Der Unbekannte und die Schokolade

Früh machen wir uns auf den Weg. Wir wollen nicht schon wieder in den Tag hinein trödeln. Doch es dauert nicht lange, da halten wir schon wieder an. Grund ist ein Engländer. Er kommt uns auf seinem bepackten Rad entgegen. Er will dort hin wo wir das letzte Jahr waren. Natürlich können wir ihm hierzu einige Infos geben. Es ist ein seltsames Gefühl. Einerseits ist es Wahnsinn, dass man einem Radler ganz spontan mal ein paar Infos über Länder geben kann, die mehr als tausende Kilometer entfernt sind. Es kommt Wehmut auf und es wird einem bewusst, dass man da vor kurzem auch noch war, gleichzeitig denkt man sich aber: „Arme Sau, da hat er ja noch was vor sich.“ 😀 Es war der erste Reiseradler der uns nun entgegen kam. Wir sind gespannt ob noch ein paar folgen werden.

Wir radeln weiter, die Straße führt ein wenig ins Landesinnere, am Mittag erreichen wir dann wieder die Küste und machen Mittagspause. Die Sonne brennt gewaltig vom Himmel runter. Innerhalb der letzten 5 Tage haben wir so viel Sonnencreme verschmiert wie schon lange nicht mehr. Es scheint uns als sei die Sonne hier kräftiger als im restlichen Asien. Wir können es uns noch nicht ganz erklären.

Am Nachmittag springe ich schnell in einen Einkaufsladen hinein und erledige eine paar Besorgungen für das Abendessen. Als ich an der Kasse stehe, kommt ein kleiner, pummeliger, aufgestumpter, alter und absolut nicht attraktiver Mann, er prabbelt irgendetwas auf Türkisch und wedelt mit einer Tafel Schokolade vor mir herum. „Ja Ja.“ Sage ich, „kannst vor mich gehen, wenn du sonst nichts hast.“ Er legt die Tafel aufs Band, dann verschwindet er kurz. Dem Kassierer dauert es zu lange, weshalb er dann doch mit meinem Einkauf beginnt und abkassiert. Als ich gerade dabei bin den Laden zu verlassen, kommt der kleine pummelige Mann wieder zurück und ruft ganz energisch hinter mir her. Ich drehe mich um um zu sehen was los ist. Schon wieder fuchtelt er mit der Tafel Schokolade herum und drückt gleichzeitig dem Kassierer Geld in die Hand. Anschließend eilt er zu mir und drückt mir mit einem Lächeln die Schokolade in die Hand. Ich bin ganz baff. Wie komme ich denn zu dieser Ehre?? Er macht nicht viele Worte. Ich hätte sie ja eh nicht verstanden 😀 er drehte sich um, bezahlte seinen Rest und ging davon. Verrückte Welt. So stand ich da und war urplötzlich die Besitzerin einer Tafel Schokolade: Pistazie Vollmilch.
Wir strampeln noch ein paar Kilometer und verlassen dann die große Straße. Wir wählen eine kleine Küstenstraße in der Hoffnung auf einen Zeltplatz. In einem Dorf werden wir fündig. Als wir gerade kochen, kommt ein Auto, drei Männer steigen aus, voll bepackt mit Angelequipment. Zuerst stolpern sie ein wenig umher, scheinbar haben wir ihren Platz belegt. Dann kommen sie doch zu uns und fragen ob sie hier angeln drüften. Na klar doch!! Eigentlich müssten wir sie fragen ob wir hier schlafen dürfen. Wir sehen ihnen eine Weile zu und ich biete ihnen von der guten Pistazien-Vollmilch-Schokolade an, doch diese lehnen sie dankend ab. Sie knacken lieber Sonnenblumenkerne. Es ist noch hell, doch uns ist kalt, so verziehen wir uns ins Zelt. Wir sind nicht lange darin, da packen die Männer ihre Sachen zusammen. Bis dato hatten sie keinen einzigen Fisch gefangen. Sind sie nun wegen uns gegangen, damit wir unsere Ruhe haben? Das kann doch fast nicht sein??!

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