Erzincan – jetzt wirds heiß

Am gestriegen Ruhetag haben wir ein bisschen die recht wenig zu bietende Stadt erkundet. Schon am Morgen haben wir im Fernsehen das Unglück von Soma mitverfolgt. Am Vormittag wurde von der Polizei ein zentraler Platz abgesperrt und wir haben uns gefragt was hier denn los sein wird. Kurz nach der Mittagszeit (evtl. nach dem Gebet am Freitag?) ist ein Demonstrationszug durch die Stadt zu diesem Platz gezogen. Leider haben wir nichts verstanden, doch wir konnten in Erfahrung bringen, dass dies wegen des Unglücks in Soma ist und außerdem gegen Erdogan. Jetzt ist uns auch klar, warum seit Mittwoch die türkischen Flaggen auf Halbmast gehisst sind.

Nach einem leckeren und sehr ausgiebigen Frühstück verlassen wir das Hotel und radeln gegen halb 10 Uhr los.IMGP5320 Es ist herrliches Wetter, strahlend blauer Himmel, vereinzelt ein paar Wolken und richtig warm. Wir radeln raus aus der Stadt und folgen der Hauptstraße.
Sie schlängelt sich flach, manchmal leicht ansteigend, mit jedem Kilometer weiter in ein enges Tal. In diesem Tal gibt es noch eine Bahnlinie und einen Fluss, der im Moment aber recht wenig Wasser führt. Nach der Schneeschmelze ist es sicher ein tosendes Etwas.
Die Sonne brutzelt auf uns nieder, wir kommen gut voran. Ab und an geht ein wenig Wind der für minimale Abkühlung sorgt. Unsere Wasservorräte neigen sich dem Ende zu. In den vergangenen Wochen hatten wir nie Probleme damit, da sich alle paar Kilometer entweder ein kleiner Kiosk, eine Tankstelle oder ein Wasserhahn an der Straße befand. Nun gibt es weit und breit nichts. Wir strampeln weiter und entdecken irgendwann einen kleinen Kiosk. Er erscheint uns wie eine Oase. Wir machen lange Pause und sorgen für reichlich Flüssigkeitszufuhr. Es ist sehr warm. Das Thermometer zeigt an die 30 Grad an. Das ist bisher unser wärmster Tag auf der Reise!
Wir stellen fest, dass wir uns so langsam dem nächsten Land nähern. Die LKWs mit iranischen Kennzeichen häufen sich sehr und bei jedem Halt werden wir von den Einheimischen gefragt ob wir in den Iran fahren wollen.
Nach über 100 km kommen wir in Tercan an. Dort kaufen wir ein und suchen einen Schlafplatz. Etwas außerhalb vom Ort befindet sich eine Moschee und direkt gegenüber ein Umspannwerk. Sebastian geht dort hin und fragt nach Wasser. Er kommt mit dem Pförtner ins Gespräch und macht ihm deutlich, dass wir Richtung Fluss fahren möchten um dort zu übernachten. Der Pförtner winkt ab und erzählt etwas von einem Bär. Er schlägt uns vor auf dem Gelände der Moschee zu zelten. Da ist ringsherum ein Zaun und sollte der Bär dennoch kommen, habe er eine Pistole und könne ihn erschießen. Dabei zeigt er auf seinen Gürtel an dem sich sämtliche Dinge befinden unter anderem die besagte Pistole. Nun gut, wir sind froh und bauen unser Nachtlager auf und stellen uns auf eine laute Nacht ein. Denn wenn der Muezzin wieder „brüllt“ liegen wir direkt darunter. Wir sind gerade damit beschäftigt das Zelt auf zu stellen, da kommt der Pförtner wieder. Er macht uns deutlich, dass er soeben einen Anruf erhalten hat bei dem uns untersagt wird bei der Moschee zu übernachten. Also alles rückgängig machen und weiter fahren. Schade!!! Wir radeln wenige Kilometer weiter Richtung Erzurum und kommen an einen See. Dort finden wir, abseits der Straße ein nettes Plätzchen und richten uns dort häuslich ein. Mal sehen ob heute Nacht der Bär kommt.
Meinen Verletzungen geht es erstaunlich gut. Der Ruhetag hat sich allemal gelohnt!

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