Wer rastet der rostet

Dieses Sprichwort können wir unterschreiben. Nachdem wir nun ein paar Tage nicht geradelt sind und uns mehr oder weniger gut ausgeruht hatten sitzt nun der Wurm in uns.

Wir packten zügig unsere Sachen zusammen ehe die große Hitze kam und verabschiedeten uns von Waldtraut und Werner. Die beiden sind aus Fellbach, schon ein paar Jährchen älter als wir (um genau zu sein könnten es unsere Großeltern sein) doch es war wunderbar mit ihnen, da sie auch schon sehr viel gereist sind, einiges erzählen konnten und neugierig an unserer Reise waren. Viele Stunden verbrachten wir mit ihnen, tauschten Geschichten und Erfahrungen aus und zeigten Bilder. Wir über Usbekistan und Tadjikistan, Werner über Afrika (Durchquerung der Sahara). Es war toll mit den beiden und so fiel der Abschied nicht leicht. Doch irgendwann müssen wir wieder weiter.20150704_0851_P1080200_TZ10 Um kurz nach 9 saßen wir auf den Rädern und strampelten über den holprigen Feldweg zurück zur Hauptstraße. Es war jetzt schon heiß und die Sonne knallte erbarmungslos auf uns nieder. Seit meinem Geburtstag, als es so nass und windig war, hat sich das Wetter wieder stabilisiert und es wird zunehmend heißer, so empfinden wir es zumindest. Also ab in die Berge.
Schon auf dem Weg in die nächste größere Ortschaft bekam ich Halsschmerzen und der Schädel brummte, zu diesem Zeitpunkt saßen wir gerade mal eine halbe Stunde im Sattel. Was ist denn nun los? Sebastian war so lieb und erledigte alle Einkäufe alleine während ich im Schatten stand. Die Taschen waren wieder voll und so machten wir uns auf den Weg Richtung Montenegro. Allerdings nicht der direkte Grenzübergang, der an die Küste führte, wir bogen in ein Tal ab das uns in die Berge brachte. Dort gibt es auch noch einen Übergang.


Es wurde immer heißer und ich fühlte mich müde und kraftlos, dabei ging es noch nicht mal richtig bergauf. In einem kleinen Dorf entdeckten wir einen Brunnen und einen Platz mit Schatten. Es war erst 11 Uhr, doch wir ließen uns dort nieder und schliefen beide ein. Hin und wieder wachte einer von uns auf und um 13 Uhr mussten wir dann mal unser Plätzchen um ein paar Meter verlagern, auf Grund der weiter gewanderten Sonne. Mittlerweile fühlte sich auch Sebastian nicht mehr wohl. Er bekam Heuschnupfen. Man hatte den Eindruck aus seiner Nase lief pures Wasser, ebenso war er ständig am niesen. Meine Güte was ist denn nur los mit uns? Wir überlegten uns wie es weiter gehen soll und wir beschlossen den Weg fort zu setzen. Allein die Hitze trieb uns voran. Dort oben ist es auf jeden Fall deutlich angenehmer als hier unten auf 100 Meter über dem Meer.
So strampelten wir um halb 3 weiter. Ein paar Serpentinen folgten ehe es sich dann auf gerader Strecke immer weiter hinauf zog.
Der Blick zurück

Der Blick zurück

Die Straße war super asphaltiert und die Steigung eigentlich auch angenehm, dennoch mussten wir immer wieder anhalten und verschnaufen. Der Puls raste, der Kopf brummte und Sebastians Nase lief, als wolle sie die erste am Gipfel sein. Es war mühsam und anstrengend und so erreichten wir recht abgekämpft den Berg. Dort oben befand sich ein sehr zersiedeltes Dorf, dazwischen immer wieder Felder. In einem winzigen Dorfladen kauften wir noch Gemüse, dann machten wir uns auf die Suche nach einem Nachtplatz. Die Felder direkt an der Straße waren alle von Zäunen umgeben, hätten wir aber die Hauptstraße mal verlassen, dann hätten wir sicherlich einen Platz gefunden. Doch wir taten es nicht, sondern rollten statt dessen weiter und näherten uns dem Abhang. Ein Blick nach unten kündigte eine gigantische Abfahrt in ein enges Tal an. Der Blick war herrlich, doch einen Schlafplatz konnten wir nicht ausmachen.20150704_1706_IMGP8183_K-30 Anstatt einfach umzudrehen und zwischen den Feldern zu suchen rollten wir langsam weiter. „Da vorne an der Nase, da wird es bestimmt was geben!“ Das waren unsere Gedanken. Aber nein, da kam nichts außer eine Aussichtsplattform. Die wäre natürlich auch sehr reizvoll gewesen und wir spielten damit hier oben die Nacht zu verbringen. Doch Angsthase Barbara gingen wieder mal sämtliche Szenarien durch den Kopf, weshalb sie nicht hier bleiben wollte. Was dann? Zurück fahren oder bergab saußen und nicht wissen was da kommt? Es war wie zum Mäuse melken. Hätte uns jemand beobachtet er hätte wohl gedacht wir machen so etwas zum ersten Mal. Den Eindruck hatten wir allerdings auch. Wir kamen uns nicht wie erfahrene Radler vor, die sich schon seit 14 Monaten fast jeden Abend um ihren Schlafplatz kümmern müssen. Wir entschieden uns für das Bergab fahren. Denn zurück radeln geht nicht. Klingt ziemlich bescheuert, doch das haben wir nun schon öfter fest gestellt: zurück radeln ist das abolute „no go“. Warum? Das wissen wir auch nicht.
So saußten wir bergab immer mit dem Blick nach einem geeigneten Platz. Wir entdeckten einen kleinen Schotterweg der von der Straße weg führte. Diesem folgten wir und landeten nach 100 Metern an einer Kirche. Der Platz davor war steinig aber irgendwie wird es schon passen. Sebastian baute die Hütte auf und ich kochte. Völlig erschöpft aßen wir zu Nacht und krochen nach einer dürftigen Wäsche ins Bett. Mittlerweile hat Sebastian auch Kopfschmerzen bekommen. Na das kann ja heiter werden.

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