Es ist kaum zu glauben, doch ich wache mal wieder in der Nacht auf, da ich Stimmen höre und unser Zelt im Lichtkegel dreier Taschenlampen steht. Ich blicke hinaus und kann in ca. 50 Metern Entfernung drei Männer laufen sehen. Sie suchen mit ihren Lampen wieder mal Büsche und Bäume ab und gehen dann zielstrebig zur Straße zurück.
Ein Blick auf die Uhr, es ist nachts um 2!!! Was um Himmels Willen suchen die Menschen um diese Uhrzeit da draußen??
Ich döse wieder ein, kurz darauf höre ich nochmals Stimmen, doch auch diese entfernen sich wieder. Mittlerweile könnte ich mich ja mal daran gewöhnen, die Asiaten geistern halt gern zu später Stunde im Wald und auf dem Feld umher, doch irgendwie überwältigt mich immer wieder so ein ungutes Gefühl. Die restliche Nacht kommt dann jedoch niemand mehr.
Wir machen uns auf den weiteren Weg und folgen einer sehr staubigen Sandstraße, es ist sehr heiß, da das Land ringsherum gerodet wurde, gibt es auch weit und breit keinen Schatten.
Nachdem wir genug haben, steigen wir wieder auf die Räder und folgen nun dem Feldweg, und stoßen somit auch wieder auf die gespeicherte Route. Na super, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Irgendwie erinnert es an Schnitzeljagd 😀 Der Weg wird zunehmend kleiner. Am Ende sind es eigentlich nur noch die „Fußspuren“ der Mopeds. Wir radeln durch gerodetes Land. Wo vor kurzem noch Dschungel war, qualmt es jetzt nur noch aus dem Boden raus. Es ist ein trauriger Anblick. Mitten drin tauchen dann immer wieder kleine Hütten auf, die Bewohner gucken uns zumeist sehr irritiert an, wohl eher eine Seltenheit, dass sich hier Touristen hin verirren, doch die meisten lachen uns freundlich zu. Welch ein Leben, kein Baum , keine Strauch, nichts was Schatten spendet und noch nicht einmal Wasser vor Ort.
Die Sonne hat für heute ihren höchsten Punkt erreicht und brutzelt erbarmungslos auf uns nieder. Da erscheint uns doch der kleine Laden, mitten in der Pampa, wie eine Fatamorgana. Ein willkommener Pausenstopp, um die Getränkeflaschen zu füllen und den Zuckerhaushalt zu regulieren.
Gestärkt steigen wir wieder auf die Räder und folgen dem Weg, das reinste Abenteuer. Zwei große Schlammlöcher werden zur Herausforderung sowie drei Steigungen. Alles in allem gleicht unsere Strecke einem Mountainbike-Weg.
Wir erreichen ein Dorf und kehren bei einem, für die geografischen Verhältnisse, super ausgestatteten Laden ein. Es geht schon gegen Abend zu und so wollen wir fragen ob wir neben dem Laden zelten dürfen. Auf Grund der Mienenproblematik und der Tatsache, dass der Kambodschaner selbst in der Nacht noch Lust hat kleine Waldbrände zu entfachen, wollen wir lieber in der Nähe der Einheimischen bleiben.
Wir bekommen das Okay, fürs zelten und während Sebastian noch im Laden nach essbaren Dingen stöbert, erzählt mir die Besitzerin, mit Hilfe des Ohne-Wörter-Buches, dass es in 400 m Entfernung eine „Dusche“ gäbe, wir könnten sie nicht verfehlen. Na das klingt doch super. Wir sind eingestaubt von Kopf bis Fuß, da kommt uns eine große Wäsche gerade gelegen. Vielleicht kann man da auch zelten?? So steigt Sebastian aufs Rad, er will sich das mal ansehen. Ich bleibe bei der Frau. Die Kommunikation ist recht mühsam und verläuft schleppend, doch immerhin weiß ich nun, dass sie die Hornhaut an ihren Fersen nicht leiden kann und deshalb mit ihren langen Fingernägeln abpopelt. Na prima 🙂
Sebastian kehrt zurück, doch er konnte nichts finden, obwohl er noch ein ganzes Stück weiter gefahren ist. Das gibt es doch nicht, da muss nun der Ehemann her und ehe Sebastian weiß, was mit ihm geschieht, sitzt er auf einem Motorroller und saust mit dem Mann davon. 15 Minuten später sind sie wieder zurück. Es gibt die Dusche! Es ist ein Bach und er ist in etwa 4 km entfernt und zelten kann man da auch. Da ist ja nun die Entscheidung gefallen. Da fahren wir hin! Wir bedanken uns bei den beiden, verstauen den Einkauf und strampeln zur „Dusche“. Das ganze Dorf geht hier baden, wäscht Wäsche oder holt sich dort kanisterweise das Wasser für zu Hause. Als wir ankommen sitzen bereits schon ein paar Frauen und Männer im Wasser und so gesellen wir uns einfach hinzu. Ich tue es den Frauen gleich und steige in meiner kompletten Montur hinein. Kommt mir gerade gelegen, denn T-shirt und Hose sind völlig eingestaubt. Neugierig aber dennoch sehr zurück haltend werden wir von den Einheimischen beobachtet.
Frisch gewaschen, bitten wir eine Frau in der Nähe ihres Hauses zelten zu dürfen. Gar kein Thema das geht klar. Während ich Blumenkohl, Knoblauch und Reis zubereite, kommt sie mit zwei jungen Burschen hinzu und sieht mir bei der Arbeit zu. Sebastian und ich machen da traditionell keine langen Kochorgien. Da wird in der Regel alles klein geschnippelt, was länger braucht zum Gar werden kommt zuerst in den Topf, der Rest wandert nach und nach hinterher. Nichts mit anbraten und co.. So sieht sie mir völlig entgeistert zu, zum Blumenkohl möchte sie mir etwas sagen, doch es hapert sehr an der Verständigung weshalb sie bald aufgibt. Irgendwann hat sie genug gesehen, ihre Aufmerksamkeit wird auf die zwei Autos gelenkt, die im Wasser stecken blieben und nun nicht mehr raus kommen wollen.