Ich will ein Eis!

Zwei kleinere Anstiege stehen auf dem Programm, ca. 900 Höhenmeter. Doch diese gehen wir völlig entspannt an und fahren mühelos hinauf. Die angefutterten Süd-Ost-Asiatischen Fettpölsterchen haben sich in den vergangenen Tagen erfolgreich in Muskelmasse umgewandelt. Dies macht sich nun erfreulicherweise deutlich bemerkbar.

Nach dem letzten Anstieg können wir ausnahmsweise mal keine weiteren Berge mehr sehen, die auf uns warten. Ganz im Gegenteil: Flachland liegt vor uns. Wir saußen hinab und könnten nun der Hauptstraße zu den Meteora-Klöstern folgen, doch wir wählen die ruhigere Landstraße und radeln am Fuße einer Bergkette entlang.


Es ist Mittagszeit und sehr heiß. Immer wieder durchfahren wir kleine Dörfchen, diese sind jedoch mausetot. Es ist Siesta, da haben alle Läden geschlossen und niemand lässt sich auf der Straße blicken. Blöd für uns, denn wir hätten gerne unsere Siesta bei einem Eis genossen. So radeln wir weiter und sehen immer wieder vor den Toren der Ortschaften kleine Flüchtlingscamps. Mit Plastikplanen und Wellblech haben sich ein paar Flüchtlinge ihre Unterkünfte gezimmert. Die Erwachsenen sitzen vor ihren „Behausungen“ und die Kinder spielen auf dem Feld. Sehr irritierend an der Sache ist jedoch, dass unzählige Fahrzeuge herum stehen. Größtenteils sind es alte Transporter, man kann aber auch den ein oder anderen BMW entdecken. Wie kommt man denn als Flüchtling zu so einem Auto, bitteschön? Da ist doch was faul? Wir wissen es nicht.
Um 16 Uhr öffnen endlich wieder die Geschäfte, wir sind ziemlich unterzuckert und so leeren wir gemeinsam eine eiskalte 1,5l Fanta und essen ein großes Eis. Das sind die Vorteile an solch einer Reise: Man darf das ganz ohne schlechtes Gewissen 🙂
Völlig gestärkt radeln wir weiter, an einer Tankstelle füllen wir unseren Wasservorrat für den Abend. Der Tankwart und ein weiterer älterer Herr versuchen eine Kommunikation mit uns. Der alte Herr war, als 18 Jähriger ein Jahr in Hamburg, dann musste er wieder zurück nach Griechenland zur Armee. Zwei, drei deutsche Worte sind ihm in Erinnerung geblieben unter anderem: „Deutschland viel Arbeit.“ Er wiederholte es ständig, es muss ihn wohl sehr geprägt haben 😀
Schlechtes Wetter zieht heran, die beiden wollen wissen wo wir schlafen. Sebastian erklärt ihnen das wir ein Zelt haben, da deuten die beiden auf ein Wiesenstück direkt neben der Tankstelle. Es ist ein von der EU gesponserter, aber scheinbar nicht genutzter Picknickplatz, dort können wir schlafen, das sei kein Problem. Das Angebot nehmen wir doch gerne an und lassen uns dort nieder. Wir sind gerade fertig da beginnt es zu regnen.

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