Die ersten Touristen in Maraveh-Tapeh

So langsam habe ich das Gefühl, dass wir das erste mal in unserem Leben eine Radreise unternehmen. Ständig passieren uns Dinge, die eigentlich nicht mehr passieren sollten. Vor allem nachdem wir nun schon einige Wochen unterwegs sind.
Aber nun von vorne. Die Nacht war recht angenehm. Wir haben dieses Mal nur das Innenzelt aufgebaut, in der Hoffnung, dass eine bessere Belüftung herrscht. Doch es war immer noch sehr warm.P1020392
Halbwegs ausgeschlafen radeln wir los und passieren nach wenigen Kilometern eine kleine Kreuzung. Laut unserer Karte könnte dies der Abzweig sein den wir nun nehmen müssten um nach Seyyedabad zu gelangen. Sicherheitshalber fragen wir nochmal einen Mann, der gerade mit seinem Auto aus dieser Richtung kommt. Er sagt jedoch, das dies der falsche Weg sei. Wir müssten zurück fahren wo wir gestern her kamen. Das kann doch nicht sein, denken wir uns, dann radeln wir lieber gerade aus weiter, Richtung Maraveh-Tapeh. In dieser Stadt gibt es eine weitere Straße die nach Seyyedabad führt. Wir ärgern uns ein bisschen, dass wir gestern den Abzweig verpasst haben, statt 40 km benötigen wir nun 110 km um in diese Stadt zu gelangen. Ein „kleiner“ Umweg! Wir radeln weiter, in der größten Hitze geht es auf und ab. Wir arbeiten uns die Hügel hinauf, auf ca. 750 m ist es zwar noch heiß aber dennoch angenehm.

P1020396Die ganze Zeit sind wir an Kornfeldern vorbei gefahren, plötzlich erstreckt sich vor uns eine riesige Ebene, sie gleicht einer Mondlandschaft. Wir haben eine gigantische Abfahrt und je tiefer wir kommen desto heißer wird es. Rekord, 53 Grad!! (zwar in der Sonne, doch dieser sind wir ausgeliefert, da weit und breit kein Schatten.) Die Fahrt wird immer mühsamer, doch irgendwann erreichen wir Maraveh-Tapeh. Unser Plan ist nun, dort eine Pause zu machen und uns dann an die Straße Richtung Seyyedabad zu stellen um mal wieder den Daumen raus zu halten. Wir haben ein schattiges Plätzchen im Park gefunden, da dauert es nicht lange, haben wir wieder Besuch von neugierigen Iranern. Einer ist natürlich Englisch-Lehrer, der andere eine Art „Reporter“. Es hat sich wie ein Lauffeuer im Ort herum gesprochen, dass hier zwei Touristen gestrandet sind. Laut den zwei Iranern, seien wir die ersten Touristen in diesem Dorf, deshalb sind sie hoch erfreut und wollen alles tun was in ihrer Macht steht, damit es uns gut geht. Wir erklären ihnen unseren Plan und müssen mit Entsetzen feststellen, dass wir den zweiten Abzweig nach Seyyedabad auch verpasst haben. Er muss irgendwo während der Abfahrt gewesen sein, min. 5 km müssten wir nun zurück radeln (bergauf!!). Wir sind zu tiefst verärgert, in der Karte scheint die Straße falsch eingezeichnet zu sein. Uns ist die Lust am radeln völlig vergangen. Momentan ergibt sich jeden Tag ein neues Hindernis.
Nun, da wir wohl die ersten Touris in diesem Dorf sind, sollen wir natürlich auch hier bleiben. Selbst der Bürgermeister wird über unsere Anwesenheit informiert und dieser beauftragt unsere Gastgeber uns nicht gehen zu lassen. Wir können es ihnen nicht ausreden und wollen ihnen die Freude machen. Also bleiben wir hier. Wir fahren zum Englisch-Lehrer nach Hause. Dort führt der Reporter ein Interview mit uns, dies wird demnächst auf der Homepage des Ortes erscheinen. Wir bekommen die Zeit um uns zurückzuziehen und etwas zu schlafen. Gegen 20 Uhr werden wir geweckt. Es gibt Obst und Brot, eine kleine Stärkung um in Anschluss daran einen kleinen Hügel zu erklimmen von wo aus wir eine schöne Aussicht auf die Umgebung haben und Fotos für die örtliche homepage geknipst werden.


Eigentlich gingen wir davon aus, dass wir beim Lehrer übernachten, doch dieser hat scheinbar per Telefon die Anweisung erhalten, die Touristen an einen sicheren Ort zu bringen, wo sie schlafen können. Wir wissen nicht warum, doch wir haben den Eindruck, dass unsere Gastgeber sehr verunsicher sind im Umgang mit uns. Für Fotos muss ich perfekt gekleidet sein, wenn wir das Haus verlassen soll ich stets bedeckt sein (da fahr ich auf dem Rad ja fast nackig :-D), im Gespräch werden wir gefragt ob wir von Deutschland aus in den Iran „geschickt“ wurden oder ob es eine freiwillige Entscheidung sei? Es kommt sogar zum Thema, dass später ein Mann vorbei kommen würde um unsere Reisepässe zu kontrollieren, doch er kam nicht. Vielleicht haben sie Angst wir seien Spione?? Maybe….
Nun, wir packen unsere Räder und werden in unsere „5-Star-Hotel“ gebracht.IMGP6227

Hier seien wir angeblich sicherer als beim Englisch-Lehrer zu Hause, naja, wir bezweifeln es. Aber immerhin gibt es eine Klimaanlage. Gemeinsam gehen wir noch essen, dann verabschieden wir uns.
Achso und zu guterletzt. Für Morgen früh 7 Uhr steht ein Taxi bereit, dass uns nach Ashkhaneh fährt, sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig zur Turkmenischen Grenze.

3 Gedanken zu „Die ersten Touristen in Maraveh-Tapeh

    1. Sebastian

      Davon gibt es hier scheinbar recht viele, die meisten die wir sehen sind aber tot. Barbara hat jedoch gestern ein paar Meter abseits der Straße ein 1m langes Exemplar gesehen. Beide sind jedoch so erschrocken, dass es kein Bild gibt. 😉 Im bzw. am Zelt hatten wir noch keine Schlangen.

  1. Muh macht die Kuh

    das nenne ich mal gastfreundschaft…mit taxi bestellung, hotel übernachtung (ist das bild aus dem Hotel?). hola die waldfee.
    aber sau ärgerlich mit den abzweigungen, ich hätte mich grün und blau geärgert. vor allem 110 km *fcuk*

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