Wir starten hochmotiviert, doch die Sonne und der Wind gibt uns den Rest. Schon nach 30 km haben wir große Lust wieder einen Nachtplatz zu suchen. Mit 11 km/h kämpfen wir uns auf der Hauptstraße entlang, machen Pausen, trinken Cay und kommen am frühen Nachmittag in Qara Ziya’Eddin an. Wir fragen uns durch, nach einem kleinen Weg nach Khoy, da wir so das Beste von den beiden Alternativen kombinieren können. Die Hauptstraße mit ca. 75 km und wenig Steigung und den direkten Weg über den Berg mit ca.55 km. Es ist gar nicht so einfach, wir werden von A nach B geschickt und wieder zurück. Ein Mann sagt uns, nachdem wir uns wieder einmal als Deutsche zu erkennen gegeben haben: „I like Hitler, he was a good man“. Ich habe ihm gesagt, dass er eigentlich aus Österreich kam, was er natürlich nicht versteht und wir fahren weiter. Man fährt uns mit dem Mofa oder dem Auto voraus um uns den Weg zu weißen. Nachdem der Mann auf dem Mofa gescheitert ist, brättert er davon. Wir dachten er hat jetzt die Schnauze voll, wir überlegen was wir nun tun sollen. Während wir da herumstehen, kommt er mit seinem Bruder auf dem Moped zurück. Der Bruder ist Lehrer und spricht Englisch. Er erklärt uns, dass der gewünschte Weg nicht zu empfehlen sei und zudem sich ein Gewitter zusammen braut. Wir sollen doch bei ihm Übernachten um dann morgen früh gestärkt den Weg über den Berg anzutreten. Nach mehrmaligem Ablehnen (Gesetzt des Ta’aarof) und einem Telefonat mit seiner Mutter, stimmen wir zu. Ab jetzt beginnt eine Geschichte…
- Eltern und Schwester mit kleinem Sohn kommen hinzu es gibt Wassermelone, Kuchen (ganz viel!) und Cay
- Vor der Rundfahrt, kommt der Bruder der Gemüse anbaut vorbei, wir bekommen jeder eine Tomate und eine Gurke in die Hand, sollen diese mit ins Auto nehmen und essen. Die Schwester rennt schnell nach oben und holt den Salzstreuer, wir nehmen alles mit ins Auto…
- Rundfahrt, Sight Seeing, Batam Zitadelle, Aussichten auf die Stadt und Berge, Freunde von Adel werden per Handy geordert um die Touristen kennen zu lernen und um ein Bild zu machen.
- Unterwegs halten wir an einer Eisdiele, es gibt Zitronen/Melonen Softeis…
- Nach der Rundfahrt ( ca. 21:30 Uhr) viel Essen. (Gurkensalat, Reis, eine Art Gulasch und lamasch (Brot)
- Wir zeigen Bilder, reden viel
- Er ist Lehrer für: Farsi, Mathe, Religion, Computer und Kunst in der 7. Klasse
- Wir sprechen über Deutschland, den Iran, die Ansichten in Deutschland über den Iran, über die iranische Politik (Ajatolla Chomeney, wie er dazu kommt, was er macht und wie er gewählt wird und die Regierung mit Rohani) und über den Islam. Hier haben wir z.B. erfahren, dass die 5 vorgeschriebenen Gebete pro Tag hier (oder generell im Iran?) kombiniert werden, so geht es morgens bei Sonnenaufgang (1 Gebet), dann Mittags (2tes und 3tes Gebet) und bei Sonnenuntergang (4tes und 5tes Gebet) in die Moschee
- Hundemüde gehen wir um Mitternacht ins Bett
- vlnr: Mopedfahrer Adel, Ich ;-), Hadi (Lehrer)
- Big Boss mit Enkel
- Unser Schlafgemach
Barbara und die Kleidung:
Ich fahre heute zum zweiten Mal den ganzen Tag in kompletter „Iran-Frauen-Montur“. Ich empfinde es als sehr unangenehm, zum einen weil es extrem warm ist und zum anderen ich mit meinem Schal irgendwie auf Kriegsfuß stehe. Sobald der Helm weg ist, wedelt er davon oder hängt im Gesicht. Alles nicht so ganz gut. Als wir dann zu den Iranern nach Hause eingeladen werden, sehen sie mir wohl meine Verzweiflung und das Unwohlsein an. Nachdem wir von der Sightsseeing Tour zurück kommen entsteht eine ganz besondere Szene. Mesumeh, die Schwester von Hadi, spricht mich auf türkisch an und zeigt auf mein Kopftuch. Ich weiß nicht was sie mir sagen will. Will sie mir die richtige Wickel-Technik beibringen? Ich versteh sie nicht. Hadi wird hinzu gezogen, er versucht auf Englisch zu übersetzen, doch es klappt auch nicht. Ich weiß noch immer nicht was sie mir sagen möchte. Sie zögert kurz, fragt dann ihren Bruder (vielleicht. um Erlaubnis?) dann kommt sie zu mir, ergreift meinen Schal, alias Kopftuch und entfernt diesen und legt ihn zur Seite. Den restlichen Abend darf ich somit kopftuchfrei bei der Familie verbringen. Ich war so erleichtert. Ich kann es nicht beschreiben, doch es war ein ganz besonderer Moment. Es fühlte sich an wie eine Art Befreiung, kam ich mir doch sehr eingesperrt damit vor.
Ja Babsilein, mit dem Kopftuch machst du jetzt ganz besondere Erfahrung. Wie du schon sagst , dass es dich so sehr befreit hat. Beeindruckend und auch erschreckend, dass es einen Menschen wirklich so „erdrücken und belasten“ kann. Ich finde das so toll, was ihr in jedem Land Neues an Wissen dazu gewinnt. Passt weiterhin auf euch auf, und mach mal bitte ein richtiges Ganzkörperfoto von deiner Kleidung mit Kopftuch 🙂