Wunderschöne Landschaft

Und täglich grüßt das Murmeltier! – Wir wollen gerade unseren Zeltplatz verlassen, da hat Sebastian mal wieder einen Platten, um genauer zu sein, 4 Löcher im Schlauch!! Der Schlauch wird gewechselt, dann geht es los nach Toktogul. Das Wetter ist super, in der Nacht war es sehr windig und alle schlechten Wolken wurden davon geblasen. Es geht mal wieder auf und ab, auf und ab, vom See sehen wir so gut wie nichts, da wir ständig hinter einer Hügelkette fahren. Nach Toktogul, geht es dann in ein Tal, dass zum Alabel Pass führt (3175 Hm). Es ist ein sehr langes und im Moment enges Tal. An den Straßenrändern gibt es alle paar Meter Honig-Verkaufsstände sowie Cafés, die von den LKW-Fahrern gut besucht werden. Je höher wir kommen, desto öfter sehen wir hübsche Picknick-Plätze am Bach. Am Abend wählen wir uns einen aus, leider sieht man am Müll, dass dieser wohl sehr beliebt ist.
Insgesamt müssen wir leider erwähnen, dass die Kirgisen sehr gerne zum Alkohol greifen. Schon zum Mittagessen steht die Flasche Schnaps auf dem Tisch und um 14 Uhr sitzen sie alkoholisiert am Straßenrand, bzw. vor kleinen Einkaufsläden, Männlein wie Weiblein. Es ist erschreckend und traurig, sie so zu sehen. Einige steigen auch, nach ihrem Umtrunk in das Auto ein. Da erklärt sich ja dann von selbst woher der absurde Fahrstil kommt. Hat unser Reiseführer doch recht und Kirgisien ist ein armes Land, das es seiner Bevölkerung keine Zukunftschancen bieten kann? Im Moment bin ich sehr skeptisch, was den Kontakt zu den Kirgisen angeht. Sie lachen wenig, wenn man sie grüßt, grüßen manche nicht einmal zurück. Ich kann sie noch gar nicht einschätzen. Mal sehen wie das in den nächsten Tagen wird.

Am nächsten Morgen starten wir los. Es dauert lange bis die Sonne im Tal ankommt. Wir radeln immer höher hinauf. Die Steigung ist sehr angenehm, was jedoch den Nachteil hat, dass es lange dauert bis wir mal ein paar Höhenmeter zusammen bekommen. Nach wie vor gibt es jede Menge Honig zu kaufen, flüssigen Honig, flüssigen Honig mit einem Stück Wabe, festen Honig, fester Honig mit Bienen…
Plötzlich öffnet sich das Tal. Die Landschaft erinnert an die Alpen, nur mit einer Ausnahme, dass hier Jurten stehen. Eine wunderschöne Gegend.
Wir strampeln weiter und weiter, bis wir nach 5 Stunden endlich die Passhöhe erreichen. Es nieselt leicht und leider gibt es hier kein Café wo wir heiße Schokolade bekommen oder eine Bratwurst-Bude, so wie in der Schweiz. Also ziehen wir uns schnell was warmes an, schießen das obligatorische „Wir-haben-endlich-den-Pass-erreicht-Foto“ und radeln hinab in das nächste Tal. Wir kommen super voran, was heißt, dass wir es einfach rollen lassen können und so sausen wir hinab und gewinnen etliche Kilometer hinzu. Während der Abfahrt reist die Wolkendecke wieder auf, die Sonne kommt heraus und wir haben eine wunderschöne Abendstimmung in einer herrlichen Landschaft. Überall sind Jurten verteilt, Pferde und Kühe weiden. Es ist ein schönes Bild. Doch wir stellen auch fest, dass einige Jurten bereits abgebaut wurden und die Besitzer in tiefere Täler zurückgekehrt sind. Immer wieder findet man verlassene Stellplätze vor. Und die Zurückgebliebenen sind bereits am Abbau. Vor wenigen Wochen, vielleicht auch Tagen, müssen hier die Jurten aus dem Boden gewachsen sein wie Pilze.
Wir haben einen Schlafplatz, abseits der Straße gefunden. Mittlerweile ist es stockfinster (20 Uhr) und wir haben ein Geräusch in der Nähe wahrgenommen. Ich habe mal vorsichtig aus dem Zelt gelinst, da stehen ca. 14 Pferde. Als Sebastian soeben eine Nachtaufnahme von ihnen machen wollte, sind sie auf und davon, in Windes Eile. Nun kamen sie wieder zurück. Ich hoffe, dass sie ein sensibles Nervensystem haben und uns in den kommenden Stunden nicht nieder trampeln. Mit 83 km und 1770 Höhenmetern war dies zahlenmäßig der anstrengendste Tag unserer Reise. Gefühlt waren es jedoch die Tage rund um den Zor-Kul.

2 Gedanken zu „Wunderschöne Landschaft

  1. Welzenbach Hiltrud

    Hallo Sebastian und Barbara, sehr schöne Bilder und Berichte, ich freue mich immer wieder von euch zu hören und die Berichte zu lesen. Wünsche euch eine weitere schöne Reise. Hiltrud und Hermann

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