Wir sind nicht lange unterwegs, da durchqueren wir eine Ortschaft. Direkt auf der Straße, auf der wir gerade fahren ist ein kleiner Basar, wir steigen ab und schieben durch die Verkaufsstände hindurch. Im Großen und Ganzen ist er ähnlich, wie in den anderen Ländern auch, ein Unterschied ist jedoch, dass wir hier jede Menge Tiere sehen, wie z.B. Hühner, die jedoch schon so „kaputt“ sind, dass sie das Gaggern mittlerweile aufgegeben haben und Schafe, die mit ansehen müssen wie ihre Freunde schon am Fleischerhaken hängen. Dort werden sie als nächstes landen, nun ja, so kann man wenigstens sagen: „das Fleisch war frisch“…..
Wir kaufen Äpfel, eigentlich wollte ich nur 6 Stück, doch der nette Mann wiegt nach Gefühl und hier gehen nur Kilos über den Tisch, also packt er noch vier weitere oben drauf. Na super, wer soll die denn jetzt alle fahren? Ich habe kein Tuck-Tuck mit Elektromotor!!
- gegenüber unseres Zeltplatzes
- ohoh…da werde ich wohl auch bald hängen…
- der Teddy muss mit 😀
Wir radeln weiter, dieses Mal ist die Nebenstraße in einem guten Zustand und so erreichen wir schnell die Stadt, bei der wir dachten, dass wir sie gestern schon erreicht hätten. Sie ist ziemlich groß, dennoch ist der Verkehr sehr überschaubar. Wir steuern einen Handy-Laden an, da wir eine Sim-Karte für unser Handy brauchen. In Tadjikistan und Kirgistan hatten wir auch Sim-Karten besorgt, das ging in der Regel sehr schnell und problemlos. So betritt Sebastian den Laden, ich bleibe wieder bei den Rädern stehen. Er kann so was einfach besser managen als ich! Die Zeit vergeht, ich stehe direkt an einer Kreuzung und kann jede Menge beobachten. Doch langsam wird es frisch, wo bleibt er denn? Ich schaue in den Laden hinein und sehe wie Sebastian an der Verkaufstheke sitzt. Scheinbar ist alles noch in Arbeit, ich gehe wieder raus. Mittlerweile ist die Schule aus, jede Menge Schüler kommen auf Rädern und Motorrollern vorbei. Sie tragen hier nicht die feinen Anzüge wie in Kirgistan. Hier sieht die Schuluniform eher wie ein Sportanzug aus. Die Zeit vergeht und Sebastian ist noch immer nicht zurück. Ich schaue wieder in den Laden, er sitzt immer noch an der Theke, ich rufe ihm zu. Kein Problem sagt er, gleich ist alles fertig. Also gehe ich wieder raus. Dann, endlich, steht er auf der Straße. An die 40 Minuten hat das nun gedauert und es muss eine schwere, eine sehr schwere Geburt gewesen sein.
- Kind an Bord!
Nun, es ist mittlerweile nach 12 Uhr Ortszeit. Wir sind hungrig und so soll seine Mühe belohnt werden. Wir fahren aus der Stadt hinaus und kehren in ein kleines Straßenrestaurant ein. Es hängen wieder Schilder aus, auf denen Essen abgebildet ist. Doch mittlerweile haben wir gelernt, dass es nicht unbedingt bedeutet, dass auch dieses Essen angeboten wird. So sehen wir uns bei den anderen Gästen um und da wir ihr Essen ziemlich schmackhaft finden, deuten wir darauf und bestellen es hiermit. Es gibt Nudeln mit Gemüse und natürlich Hammelfleisch. Wir dachten eigentlich, dass uns nun der Hammel, in China, verlässt. Doch dem ist nicht so. Überall wird er hinein gehäkselt. 🙁 Ich kann ihn einfach nicht mehr sehen, zu viele unschöne Erinnerungen rufen den absoluten Ekel in mir hervor. Somit wird er aussortiert und landet beim hungrigen Sebastian im Teller! Danach schmeckt das Essen wirklich super lecker! Eine neue Herausforderung kommt nun auf uns bzw. Sebastian zu: mit Stäbchen essen! Doch dafür, dass er dies zum ersten Mal macht, schlägt er sich super! Er ist richtig stolz auf sich! Ich wusste schon immer, ein Russe wird er nicht werden, aber ein Chinese! Dazu hat er schon den richtigen „Chinesen-Bart“ (paar Haare am Kinn, so wenige, dass man sie zählen kann!) und mit Stäbchen kann er nun schon die kleinsten Brocken Fleisch und Gemüse sowie „Flutsch-Nudeln“ aufladen, das wird noch. Jetzt muss er noch ein bisschen chinesisch sprechen und inbrünstig in der Gegend herum rotzen und dann kommt er als geborener Chinese nach Hause 😀
Nach unserem Mittagessen fahren wir gestärkt weiter. Irgendwann hört die Nebenstraße auf, wir müssen auf die Autobahn fahren. Warum? Weil links und rechts nur noch Steppe ist. Hier will niemand mehr mit seinem Tuck-Tuck hin. Also strampeln wir wieder neben den Lkws her.
- genau, da wollen wir hin
- Rastplatz mit chin. Mauer
Eigentlich würden wir gerne nochmals Wasser tanken, doch es ist kein Haus in Sicht. Wir liefern uns ein kleines Katz und Maus-Spiel mit drei Männer von der Baustelle. Alle paar Kilometer müssen sie Pfosten an der Mittelleitplanke sichern, während sie dies tun, überholen wir sie, dann sind sie fertig, fahren paar Kilometer weiter, überholen uns, halten wieder an, arbeiten wieder… So geschieht das bestimmt sechs mal. Einer der Dreien grinst jedes Mal wenn wir kommen. Da die Autobahn wieder an der Seite durch eine Leitplanke sowie zwei Zäune gesichert ist, nutzen wir die Gelegenheit, als die Mittelleitplanke und die Leitplanke auf der gegenüber liegenden Seite fehlt und huschen schnell hinüber. Dort sind auch etliche Meter frei, bis der Zaun beginnt, so können wir dort getrost das Zelt aufstellen. Autobahnromantik pur!