Die Nacht war ganz schön frisch. Die Satteltaschen und das Zelt tragen ein frostiges Kleid.
- ein Möhrchen fürs Möhrchen
Wir radeln weiter auf der Landstraße. Sie ist der reinste Baumwoll-Highway. Eine Unmenge an kleinen Traktoren mit Anhängern, voll beladen mit Baumwolle, fahren die Straße entlang. Sie fahren zu einer großen Abladestation und kommen dann wieder leer zurück. In der Regel haben sie eine Plane als Abdeckung auf dem Anhänger. Doch einige haben sie so schlampig befestigt, so dass sie während der Fahrt immer wieder Baumwolle verlieren. Die Einheimischen nutzen die Chance und sammeln die Wattebäusche ein. Wir nutzen auch die Baumwoll-Traktoren und zwar um in ihrem Windschatten gemütlich, mit 30 kmh, durch die Landschaft zu rollen. Es folgt eine Traktoren-Jagd der anderen. Denn hin und wieder biegen sie auch mal, in unserem Sinne nicht planmäßig von der Straße ab.
Wir erreichen Kuitun. Eine wahnsinnig große Stadt. Dörfer, so wie wir sie seit Beginn unserer Reise kennen, gibt es hier in China nicht. Zumindest hier, wo wir uns gerade befinden. Entweder gibt es eine Stadt, oder Nichts. Doch heute haben wir es mit einer großen Stadt zu tun. Riesige Hochhäuser ragen in den benebelten Himmel. Schon zuvor, sind wir kilometerlang durch Industriegebiete gefahren, die jede Menge Abgase ausstoßen, so sieht die Luft hier auch aus, stickig und grau. Wie wird das erst in den richtig großen Städten?? Es ist Mittag als wir die Stadt erreichen und wir beschließen etwas zu essen. Wir suchen ein kleines Lokal auf. Wir sind in irgendeinem edlen Wohngebiet gelandet. Mehrstöckige Häuser, deren große Einfahrt bewacht wird. Wir stellen die Räder vor dem Lokal ab und schon stehen die Wachmänner neugierig da. Hier sind die Räder gut aufgehoben, da wird ihnen nichts passieren. Das Essen ist lecker, doch ungewohnt scharf. Sebastian hat zeitweise Tränen in den Augen 😀 Es gibt Suppe, Reis, komischen Salat (wir wissen nicht ob das Nudeln oder Käse war, auf jeden Fall war er extrem scharf!), für Sebastian Eintopf mit Fleisch, Sojasprossen und Kartoffeln und für mich Eintopf mit Pilzen, Sojasprossen und Kartoffeln. Scheinbar sahen wir auch so hungrig aus, so dass wir noch eine weitere Portion Reis erhielten. Zu Beginn sind wir die einzigen Gäste im Restaurant, so hat die Inhaberin jede Menge Zeit uns zu beobachten und zu fotografieren, ebenso kommen noch ein paar Wachmänner hinzu und helfen ihr bei ihrer „schwierigen Aufgabe“ 😀 Gott sei Dank können wir so gut mit Stäbchen umgehen. Es wäre sonst die reinste Lachnummer geworden. Die Verständigung ist nach wie vor sehr schwierig, wir verstehen eigentlich nichts und die Chinesen verstehen uns nicht. Doch immerhin konnten wir nach ca. 4 Versuchen „Deutschland“ auf chinesisch richtig aussprechen und so konnte die Dame ihren nächsten Gästen gleich erzählen wo wir her kommen. Das ganze Essen hat uns 4€ und ein paar Fotos gekostet. Ebenso konnten wir eine kurze Video-Aufnahme machen, in der die Frau uns auf chinesisch „Danke und Auf Wiedersehen“ sagt. So können wir nun üben 🙂
- hier befand sich das kleine Lokal
- Köchin
Da unsere Räder bestens bei den Wachmännern aufgehoben sind, huschen wir noch schnell in ein paar Läden. Brot gibt es leider keines, so nehmen wir ein paar Dampfnudeln und Hefegebäck mit. Wir müssen sagen, bei unserem Frühstück müssen wir ab sofort umdenken. Es ist schwierig regelmäßig Brot zu finden, ebenso Marmelade. Käse und Butter gibt es überhaupt nicht. Womöglich müssen wir doch bald zum Frühstück an ein paar Hühnerfüßen, keine Hühnerschenkel!! Hühnerfüße! Knabbern.
Wir verabschieden uns von den Männern und verlassen die Stadt. Etwas außerhalb suchen wir uns einen Nachtplatz. Heute machen wir früher Feierabend. Die letzten Abende war es immer so spät.
Das kann ganz schön anstrengend sein.
- Müllverbrennung
Die leckeren Hühnerfüße sind übrigens ein tolles Abfallprodukt aus deutschen Federviehfarmen, da es hierzulande keinen Markt gibt.
Tierische Grüße und guten Appetit.
Daniel
Interessant, ob dann dort auch besonders beworben wird, dass es aus Deutschland kommt? Bei anderen Produkten ist dies teils so.