Die Nacht war sehr erholsam und vor allem ruhig! Den Verkehr der Straße hörten wir kaum und es gab keine nervigen Hunde in der Nachbarschaft die mitten in der Nacht das Bellen anfangen.
Somit schlüpfen wir völlig ausgeruht aus dem Zelt und ich traue meinen Ohren nicht, als ich Sebastians Aufschrei wahrnehme. Was ist passiert? Alle vier Räder! haben einen Platten!! Gibt’s denn so was? Zuerst glauben wir, ein Witzbold hätte sich in der Nacht einen schlechten Scherz erlaubt, dann sehen wir jedoch, dass in den Reifen haufenweise dicke Stacheln stecken. Was für ein Elend….Das muss erst einmal verdaut werden. Also kochen wir uns einen Haferbrei, verfeinert mit etwas Rosinen, dazu gibt es Tee. Anschließend wird geflickt. Während Sebastian sich um die Räder kümmert, baue ich das Zelt ab und räum jeglichen anderen Kram zusammen. Um 11 Uhr können wir dann endlich starten. Mittlerweile haben wir Besuch bekommen, ein älterer Herr der mit zwei Jungs nun Boot fahren geht. Er ist ganz fasziniert von unserer Sonnencreme. Er riecht daran, liest die Aufschrift, dann will er auch etwas davon haben und reibt sich einen Arm ein… Wahrscheinlich kann er nicht verstehen für was man so etwas braucht. Er wirkt sichtlich hilflos.
Wir schwingen uns auf die Räder und ein Unwohlsein begleitet mich schon wieder. Irgendwie ist mir übel und beim Gedanken an unser Frühstück wird es mir richtig schlecht. Das kann doch nicht wahr sein. Seit Osh lief es so super!! Es dauert nicht lange, da hocke ich am Straßenrand, da das Frühstück den Rückweg angetreten hat und in hohem Bogen den Weg nach draußen sucht. Mir ist hundeelend, dennoch radeln wir ein Stück weiter. Beim nächsten Schattenplatz ist dann Schluss. Wir legen uns an einem verlassenen Gebäude auf den Treppenabsatz und im Nu schlafe ich ein. Ich werde wach als zwei belgische Radler vorbei kommen. Sebastian unterhält sich ein wenig mit ihnen. Sie versprechen uns wunderbaren Straßenbelag bis Bishkek! Das klingt doch super! 🙂 Sie radeln weiter, wir bleiben noch ein wenig sitzen. Mittlerweile fühle ich mich besser als vor der Pause und traue mir zu wieder auf das Rad zu steigen. Somit treten dann auch wir die Weiterreise an. Wir fahren vorbei an steilen Felswänden und folgen dem Fluss, der immer wieder gestaut wird. Ebenfalls durchradeln wir mehrere Tunnel. Gott sei Dank sind sie nie länger als 500 Meter. Schon abgekämpft suchen wir Wasser und einen Schlafplatz. Müde erreichen wir eine kleine Ortschaft und kaufen ein. Man merkt, dass man sich dem russischen Gebiet mehr und mehr nähert. Man kann alles suchen, hochprozentigen Alkohol und Zigaretten gibt es immer!
Hinter der Ortschaft können wir schon den weiteren Straßenverlauf erkennen und wir sind uns sofort einig, dass wir dort nicht mehr hin wollen, denn es geht steil bzw. lange bergauf. So suchen wir uns einen Nachtplatz. Doch die Gegend ist noch recht bewohnt. Es scheint schwierig zu werden. Als wir uns gerade einen potentiellen Platz ansehen, hören wir wie uns jemand zuruft. 50 Meter von uns entfernt steht ein älterer Mann auf einem kleinen Feld und winkt uns zu. Was tun? Eigentlich will ich nicht zu ihm, da ich Angst vor einer Einladung bzw. dem damit verbundenen Abendessen habe. Nach den Erlebnissen der vergangenen Tage möchte ich vorerst das Essen der Einheimischen meiden. Doch andererseits ist die Neugierde auch groß, wollen wir die Kirgisen doch kennen lernen. Also fahren wir zu ihm. Er freut sich und hat schon durchschaut, dass wir etwas zum Schlafen suchen. Nachdem wir ihm erklären, dass wir ein Zelt haben ist er begeistert und schaufelt sogleich ein kleines Fleckchen auf seiner Wiese frei, d.h. er legt frisch gemähtes Gras zur Seite damit wir dort Platz haben. Das Plumsklo befindet sich in unmittelbarer Nähe und fließend Wasser gibt es auch, da ein Wasserrohr undicht ist 🙂 Der Mann macht sich im angrenzenden Garten weiter an die Arbeit. Während wir gerade kochen kommt ein Junge zu uns, er hat den Auftrag erhalten uns leckere Tomaten und köstliche Erdbeeren zu bringen. Dann geht auch er in den Garten und hilft dem Mann bei der Arbeit. Nachdem sie fertig sind laufen sie nochmals bei uns vorbei, dann halten die Männer mit zwei Weiteren, Kaffeklatsch an der Straße. Es ist schön eingeladen zu werden, doch ohne zu irgendetwas genötigt und permanent beobachtet zu werden. Wir genießen es sehr und huschen bei Einbruch der Dunkelheit ins Zelt. Mir geht es außerordentlich gut, worüber ich mich sehr freue und hoffe, dass es auch dabei bleibt. All das tadjikische Essen, dass wir noch mit uns führten, flog nun im hohen Bogen aus den Taschen heraus. Es tat mir weh, da ich absolut kein Fan vom Essen weg schmeißen bin, doch es scheint mir nicht geheuer zu sein.
Ein sch… Start in den Tag – es folgt ein Happy End
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