Als wir aufwachen hängen dichte Wolken rings herum. Sie sind recht tief, so dass man meint, man könnte sie anfassen. Erstaunlicherweise ist unser Zelt noch trocken. Kein Kondenswasser von innen, gar nichts. Merkwürdig. Ich habe Mamas Worte in den Ohren. Früher sagte sie immer: „Wenn das Zelt am Morgen trocken ist, dann kommt schlechtes Wetter!“ Stimmt das? Bisher konnten wir das noch nicht so recht beurteilen, es scheint wohl nicht auf Asien zuzutreffen.
Während wir frühstücken beginnt es ganz leicht zu nieseln. Wir packen hurtig ein und sehen zu, dass wir weiter kommen. Die Wolken hängen in der Hügelkette, Himmel und Meer scheinen Eins zu sein. Wir folgen dem Küstenweg, es ist eine Art Feldweg, relativ flach verläuft er oberhalb vom Meer, der blühende Ginster, die Margariten, Kamille und irgendetwas Lilanes sind die einzigen Farbtupfer in diesem Grau. Es macht Spass hier zu radeln, Natur pur und völlige Einsamkeit. Uns wird wieder mal bewusst: Das sind die Landschaften die wir lieben. Wir brauchen keinen Dschungel, Reisfelder und Treibhaus-Temperaturen. Die schroffe, teils karge und vor allem unberührte Natur, das ist es was uns gefällt.
Nach ein paar Stunden erreichen wir das erste Dorf. Mittlerweile wurde uns klar, weshalb die Einheimischen gestern immer nur mit dem Kopf schüttelten, wenn Sebastian ihnen erklärte, dass wir an der Küste entlang, nach Bandirma fahren wollen. Diesen Feldweg wird wohl keiner mit dem Auto auf sich nehmen.
Nachdem wir das erste Dörfchen passiert hatten ging es wieder auf Asphalt weiter. Wir waren gerade dabei, den gefühlt 20. Hügel zu erklimmen, als ein Polizeiwagen uns aufhielt. Sie wollten unsere Pässe sehen, dann fuhren sie weiter. Unserer Meinung nach mal wieder reine Neugierde, mehr nicht.
Die Straße verläuft weiter, direkt an der Küste. Diese fällt zum Teil steil bergab ins Meer. Am Nachmittag lichten sich die Wolken und die Sonne kommt heraus. Gut so, denn ohne sie war es doch recht frisch.
Wir erreichen Bandirma und machen erst einmal Pause. Dann machen wir uns auf den Weg zu einem offiziellen Campingplatz. Erste dunkle Wolken ziehen auf. Als wir alles aufgebaut und geduscht hatten, das Essen fertig gekocht und die frische Wäsche zum Trocknen aufgehängt war, brach das Gewitter über uns herein. Nun sitzen wir im Zelt, seit einer Stunde regnet es, momentan ist das Gewitter direkt über uns. Mama hatte recht 😉