Die Nacht war sehr unruhig. Die Pferde waren noch lange in unsere Nähe, was mir nicht so recht behagte. Sie waren zum Teil 5 Meter vom Zelt entfernt, wenn dann ein anderes Pferd etwas entfernt wieherte, galoppierten alle an unserem Zelt los. Ich hatte immer die Bedenken, dass sie unser Zelt nicht rechtzeitig wahrnehmen und uns nieder trampeln. Sebastian störte das wenig, doch ich nervte ihn immer wieder mit meinen Sorgen, 😀 sodass wir beide lange brauchten um in den Schlaf zu finden.
Am Morgen ist es sehr bewölkt aber trocken. Wir packen ein und fahren los. Schon bald halten wir an einer Tankstelle an, um etwas Sprit für unseren Kocher zu tanken. Die Tankstelle ist das wahre Paradies, was M&Ms, Snickers und Co angeht. Weiter geht es Richtung Pass. Es weht ein starker Wind, der uns zum Teil ordentlich den Berg hinauf schiebt, doch nach manch einer Kurve kommt er auch von der Seite oder von Vorne, was einen dann plötzlich völlig ausbremst. Es ist sehr anstrengend und während Sebastian vorne weg flitzt, spüre ich die Anstrengung des gestrigen Tages in den Knochen. Mit jeder Serpentine schwindet die Kraft. Nach drei Stunden Bergfahrt, kommen wir an einen Tunnel. Dieser ist ca. 3 km lang und führt durch den Berg in das gegenüberliegende Tal. Eine alte schottrige Passstraße für in knapp 400 Höhenmetern über den Berg. Doch auf Grund des Wetters, der Tageszeit und meiner Schwäche entscheiden wir uns für den Tunnel. Schon im Vorfeld wurden wir von anderen Radlern und den Leuten aus dem Guesthouse vor diesem Tunnel gewarnt. Es seien schon Radler überfahren worden oder darin erstickt. Schon vor dem Tunnel kommt uns ein wahnsinniger Abgas-Gestank entgegen. Der Tunnel geht von uns aus gesehen bergab, d.h. wir könnten einfach hindurch rollen, doch es reizt uns nicht ihn zu durchfahren. Der Tunnel ist so schmal, dass LKWs, im Wechsel, nur in eine Richtung fahren dürfen. Dies wird per Ampelschaltung geregelt. Genau die richtige Gelegenheit für uns, während einer Rot-Phase eine Mitfahrgelegenheit zu suchen. Zwei Männer erkennen unsere Situation und sprechen uns an. Hierbei muss gesagt werden: diese Zwei kamen vor 5 Minuten aus dem Tunnel aus entgegengesetzter Richtung, d.h. sie wollen gar nicht mehr hindurch fahren. Doch sie riechen den Braten bzw. das Geld und wollen nun noch einmal für uns durch den Tunnel zurück, für 50 $. Pustekuchen! Davon können sie träumen! Wir lehnen dankend ab und machen uns weiter auf die Suche. Nachdem Sebastian 3x vergeblich zurück kommt, versuche ich als Frau mein Glück. Ich finde einen Fahrer und können die Räder so wie sind, hinten aufladen. Bei grün geht es dann los, wir passieren den Tunnel, es ist furchtbar stickig und eng darin. Ob wir da heil heraus gekommen wären, wenn wir durch geradelt wären?? Ich bezweifle es.
Auf der anderen Seite lässt uns der Fahrer wieder raus, wir geben ihm etwas Geld als Dankeschön, dann rollen wir los. Unendlich viele Serpentinen bringen uns immer tiefer in ein wahnsinnig enges Tal. Dort geht es noch lange bergab, doch ein starker Gegenwind bläst, wir müssen rein treten um vorwärts zu kommen, ansonsten würden wir wohl auf der Stelle stehen bleiben. Es ist eigentlich schon ein Sturm. Ich darf mich an Sebastians Hinterrad klemmen und in seinem Windschatten fahren, nur so komme ich noch da hin wo wir uns am Abend befinden. Ich alleine hätte es wohl nie geschafft, da ich so müde und kraftlos bin. Unterwegs beginnt es zu regnen, es ist kalt und dieses Tal erdrückt einen. Es ist eng, steile, schroffe Felsen ragen in den Himmel, alles ist grau. Es ist sehr beklemmend und wir wollen da nur noch hinaus. Völlig schlapp, erreichen wir das Ende des Tals und finden einen etwas abgelegenen aber schönen Platz zum Schlafen, es regnet leicht.
2 Gedanken zu „Der zweite Pass nach Bishkek“
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Das Bild 21 sieht ja dramatisch aus. Da habt Ihr nach oben fotografiert, oder?
Ciao
Martin
Hallo Martin, nein, da habe ich die Kamera laut der internen Wasserwage genau senkrecht gehalten.