In der Nacht wurden wir oft wach, da eine ziemliche Unruhe im Tempel herrschte. Wir denken mal, es war die Aufregung oder Vorfreude die mit solch einer „Pagoden-Weihung“ einhergeht. Immer wieder hörten wir Menschen reden und umher laufen, nachts um 3 Uhr wachte ich auf, da irgendjemand in den Gemeinschaftsraum kam und den Fernseher einschaltete. Allerdings nur sehr kurz, scheinbar bemerkte er dann, dass wir dort schliefen, denn er ging wieder leise hinaus. Um 4 Uhr liefen dann ein paar Frauen ständig hin und her, gegen 5 Uhr suchte dann eine Frau etwas in dem Einbauschrank, vor dem ausgerechnet wir lagen. Um 6 Uhr gaben wir das schlafen dann auch auf. Auserdem wollten wir ja auch um 7 Uhr zur Feier gehen.
Also standen wir auf und beobachteten ein wenig das Treiben. Fünf Pickups trudelten ein, drei davon besetzt mit „besonderen Menschen“ und zwei Polizeiautos mit bewaffneten Polizisten. Kurz vor 7 Uhr brachen wir auf und radelten zur Pagode, dort war schon der Teufel los. Das ganze Dorf schien dort zu sein. Die Räder mussten wir unten stehen lassen und den Rest zu Fuß gehen. Oben an der Pagode lief ziemlich laute Live-Musik. Denn wie überall in Süd-Ost-Asien werden für jede Musik-Band mindesten 5 Lautsprecher bereit gestellt. Ob man sie benötigt oder nicht. Sofort zogen wir natürlich die Blicke auf uns. Manch ein Burmese, den wir gestern schon mal gesehen hatten grüßte uns freundlich oder nickte uns zu, der Rest hielt zuerst ziemlich Abstand zu uns und beobachtete uns aus sicherer Entfernung. Einige schickten erst mal ihre Kinder vor, um dann im Anschluss mit uns Kontakt auf zu nehmen.
Aber auch wir hielten uns zuerst sehr im Hintergrund. Wir wussten nicht, was hier genau passieren wird und so wollten wir uns ein wenig zurück halten, damit wir nicht irgendetwas stören oder ähnliches. Doch bald wechselten wir unseren Standort um einen besseren Blick zu haben und es dauerte nicht lange, da hatten wir auch ein paar neugierige Menschen um uns. Zudem fanden uns zwei Kinder, die gestern nach der Fussball-Aktion ganz versessen auf Sebastian waren. Sie gesellten sich zu uns und schleppten auch den ein oder anderen Bruder/Schwester/Freund/in herbei. Als die Zeremonie dann im vollen Gange war, zeigten die beiden uns die besten Plätze damit wir gut sehen können. Sie meinten es wohl nur gut, als sie uns direkt auf dem roten Teppich vor der Pagode platzieren wollten. Doch da sagten wir nein. Dieser Platz gehört den Einheimischen.
Wir sahen zu, wie die Burmesen gemeinsam beteten, dann drei Männer die Pagode weihten, indem sie einmal im Uhrzeigersinn rings herum gingen, Blumen streuten und Blumen in alle vier Ecken stellten. Anschließend lief auch der Minister mit seiner Belegschaft einmal um die Pagode, dann stiegen sie die Treppe empor, stellten das Heiligtum in die Pagode hinein und setzten ihr die „Krone“ auf. Ich weiß nicht wie es heißt, dieses viele „GlimBim“ dort oben an der Spitze. Mich erinnerte es sehr an das Schmücken der Weihnachtsbaumspitze.
Nachdem dies alles geschehen war, machten wir uns auf den Rückweg. Wir hatten genug gesehen und mittlerweile ging es schon auf halb 10 zu. Auch die Sonne hatte sich durch den anfänglich dichten Nebel gekämpft, sie versprach uns somit einen heißen Tag.
Die beiden Kinder wollten nicht von uns lassen. Sie begleiteten uns zu den Rädern und liefen uns hinterher. Wir klatschten nochmals ihre Hände ab und verabschiedeten uns ein letztes Mal, dann radelten wir davon. Seit diesem Dorf war nun die Straße geteert und es ging zwar weiter hin auf und ab, doch schlussendlich ging es bergab und so kamen wir gut voran.
Immer wieder wurden wir von Mopeds überholt, deren Fahrer/Beifahrer uns zu winkten und grüßten, es handelte sich hierbei zumeist um Burmesen die uns auf dem Fest gesehen hatten. Immer wieder sahen wir Straßenbauarbeiten. Zuerst wird ggf. mit Pickeln und Schaufeln etwas Erde abgetragen. Dann werden von Hand faustgroße Steinbrocken fein säuberlich sortiert ausgebreitet. Dies hat etwas von Tetris. Darüber kommt Schotter und danach Kies. Dann kommt die einzige Maschine, nämlich eine Walze zum Einsatz. Der am Straßenrad mit Feuern erhitzte Teer wird mit einer Gießkanne in einer ganz dünnen Schicht über all den Steinen verteilt. Bevor dieser dann getrocknet ist kommt ganz feiner Kies oben drauf und fertig ist die Straße. Kein Wunder dass die Straße so gut wie nie eben ist und das Ganze nicht sehr lange hält. Das alles machen sie in Handarbeit bei sengender Hitze.
In einem Dorf machen wir Mittagspause, wir kehren in einem Straßenrestaurant ein. Die Besitzerin wirkt sichtlich nervös als wir uns bei ihr nieder lassen. Sie sucht ihr sauberstes Geschirr zusammen, bringt abgekochtes Wasser, damit wir darin das Besteck waschen können und kommt immer wieder vorbei um sich zu vergewissern das alles okay ist. Touristen haben sie hier wirklich noch nicht viele gehabt, oder vielleicht gar keine? Sie wirkt überglücklich als sie die komplett geleerten Teller und unsere zufriedenen Gesichter sieht. Sie gibt uns sogar noch eiskaltes Wasser, damit wir darin unsere Buff-Tücher zur Kühlung tränken können.
Wir erreichen Dawei, eine sehr dörflich wirkende Stadt. Sebastian geht dort zuallererst Geld beim Juwelier wechseln. Als er zurück kommt und seinen Fahrradständer vom Boden nimmt, hinterlässt dieser doch tatsächlich ein Loch im Asphalt. Es ist so heiß, dass der ultra dünne Straßenbelag aufweicht. Wir treten es ein wenig fest und begeben uns dann auf die Suche nach einer Unterkunft. Es gibt einige hübsch aussehende Hotels, die aber auch einen hübschen Preis für 40 Dollar die Nacht haben. Zu viel für unser Budget. Doch was wollen wir machen. Wir haben schon von vielen gehört, dass dies die Preise in Myanmar sind. Zufällig entdecken wir dann doch noch ein Gästehaus. Von außen sehr unscheinbar und wenig einladend, doch es hat ein großes Zimmer, Dusche und WC, Klimaanlage sowie ein gaaanz langsames Internet. Und das alles für nur 22 Dollar. Dann nehmen wir doch das und sparen uns das Geld für andere Dinge.