Spiel-Spass&Spannung mit Aiarylum

In der Nacht hat es zu regnen begonnen. Ringsherum ist alles wolkenverhangen. Heute geht es Sebastian ausnahmsweise mal nicht gut, dies lag wohl, wie wir später feststellen, an der Mayonnaise die schon 2 Monate über dem Datum ist. Er jedoch gestern Abend ausreichend davon gegessen hat.
Dennoch packen wir alles ein und machen uns fertig für eine „Regenfahrt“. Es ist ein ganz feiner Regen der im Nu alles unter Wasser setzt. Bei Temperaturen um die +5 Grad ist dies kein gemütliches Unterfangen, vor allem wenn man wie Sebastian, alle paar Kilometer schnurstracks hinter einen Busch spurten muss. 😀 Irgendwann lässt der Regen nach, wir befinden uns auf der Schlussetappe in Kirgistan und können in der Ferne schon das Grenzhäuschen sehen. Auf dem Weg dort hin, kommt uns ein Jeep mit kasachischem Kennzeichen entgegen. Er wird langsam als er bei uns ist, die Fenster gehen runter und wir werden freundlich gegrüßt und gefragt wo wir her kommen. Einer der Insassen hat Eltern in Deutschland und spricht ein paar Worte Deutsch. Es findet ein kurzer Wortwechsel statt, dann wünschen sie uns eine gute Reise und fahren davon. Wir sehen ihnen noch einen Augenblick hinterher und in diesem Moment wird uns klar: Das hat uns in Kirgistan gefehlt!! Solche Momente haben wir selten erlebt.


Wir radeln die letzten Kilometer zur Grenze und sehen schon die Grenzsoldaten. Wir trauen unseren Augen nicht, als die kirgisischen Soldaten, wir sind zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch 100 Meter entfernt!!, das Weite suchen und in einem kleinen Häuschen verschwinden. So stehen wir vor verschlossenen Schranken und schlottern vor Kälte. Um warm zu bleiben, laufen wir auf und ab und werden die ganze Zeit von den kasachischen Grenzern beobachtet. Wir sind verärgert über die Kirgisen, sie haben uns mit Sicherheit auch schon von weitem gesehen. Nach ca. 10 – 15 Minuten kommt dann endlich einer aus dem Häuschen raus, wir dürfen die Grenze passieren, bekommen unseren Ausreisestempel und gehen weiter zu den Kasachen. Dort bekommen wir den Einreisestempel, dann wollen sie noch unsere Taschen kontrollieren (alles im Freien!!), also heißt es Taschen öffnen. Bei Sebastian zeigen sie wenig Interesse bei mir jedoch will der eine Soldat fast alles sehen und wühlt mit einer Freude in meinen Taschen herum. Meiner Meinung nach: Reine Neugierde! Es steht die Überlegung im Raum, an der nächsten Grenze, sämtliche Perversitäten ganz oben auf zu legen, so dass sie vielleicht vor Scharm erröten oder vor lauter Ekel davon laufen?? Es ist wirklich nervig. Nachdem sie genug gesehen haben, lässt es sich einer der Soldaten nicht entgehen, noch eine kleine Runde auf meinem Rad zu drehen, dann werden wir in ein Häuschen geschickt. In diesem sitzt ein ziemlich korpulenter Mann. Er trägt unsere Daten in ein großes Buch ein, wir dürfen in der Zwischenzeit auf ein paar Stühlen Platz nehmen. Wir sind völlig durchgefroren und genießen es in der warmen Stube zu sein. Er merkt uns dies an und fragt uns ob wir einen Tee zum Aufwärmen haben wollen. Da sagen wir nicht nein und folgen ihm in eine Küche. Wir erhalten Cay und Kekse, sowie Brot und Fleisch. Der Mann holt alles Essbare aus den Schränken, was er nur so finden kann 😀 Dann lässt er uns zurück, er müsse noch was Arbeiten. Wir hätten noch 3 Liter Tee trinken können um richtig warm zu werden, doch wir wollten es nicht übertreiben und melden uns nach 3 Tassen gehorsamst zurück 🙂 Wir bedanken uns bei dem Herren und gehen wieder zu unseren Rädern. Diese wurden in der Zwischenzeit ausreichend von den Soldaten bestaunt. Wir radeln los, die Straße ist ziemlich schlecht wir kommen nur mühsam voran, plötzlich beginnt es wieder zu regnen und irgendwann schlägt das Ganze in Hagel und Gegenwind um.

Völlig durchgefroren und leicht durchnässt erreichen wir ein Dorf. Trotz des schlechten Wetters kommen 7 kleine Burschen auf uns zu gerannt. Wir fragen sie nach einem Cafe, dort wollen wir uns aufwärmen. Sie schicken uns in eine Straße, da soll wohl eines sein. Wir radeln in diese Richtung, können jedoch nichts finden. Eine Frau kommt uns entgegen. Wir fragen sie nach einem Cafe. Sie schüttelt mit dem Kopf, hier gibt es keines! Ob wir Cay wollen? Wir nicken und sie deutet uns ihr zu folgen. Wir gehen mit ihr in ein kleines Haus, dort wartet ein Mann und ein kleines Mädchen. P1030987Wir betreten eine kleine Küche. Der Küchentisch ist voll mit, in Fett ausgebackenen Teigfladen, Marmelade, Bonbons…. Und es ist mollig warm 🙂 Unsere nassen Kleider legen wir im Flur ab und nehmen dann am Tisch Platz. Die Frau heizt den Ofen so richtig ein und schenkt uns eine heiße Tasse Tee nach der anderen aus. Welch ein Genuss 🙂 Wir versuchen eine Kommunikation, doch irgendwie hapert es. Sie scheinen kasachisch zu reden, denn wir verstehen kein Wort. In das Russisch haben wir uns in den letzten Monaten mittlerweile so gut hineingehört, so dass wir einzelne Brocken verstehen, doch hier? Null!! Deshalb wird das „Ohne Wörter“ Buch hinzugezogen, sowie die Bilder unserer Familie, unsere „Visitenkarte“ und die Landkarte. Damit kommen wir ganz gut durch und können uns verständigen. Es ist ca. 14 Uhr und die Kommunikation neigt sich dem Ende zu. Wir haben alles hervorgeholt was hilfreich war und unsere Gastgeber scheinbar auch, es kehrt immer wieder Stille am Tisch ein, der Vater geht sogar immer mal wieder in das Nebenzimmer um zu sehen, was gerade in der Flimmerkiste läuft. Sebastian und ich beschließen wieder aufzubrechen. Es regnet zwar noch, doch wir können ja außerhalb vom Dorf das Zelt aufschlagen und dort den restlichen Tag verbringen.
Wir wollen dies nun kund tun, da kommt die 7 jährige Aiarylum auf uns zu. Die ganze Zeit hatte sie schüchtern zwischen ihren Eltern gesessen, jetzt steht sie vor Sebastian und hält ihm ihre Englisch-Schulunterlagen entgegen. Gemeinsam sehen wir uns diese an und mit jeder Minute taut sie mehr und mehr auf. Sie versucht uns das russische Alphabet beizubringen, dann siedeln wir in das Nebenzimmer um, wo mein Kopf zum „Frisör“ spielen her halten muss, Sebastian mit ihr einen „Armdrücken-Wettkampf“ durchführt und und und…. sie entwickelt sich zum richtigen Raufbold weshalb man ihr dann doch auch mal die Grenzen aufzeigen muss. Den Satz: „Einer heult heute noch!“ Kann sie sehr gut nachsprechen, doch den Inhalt versteht sie natürlich nicht 😀


Als sie uns dann, das Plums-Steh-Klo vorm Haus zeigt, stellen wir fest: Es schneit!! Also ist die Entscheidung gefallen: Wir dürfen heute hier bleiben. Dank Aiarylum, ist es auch sehr unterhaltsam 😀 Am Abend sind wir noch bei der Nachbarin zum Tee eingeladen.
Dann richten wir unser Nachtlager auf dem Küchenboden. Sie haben uns zwar angeboten, dass wir in ihren Betten schlafen können, doch wo schlafen sie dann? So passt das doch ganz gut!! Nur keine Umstände!!

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