Bei super Sonnenschein sitzen wir vor unserem Zelt, frühstücken und genießen den Blick auf das Wasser und die langsam vorbei schwimmenden Riesen Pötte. Es ist kurz nach 8 als wir unseren Nachtplatz verlassen und unseren Weg fort setzen. Nach 25 km erreichen wir die Stadt Canakkale. Hier befindet sich die engste Stelle des Marmara Meers. Sie ist knapp 1,5 km breit. Danach mündet das Marmara Meer ins Mittelmeer. Ebenso ist Canakkale etwas historisch angehaucht. Troja ist ganz in der Nähe. 2004 wurde ein Spielfilm über Troja gedreht, das hölzerne Pferd steht seither an der Promenade.
Wir halten uns nicht lange auf, es ist noch zu früh um Pause zu machen und so folgen wir wieder winzigen Sträßchen an der Küste entlang. Hübsche Villenviertel ziehen sich am Wasser entlang. Das ein oder andere Häuschen würde uns auch gefallen. Und wir stellen uns mal wieder die Frage. Warum eigentlich den Lebensabend in Deutschland verbringen??
Die Aussicht ist herrlich und wir sehen viele viele Kühe. Sie kommen uns wahnsinnige groß und stämmig vor. Wir erinnern uns an einen Opa in Usbekistan. Er erklärte uns damals mit Händen und Füßen und zwei Worten Deutsch, dass die Kühe in Deutschland ganz große Euter hätten. Seine leider nicht. Wir sind zwar noch lange nicht in Deutschland, doch er hat recht, auch die türkischen Euter sehen aus, als würden sie gleich platzen.
Plötzlich haben wir keinen Sinn mehr für Aussicht und dicke Euter, denn der Weg verwandelt sich in einen schlechten Feldweg. Was ist denn nun los? Das darf doch wohl nicht wahr sein? An einem Brunnen kühlen wir die Gemüter und machen Mittagspause, anschließend geht die Holperfahrt weiter. Dieses GPS ist doch Fluch und Segen zugleich. Würden wir nur nach der Papier-Landkarte fahren, dann wären wir hier niemals gelandet und wären mit Sicherheit schon 20 km weiter als jetzt. Doch jetzt kämpfen wir uns über den Feldweg, müssen immer auf den Boden blicken, damit wir kein Loch oder zu großen Stein verpassen und haben gar keine Zeit für schöne Ausblicke. Wir sind froh als wir endlich wieder asphaltierte Straßen erreichen. Doch dies währt nicht lange und man fragt sich was ist schlimmer? Feldweg oder alte trojanische Kopfsteinpflaster?? Das Radeln macht absolut keinen Spass. Wir haben das Gefühl schon Stunden im Sattel zu sitzen doch wenn wir zurück blicken können wir immer noch Canakkale sehen. Welch ein Frust, aber eigentlich nur reine Kopfsache. Der Kopf meint, man müsste schneller und weiter kommen.
Sebastian geht es heute ausnahmsweise mal nicht gut. Das erste Mal auf unsere Reise hat ihn der Heuschnupfen erwischt. Tränende Augen und laufende Nase. Langsam schnieft er sich vorwärts. In einem Dorf müssen pro Mann erst einmal 2 Schokoriegel und ein Eis her halten, danach sieht die Welt wieder besser aus und wir haben Zeit unsere Umgebung wahr zu nehmen. Wo sind wir denn hier gelandet? Das reinste Revoluzzer Dorf!! Hühner und Enten vögeln auf dem Dorfplatz um die Wette als gäbe es keinen Morgen mehr und junge Frauen fahren Traktor oder spazieren in kürzesten Shorts und Trägerhemdchen über die Straße. Was ist denn hier passiert??
Wir steigen ein letztes Mal auf die Räder, passieren die Hauptstraße und suchen einen Schlafplatz. Für alle die mal wieder neue Koch-Ideen brauchen. Probiert mal Bulgur aus. Schmeckt echt lecker, vor allem mit Gemüse.