelteingang liegt eine wilde Hündin. Sie sieht Sebastian interessiert beim Tee kochen zu. Sie ist absolut friedlich und weicht uns nicht von der Seite.

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Wir radeln weiter und anstatt über den Pass zu fahren, radeln wir durch den Tunnel. Er ist 4,5 km lang und geht Gott sei Dank ab der Hälfte nur noch bergab. Wir rollen hinab nach Nurak. Dort gibt es einen Stausee der zur Stromerzeugung genutzt wird. Wir wollen uns das ganze mal genauer ansehen, weshalb wir die Hauptroute verlassen und in das Tal hinein fahren. Die Luft ist hier richtig angenehm. Ein Thermometer zeigt „nur“ 37 Grad an, es fühlt sich wunderbar frisch an. Wir kommen zu der Staumauer, wir hatten sie uns höher vorgestellt, doch sie ist absolut uninteressant. Viel spektakulärer ist der gigantische Wasserfall der aus dem Berg kommt. Mit voller Wucht, fällt das Wasser im Berg hinab und kommt unten wie auf einer Art Skischanze heraus. Die Gischt ist im Ort noch zu spüren. Nachdem wir genug gesehen haben, radeln wir wieder zurück auf die Hauptroute. Es geht wieder bergauf und ein zweiter Tunnel steht an. Dieser soll zwar kürzer sein, als der vorherige, aber er führt wohl bergauf. Dies ist mir absolut nicht geheuer und da wir hoffen einen schönen Ausblick auf den Stausee zu erhalten wählen wir die alte Passstraße. Fernab vom Verkehr strampeln wir gemütlich aufwärts. Oben angekommen werden wir mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Hätten wir genügend Wasser bei uns gehabt, dann wären wir am liebsten dort geblieben. Doch dies ist nicht der Fall, weshalb wir wieder bergab ins Tal fahren, in der Hoffnung im See baden zu können. Baden kann man dort wohl, wir finden jedoch nicht die Einstiegstelle. So suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen außerhalb.

Am Montag, heute ist Ramadanende, haben alle frei, was sich auf der Straße sehr bemerkbar macht. Es ist sehr ruhig und die meisten Autos sind Taxen die Touristen von Dushanbe in das Pamirgebirge bringen. Wir genießen diese Ruhe sehr. Es geht stetig auf und ab. Zunächst auf perfekter Straße, dann wird sie zunehmend schlechter und gegen Mittag wird es dann auch noch sehr heiß. Wir erreichen recht früh einen kleinen Fluss und beschließen dort die Nacht zu verbringen. Wie immer sind etliche Männer dort zum Baden. Wir suchen uns ein Plätzchen etwas abseits. Es ist sehr schwül und selbst sitzend im Schatten läuft einem der Schweiß, es ist unangenehm. Ich pfeife heute auf all die Kultur und steige selbst auch ins Wasser, vor den Augen der Männer ( Okay, das T-shirt habe ich noch an ;-)) Warum soll ich am Ufer sitzen und schwitzen während sich alle anderen abkühlen? Wir erhalten Besuch von zwei jungen Männern, 17 Jahre alt. Sie laden uns nach Hause ein, doch wir lehnen ab. Es wird mit der Zeit einfach zu viel. Sie bleiben ziemlich lange bei uns und beobachten uns beim Kochen. Dann verabschieden sie sich. Wenig später stehen sie wieder da, zwei Tüten und eine Wassermelone in der Hand. Alles für uns. In der einen Tüte befindet sich Brot und Kekse, in der anderen Tüte ein Kilo Tomaten. Jetzt wissen wir schon mal was es die nächsten Tage zu essen gibt 🙂

Am Dienstag sind wir recht zeitig dran und könnten mal früh los doch siehe da, ich habe schon wieder einen Platten. Dieses Mal am Vorderrad. Das gibt es doch nicht. So langsam ist es sehr nervend. Mit einiger Verspätung radeln wir dann endlich los. Die Luft ist heute noch schlimmer als in den vergangenen Tagen. Man sieht überhaupt keine Berge mehr, obwohl ringsherum ziemlich hohe sein müssten. Doch andererseits hat es ein Gutes, die Sonne hat keine Kraft hindurch zu kommen. Es ist zwar ziemlich warm, aber nicht so heiß und schwül wie am Vortag.
Hinter Kulob, treffen wir dann auf ein holländisch-schweizer Radlerpaar, Sabine und Ivo. Sie wollen nach Neuseeland radeln und haben nun erst mal den gleichen Weg vor sich wie wir. Wir fahren gemeinsam weiter und suchen uns einen Nachtplatz, kochen gemeinsam und plaudern. Es ist schön mal wieder zusammen zu sitzen, sich auszutauschen etc.! Wir sind gerade im Zelt, da hören wir Schüsse und sehen rote Kugeln, nicht weit entfernt von uns fliegen. Es ist sehr unheimlich. Wir sehen nach, wir befinden uns in der Nähe eines Truppenübungsplatzes und scheinbar machen sie nun Schießübungen. Doch Gott sei Dank nicht in unsere Richtung.

Am Mittwoch, starten wir sehr früh. Wir wollen rechtzeitig oben auf dem Pass ankommen, ehe es wieder heiß wird. Von anderen Radlern wurden wir schon gewarnt, wir sollen uns nicht auf die Abfahrt freuen. Nun wissen wir auch warum. Genau so lange wie wir nach oben gebraucht haben, brauchen wir auch wieder runter. Der Straßenbelag besteht aus festgefahrenem Schotter, großen Löchern, Waschbrettpiste und teilweise sandige Abschnitte in denen das Rad leicht versinkt bzw. hin und her rutscht. Die Abfahrt ist ziemlich anstrengend doch wir werden belohnt durch die gigantische Landschaft. Leider auch heute wieder eingeschränkte Sicht. Wir erreichen den Panj. Der Grenzfluss zu Afghanistan und suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Mittlerweile sind wir zu Fünft. Auf dem letzten Kilometer begegnete uns ein Amerikaner. Ein wahrer Freak. Er hat nur einen Wanderrucksack auf seinem Rücken und sein Rad hat schon einige Defekte, weshalb er die letzten Kilometer zum Teil zu Fuß zurück gelegt hat. Ob er auf den Pamir-Highway kommt ist sehr fraglich.

 

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