In der Nacht hat es weiterhin leicht geregnet, doch wir sind sehr überrascht wie sehr uns das Regengeräusch getäuscht hat. Im Zelt hörte es sich zeitweise so an, als würde es schütten, doch draußen war der Boden fast trocken. Auf Grund der Annahme, dass es viel regnet, schlafen wir erst einmal aus und haben es absolut nicht eilig. Gegen halb 11 radeln wir dann endlich mal los und verlassen endgültig dieses enge Tal. Wir kommen in eine weite Ebene, absolut flaches Land mit viel Landwirtschaft. Es ist nach wie vor sehr bewölkt und kalt, aber trocken und das ist das Wichtigste! Wir verlassen die Hauptstraße und nutzen eine kleine Nebenstraße, hier ist der Verkehr deutlich weniger. Wir fahren durch das Hinterland und erreichen nach ca. 30 km die Stadt Alexandrov. Wir sind leicht durchgefroren und so suchen wir ein gut aussehendes Cafe bzw. Restaurant auf. Während dessen, ruft uns ein Bäcker zu sich um uns ein frisch gebackenes und sehr leckeres Fladenbrot zu schenken. Im Cafe bestellt sich Sebastian eine Suppe, das Übliche: Karotte, Kartoffel, Zwiebel und ein Stück Hammelfleisch. Nachdem es mir in den letzten Tagen so gut ging, will ich es nun wagen und bestelle Mantee. Eine Nudelteigtasche mit Fleisch-Zwiebel-Speckfüllung. Nachdem ich feststelle, dass dort ausreichend Speckwürfel enthalten sind, werden diese erst einmal fein säuberlich entfernt. Ich fühle mich in meinem Vorhaben mal wieder bestätigt, als ich auf einen haarigen Speckbobbel stoße. Er wirkt außerordentlich appetitanregend. :-/ ansonsten schmeckt das Essen recht gut.
Gestärkt fahren wir auf der Hauptstraße weiter. Es herrscht furchtbar viel Verkehr. In einer kleinen Stadt gehen wir auf einen winzigen Basar. Dort werden wir zum ersten Mal, seit dem wir in Kirgisien sind, begeistert von den Verkäuferinnen empfangen.Während ich mich an einem Stand mit einer Frau unterhalte, will Sebastian ein paar Stände weiter nur zwei Karotten kaufen, doch er kommt zurück, mit einer ganzen Tüte voll Gemüse. Das hat ihm die Dame geschenkt, nachdem er ihr erzählte, dass wir aus „Germania“ und mit dem Rad unterwegs sind. Sie meldet diese Informationen auch gleich an die „Brot-Frau“ weiter, was dazu führte, dass wir anstatt zwei Broten, drei in der Tasche hatten. Zwei Gekaufte und ein Geschenktes hinzu.
Die Frauen strahlen über ihre Gesichter und sehen uns begeistert zu, wie wir alles an unseren Rädern verstauen. Ich bin eher etwas ratlos, wenn ich mir die Massen so ansehe. Wer soll das fahren und in welchen Taschen überhaupt? Doch irgendwie klappt’s und dann geht es fix weiter. Wir verlassen wieder die Hauptstraße, da wir noch einen Auftrag zu erfüllen haben. Wir radeln durch lange Alleen, kommen vorbei an kleinen Dörfchen und suchen uns einen Schlafplatz an einem kleinen See. Wir haben einen herrlichen Ausblick, über ein Stoppelfeld, zu einem Dorf und im Hintergrund die hohen Berge. Die Wolken hängen nun höher und legen die Berge frei, sie sind mit Schnee bedeckt. Da hatten wir ja Glück, dass wir gestern noch den Pass passiert hatten, heute würden wir dort oben wohl im Schnee stecken.
Während wir leckeren Gemüseeintopf essen, kommen zwei Hirten und ein Jäger vorbei. Sie grüßen freundlich und sehen uns einen kurzen Augenblick zu, nachdem dann beide Seiten feststellen, dass eine verbale Kommunikation schwierig ist, gehen sie weiter. Es ist erstaunlich und ein schönes Gefühl, wieder so freundlich empfangen zu werden. Seit dem wir die Hauptstraße verlassen haben reagieren die Menschen viel positiver auf uns. So wie wir es aus den vorherigen Ländern kennen gelernt haben.
Wir sind gerade dabei ins Zelt zu kriechen, da kommt der Jäger mit zwei weiteren Männern zurück. Sie wollen heute Abend hier fischen. Kein Problem, das stört uns nicht. Neugierig sehen wir ihnen dabei zu, wie sie das Schlauchboot ins Wasser lassen und die Netze auslegen. Der Jäger beobachtet alles vom Ufer aus während seine beiden Männer auf dem Wasser sind. Er reicht jedem vom uns eine ganze Hand voll Sonnenblumenkerne und so stehen wir, mal wieder Kerne knackend, am Ufer und beobachten das Spektakel. Es wird dunkel und kalt, mich friert es etwas, dies gefällt dem Jäger gar nicht und schwupp die wupp habe ich eine riesige Jacke an, die er aus seinem russischen Jeep zaubert. Sebastian bekommt dann auch noch eine und so stehen wir eine Weile noch da, bis es dann trotz der dicken Jacken kalt wird. Da sich momentan nicht mehr viel tut, außer das die Männer immer noch Netze auslegen, entscheiden wir uns ins Zelt zu kriechen. Doch der Jäger lehnt dies ab. Wie können wir „Touristler“ nur auf die Idee kommen jetzt zu gehen. Ab in den „Russen-Jeep“ da ist es mollig warm 🙂 So sitzen wir zu dritt in seinem Auto, unterhalten uns mit Händen und Füßen, sowie Blatt Papier und Stift und erfahren, dass er heute Nacht 500kg Fisch fangen wird, den er dann später für 2$ pro Kilogram verkauft und dass der kleine See um das 20fache geschrumpft ist, da es keinen Niederschlag gab. Zu später Stunde kommen dann noch Freunde von ihm vorbei, denn gleich wird der erste Schwung Fisch aus dem Wasser geholt und da bekommen sie eine Ladung von ab.
Um 22:30 Uhr ist es dann endlich so weit. Die ersten 250 kg Fisch sind an Land. Riesige Teile sind das, ein Fisch wiegt min. 2 kg. Der Mann, der die ganze Zeit auf dem Wasser war, will uns einen schenken. Wir lehnen dankend ab, wo sollen wir den denn kochen? In unserem kleinen Töpfchen?? 😀
Es ist sehr kalt und die zweite Fuhre wollen wir nicht abwarten. Es ist doch recht langweilig wenn man selbst nichts tut. So verabschieden wir uns und huschen ins Zelt. In der Nacht bekomme ich mit, wie sie um 01:30 Uhr endlich fertig sind und davon fahren. 5 Stunden hat das Fischen nun gedauert, der arme Mann auf dem Wasser tat mir so leid, da er ohne Handschuhe die Fische aus dem kalten Wasser gezogen hat.
Ein Gedanke zu „Beim Fischen“
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Hallo, der Fisch und das Essen sieht wunderbar aus, und euch geht es gut und das Essen schmeckt.
Wünsche euch eine gute Weiterreise und ich geniese die Bericht und Bilder. Hiltrud