Um halb 7 verlassen wir unsere Unterkunft und wir müssen schmunzeln. In dem Moment als wir aus unserem Zimmer kommen, öffnet sich am Ende des Ganges ebenso eine Tür und ein englisches Ehepaar tritt heraus. Auch sie haben die Hände voll mit Radler-Packtaschen…ja auch sie sind gerade auf dem Weg zum Busbahnhof. Verrückt. Im Umkreis gibt es 10 Unterkünfte, aber nein, unabhängig von einander checken zwei Radlerpärchen im gleichen Gästehaus ein, wohnen auf dem selben Stock und wollen zur gleichen Zeit einen Bus Richtung Luang Prabang nehmen.
So stehen wir eine halbe Stunde später gemeinsam am Busbahnhof und sehen zu wie unser ganzes Gepäck samt Rädern auf dem Dach des Busses verstaut wird. Um kurz vor Acht ist dann Abfahrt. Es geht steil auf und ab und ich bereue es keine Minute im Bus zu sitzen. Diese Hügel hoch und runter fahren, nein danke!! Pippa, die Engländerin, ist mit mir einer Meinung. Der Bus fährt die meiste Zeit nur im 2. und 3. Gang. 4. und 5. bleiben völlig unberührt. Es gibt keine 50 Meter am Stück die flach sind.
Wir sind gerade erst 4 Stunden unterwegs, da hat der Bus eine Panne. Nachdem wir eine Pinkelpause eingelegt hatten, stellte der Busfahrer fest, dass die Lenkung nicht mehr geht. Warum? Das weiß niemand. Das Lenkrad ist jedenfalls blockiert.
Hilft alles nichts, da muss das Auto stehen bleiben. Da wir uns mitten in der Pampa befinden, stehen wir zuerst einmal dumm rum. Mit uns Radlern war noch Victoria an Bord (wie wir später erfahren erforscht sie seit Jahren ethnische Minderheiten) sowie eine kleine/junge laotische Familie (Mama, Papa und Baby). Während wir rum stehen und überlegen wie es weiter geht kommt ein Jeep der deutschen Zusammenarbeit vorbei. Drei junge Männer sitzen darin, darunter zwei Deutsche. Sie raten uns, dass wir Radler auf die Räder steigen und die „Fußgänger“ ein Auto anhalten sollen. Wir sollen in das nächste große Dorf fahren, ca. 10 km nur bergab. Von dort aus hätten wir größere Chancen unsere Fahrt fort zu setzen. Hier in der Pampa könnten wir noch lange warten. Das glauben wir ihnen gerne, denn während wir etwas hilflos am Straßenrand standen fuhren etliche Autos an uns vorbei, doch keiner schien Interesse bzw. das Gefühl zu haben uns zu helfen, sie reduzierten lediglich ihre Geschwindigkeit um zu gaffen, dann fuhren sie einfach weiter.
Also hielten wir den nächsten „Schweine-Lader“ an, auf dessen Pritsche Victoria und die kleine Familie Platz nahm. (Zu diesem Zeitpunkt war der Transporter leer, er roch lediglich nach Schweine-Pipi 😉 ) Bill und Pippa, sowie Sebastian und ich rollten auf unseren Rädern hinab. Im Dorf trafen wir uns wieder und überlegten wie es weiter gehen soll. Victoria stellte sich als außerordentlich engagiert heraus und da sie etwas laotisch sprechen kann, lief sie umher und organisierte die Weiterfahrt, denn unser Busfahrer blieb bei seinem gestrandeten Bus und somit spurlos verschwunden und da nur ein Bus pro Tag fährt, mussten wir uns auch gar nicht erst die Mühe machen auf einen nächsten zu warten. Wir sahen uns schon eine Nacht in diesem Dörfchen verbringen und mit jeder Minute gaben wir es auf, zu hoffen, dass wir heute noch nach Nong Khiao kommen. Doch Victorias Ehrgeiz war geweckt und so saßen wir doch tatsächlich gegen 16 Uhr in einem Songtheo. Ein kleiner Wagen mit überdachter Pritsche. Wenig komfortabel aber nun denn, wer weiß wann wir sonst aus diesem Dorf wieder heraus kommen. Natürlich freute sich der Fahrer sehr über uns gestrandeten Touristen und nahm uns fröhlich aus. Wir zahlten fast nochmal so viel wie für den Bus. Ja was will man machen…. Wir sind halt auch nicht in Deutschland wo man sich bei der Busgesellschaft beschweren könnte und sein Geld evtl. zurück bekommt.
So rumpelten wir über die enge und kurvenreiche Straße. Um 21 Uhr kamen wir dann endlich in Nong Kiao an. Ein sehr touristisches Dörfchen, alleine erkennbar daran, dass jedes Haus quasi ein Gästehaus ist. Wir Radler stiegen aus, Victoria und die laotische Familie fuhren noch etwa eine Stunde weiter. Es ist anzumerken, das Baby hatte in diesen 12 Stunden nur ein einziges Mal geweint. Und das scheinbar auch nur weil es Hunger hatte!!!!
Da wir Radler auch sehr hungrig waren, suchten wir zuerst einmal ein Restaurant auf und stillten unseren Hunger mit leckeren indischen Gerichten. Mit vollem Magen lässt es sich einfacher ein Bett suchen. Doch irgendwie dachten wir da falsch. Denn um 22 Uhr waren alle Schotten dicht. In den Gästehäusern brannten Lichter, aber nur weil sich dahinter ein Tourist befand. Besitzer liesen sich keine auftreiben. Was nun? Mitten im Dorf zelten?? In einer Unterkunft suchten wir wieder nach einem Besitzer und stellten zufällig fest, dass ein Zimmer offen war. Der Schlüssel steckte von außen, das Zimmer war sehr geräumig und sauber und so beschlossen wir vier uns dort einzuquartieren. Hundemüde fielen wir in die Betten bzw. auf die Isomatten.
Hier das Update vom 02.10.2015
Der Fahrer merkte nicht während einer Pause das seine Lenkung versagte. Nein leider bekamen wir es alle während der Fahrt zu spüren. Und so krachten wir frontal in eine Bergwand. Gott sei Dank war der Fahrer auf Grund der Steigungen und Kurven langsam unterwegs sodass alle Insassen heil davon kamen. Ein Kurve früher oder später wären wir nicht in die „schöne“ grüne Wand gefahren sondern den Abhang hinab…
Hier Sebastians Bericht vom 11.12.2014 der nicht veröffentlicht wurde
Wir fahren um 8 Uhr mit dem kleinen Bus los. Unsere beiden Fahrräder und die der beiden Engländer wurden mitsamt dem Gepäck auf dem Dach verstaut. Neben uns 4 fährt noch eine Amerikanerin aus Chiang Mai und ein Loatisches Paar mit Baby mit. Der Bus ist also sehr leer. Gesamt würden 20 Leute rein passen. Die Fahrt geht kräftig auf und ab, keine 50m eben! Es werden zu 70% der zweite, 15% der erste und 15% der dritte Gang genutzt. So schaffen wir pro Stunde ca. 30 km. Nach 5 h, kurz (20 km) vor Vieng Thong passiert es dann. Barbara hat die Augen zu und döst und ich lese in unserem Reiseführer. Der Bus arbeitet sich gerade wieder einmal sehr kurvenreich den Berg hinab. Plötzlich hören wir Schreie, schauen auf und sehen nur die grüne Wand auf uns zu kommen. Ein paar Sekunden später wachen wir auf und sehen uns zwischen allen möglichen Dingen, z.b. Hammer und Messer kreuz und quer zwischen den anderen Passagieren im Bus liegen. Der Bus liegt auf der linken Seite wo auch wir saßen. Schnell steht fest, das keinem etwas ernsteres passiert ist. Ich habe eine dicke Beule am Kopf und die Engländerin hat einen großen blauen Fleck am Oberschenkel. Mein Kopf wird mit Wasser gekühlt und wir sammeln langsam alles aus dem Bus und befreien die Fahrräder vom Dach.
Dabei kommt ein Jeep der GIZ (dt. Gesellschaft für Zusammenarbeit) (auch schon in TDJ getroffen) vorbei. Sie raten uns mit den Fahrrädern bergab nach Vieng Thang zu radeln, dies seien nur 10 km. Nachdem wir uns versichert haben, das jeder sein Hab und Gut bei sich hat, halten wir einen leeren Schweine-Lader an, in diesem sollen Viktoria, die Amerikanerin und die kleine Familie mitfahren, Bill und seine Frau, sowie wir beide steigen auf die Räder und rollen hinab. Erstaunlicherweise ist den Rädern kaum etwas passiert. Lediglich die hinteren Schutzbleche sowie die Rücklichter aller Räder sind kaputt.
Oha, ein beeindruckendes Update. So konntet Ihr aber immerhin die Räder etwas bequemer abladen…
Das ist ja fast illegal! In Deutschland würdet ihr als Hausbesetzer verfolgt werden. 😉
Allerdings, in Deutschland wäre so etwas sicherlich nicht so toll gewesen. Am nächsten Morgen haben sich die Damen nur übers Fahrrad gewundert und waren sich dann nicht im Preis einig. An der Kommunikation untereinander sollten sie noch arbeiten. So sind immerhin 2€ für uns raus gesprungen. 😉