Ehe wir uns verabschieden machen wir noch ein letztes Mal gemütlich Frühstück in Mä Tews Garten. Wie alle Muttis oder Omas dieser Welt, hat auch Mä Tew ein großes Lunchpaket für uns geschnürt. Bestehend aus 1kg Tamarinde, ca. 500 g Klebereis, an die 10 kleine Hähnchenfleischstücke, 10 lange Bohnen und irgendeine getrocknete fischige Knabberei.
Huog kam auch noch mal vorbei, die Freundin von Jeabs Tochter ebenso, der Rest war auf der Arbeit oder in der Schule. Um 9 Uhr brachen wir dann endgültig auf. Mä Tew fiel es sichtlich schwer uns gehen zu lassen. Ein letzter kurzer Nasencheck (sind die auch wirklich echt? Geht der Knochen nicht bis an die Spitze – so wie bei den Asiaten – wie arg kann man an ihnen wackeln….) dann lies sie uns schweren Herzens ziehen.
Huog begleitete uns noch ein Stück auf seinem Moped, bis sich dann endgültig unsere Wege trennten. Auch uns fiel es schwer zu gehen, hatten wir doch eine so tolle Zeit in der Familie erleben dürfen. Mä Tews Haus war für uns 24 Stunden am Tag geöffnet, wir fühlten uns wie zu Hause. Vielleicht ein positiver Punkt, dass wir uns verabschieden mussten: Wir können nun wieder Essen wie wir es gewohnt sind 😀 In den letzten Tagen wurden wir mit Essen überflutet 😀
Nun, wir lassen Sattahip hinter uns und radeln in die Stadt Pattaya, die berühmt berüchtigte Partyhochburg und bekannt für Sextourismus. Wir wollen uns das nun selbst einmal ansehen, ehe wir dann um 14:30 Uhr in den Zug steigen und nach Bangkok fahren.
Von Sattahip nach Pattaya ist alles komplett bebaut. Man merkt überhaupt nicht so recht, wo eine Stadt auf hört und wo ein Neue anfängt, das Verkehrsaufkommen ist dementsprechend hoch und so sind wir ganz froh, dass wir ab Pattaya einen Zug nutzen können.
Wie erwartet, herrscht in Pattaya ein großer Rummel. Es erweckt den Eindruck, dass hier mehr Ausländer wohnen/leben als Einheimische.
Am Strand rekeln sich sonnenhungrige Touristen, Verkäufer laufen um her und wollen Schmuck, Essen, Tattowierungen und Co. an den Mann oder die Frau bringen. Ein seht buntes Treiben, das wir eine gute Zeit lang von einem Mäuerchen aus beobachten. Teilweise können wir nur schmunzeln, teilweise könnten wir uns aber auch schämen wie sich so manch einer benimmt.
Viele Touris bestaunen auch unsere Räder, mit einem kommen wir etwas ins Gespräch aber ansonsten halten wir Abstand. Wir sind müde, jedem unsere Geschichte zu erzählen.
- nicht ausgelastete Touristen
- alles nicht so leicht 😀
Um halb 3 steigen wir dann in den Zug. Da er 4 Stunden bis Bangkok benötigt, nur 1x am Tag fährt und die Waggons denen der dritten Klasse ähneln, wird er sehr wenig genutzt. Gut für uns, dann haben wir mehr Platz für unser Gepäck.
Ruck zuck ist eingeladen und der Zug setzt sich in Bewegung, alle Fenster sind offen, dass ist auch gut so, wir würden sonst in der Hitze eingehen. Doch einen Nachteil hat’s es ist richtig laut. Aber man kann ja nicht alles haben 😉 Dunkle Wolken ziehen wieder auf. Hin und wieder sehen wir wie es regnet oder große Pfützen auf den Straßen stehen.
- hübsches Reiskörbchen, jetzt habe ich auch endlich eines 🙂
- lange, leckere Bohnen
- deshalb heißt der Klebereis Klebereis 😉
- hier gibt die grüne Fahne das okay für die Weiterfahrt
- schnell noch Handbuch austauschen
- …und Tschüss
Pünktlich um 18 Uhr kommen wir in Bangkok an einem Bahnhof an (dieser ist noch 5km vom Hauptbahnhof entfernt!). Doch der Bahnhof entspricht nicht dem was man von einer Großstadtmetropole erwartet. Als wir aussteigen stehen wir fast schon auf dem zweiten Gleis, es gibt überhaupt keinen richtigen Bahnsteig dazwischen. Der Schaffner bittet uns zügig auf die andere Seite zu gehen, da in wenigen Sekunden/Minuten ein Zug aus der Gegenrichtung einfahren würde. Dann mal hopp hopp.
Nun heißt es nach Joker Ausschau halten doch wir können ihn nicht finden. Auch telefonisch ist er nicht zu erreichen. Was nun? Ist ihm etwas passiert? Wir stehen da und warten und warten. In der Zwischenzeit wird es dunkel und wir überlegen uns einen Plan B. Um 19 Uhr taucht er dann doch auf, mit zwei Radlerfreunden im Schlepptau.
Sie wollen mit uns nach China Town und so wurschdeln wir uns durch die vollen Straßen von Bangkok. Nicht gerade leicht, denn wir befinden uns in Mitten des Feierabendverkehrs. Und mit unserem Gepäck ist es nochmal eine Herausforderung. Wo die anderen drei locker zwischen den Autos hindurch passen müssen wir ganz besonders aufpassen, dass wir keinen Lack verkratzen. Irgendwann erreichen wir dann endlich China-Town. Es ist viel los, Straßen sind zum Teil abgesperrt. Anlässlich des chinesischen Neujahrs wird hier gefeiert und heute gibt es den chinesischen Drachen zu sehen. Während Joker auf die Räder aufpasst schieben wir uns mit seinen Freunden durch das Getümmel. Wir werfen einen Blick auf die Drachen-Show, dann treten wir zügig den Rücktritt an. Es ist uns zu eng und zu warm zwischen all den Menschen. Gehen wir doch lieber etwas essen. Gesagt getan, wir nehmen an einem Suppennudel-Stand platz und füllen die Mägen.
- chinesischer Drachenkopf
Zwischenzeitlich hat Joker erkannt, dass wir gar nicht allzu weit weg sind vom Königspalast und so radeln wir dort auch noch hin.
- Königspalast
- Demokratie Monument
Mittlerweile ist es 21 Uhr und auf den Straßen befinden sich nur noch eine Hand voll Autos, da macht das Radeln richtig Spass. Nach der Besichtigung treten wir den Heimweg an, es ist ca. 22:30 Uhr. Der Heimweg ist von langer Dauer. Joker und seine Freunde wohnen nämlich außerhalb von Bangkok, ca. 35 – 40km entfernt vom Königspalast. Schnell stellt sich heraus, dass die drei jungen Männer ziemlich Orientierungslos sind und so übernimmt Sebastian die Navigation. Ziemlich lustig, wie ich finde. Da kommt so ein daher geradelter Tourist und muss den Einheimischen helfen, dass sie wieder ihr zu Hause finden. 😀 Wir fahren auf die Autobahn auf, sie ist zum Teil mehrstöckig und 4-5-spurig in eine Richtung. Doch es lässt sich gut fahren, da der Verkehr relativ „gering“ ist. Dies ist auch deutlich spürbar am Fahrstil unserer drei Freunde. Sie sind sehr flott unterwegs und ich habe Mühe ihnen zu folgen. Kein Wunder sie sind viel leichter ohne Gepäck. Hin und wieder kann ich mich bei Sebastian in den Windschatten hängen, doch mit jedem Kilometer schwindet meine Kraft. In den vergangenen Tage hatte ich noch ein Röllchen Traubenzucker aus Deutschland in meinen Taschen gefunden. In der Hoffnung, dass diese mir nun helfen können, futtere ich ein Zückerle nach dem andern und ignoriere jegliche Aufschriften, von wegen man könne bei übermäßigen Verzehr Durchfall bekommen.
Um 00:30 Uhr kommen wir dann endlich in Jokers Wohnung an. Ich bin fix und alle. Tot falle ich auf unsere Isomatten und träume von waghalsigen Spurwechseln und Schlängeleien durch den Feierabendverkehr. Um 7 Uhr ist schon wieder Aufstehen angesagt. Denn die Männer haben geplant mit uns nach Ayutthaya zu radeln. Eine alte Hauptstadt von Thailand.