Tara Schlucht

In den frühen Morgenstunden begann es zu regnen. Dieser Regen hielt bis um 9 Uhr an. Die Wolken hingen tief im Tal, es würde wenig Sinn machen die Fahrt fort zu setzen. Wenn in der Schlucht die Wolken hängen sieht man ja gar nichts. Auf dem Campingplatz gab es bedachte Sitzgelegenheiten und so starteten wir gemütlich in den Tag. Seit Wochen träumen wir von einem morgendlichen Kaffee mit Milch. Wir nutzen immer nur Milchpulver (ist leichter als jeden Tag ein halber Liter Milch) und wenn man einen Kaffee im Cafe bestellt, dann ist er meist schwarz mit Zucker. Nun saßen wir da unter dem Dach und vor uns auf der Wiese lief ein praller Euter umher. Es war die Mutterkuh mit ihrem Kalb. Mein Gott wie schön wäre es, wenn man den Becher unter den Euter halten könnte für einen Schluck frische Milch. Ich nahm die Tasse und lief los, allerdings nicht zur Kuh, das traute ich mich nicht. Anständig lief ich zur Reception und fragte nach ob ich einen Schluck Milch haben könnte. Den bekam ich auch, obendrein noch einen zweiten Pott Milch und 4 selbst gebackene Hörnchen mit Schinken- und Käsefüllung. Insgesamt hatte ich wohl 700 ml Milch bekommen. Das sollte wohl für einen Kaffee reichen 😀 20150710_1116_IMGP8286_K-30

Während wir frühstückten zogen die Wolken immer höher hinauf und so beschlossen wir weiter zu radeln. Um halb 12 saßen wir wieder auf den Rädern und radelten zur Tara-Brücke. Auf dem Weg dort hin sahen wir eine Männergruppe mit einem selbst gezimmerten Floß. Sie waren gerade fertig mit dem Bau und haben Richtung Bosnien abgelegt. Schon jetzt waren sie feucht-fröhlich unterwegs.

Von der Tara Brücke aus ging es dann etliche Höhenmeter hinauf auf eine Hochebene, in den Durmitor-Nationalpark. Das Wetter klarte auf, immer wieder war blauer Himmel zu sehen. Wir freuten uns sehr darüber. Auf dem Weg nach oben war mal wieder Pinkelpause am Straßenrand angesagt. Ein Geröllhaufen und etwas Gebüsch, ein guter Platz für mich, da kann auch ich mich ungeniert hin setzen. Doch von wegen setzen. Als ich gerade den geeigneten Platz suchte entdeckte ich eine Schlange. Sie lag träge vor mir in der Sonne. Ich wusste erst gar nicht ob sie überhaupt noch lebt. Ich erschrak so sehr, dass ich sofort kehrt machte, da huschte auch die Schlange davon. Oh Mann, müssen diese Tierchen mich immer so erschrecken? Okay neuer Anlauf, dieses Mal drei Meter weiter. Ich laufe wieder zieltstrebig voran, meine Blase rand voll und kurz vorm Überlaufen, da liegt schon wieder eine Schlange vor mir auf dem Schotterhaufen. Ich erschrecke wieder so sehr, dass ich wie von der Tarantel gestochen davon springe. Sebastian amüsiert dieses Schauspiel sehr, er lacht und zückt die Kamera. Mir ist das Pinkeln vergangen. Bei den Schlangen handelte es sich um die giftige Hornschlange. Ich stieg wieder aufs Rad und suchte mir 500 Meter weiter ein Plätzchen, ohne Schlange! Zumindest hatte ich keine gesehen. Zukünftig werde ich noch genauer auf den Boden sehen.20150710_1331_IMGP8309_K-30
Wir strampelten weiter bergauf und fragten uns immer wieder in welchem Land wir eigentlich sind? Montenegro oder doch Serbien? 80% der Autos die an uns vorbei fuhren waren mit serbischen Kennzeichen versehen. Sie sahen aber weniger aus wie Touristen, scheinbar muss diese Straße eine gute Verbindungsstrecke sein. Wir erreichten die Hochebene und waren völlig überwältigt. Solch eine tolle Landschaft, für einen kurzen Augenblick hatte sie etwas von Norwegen. Diese Tannenwälder mit den kleinen Holzhütten dazwischen.
Der Durmitor-Nationalpark ist ein herrliches Wander- und Skigebiet. Viele kleine Hotels und Ferienhäuser waren zu sehen, als wir die Stadt Zablijak erreichten, dachten wir in „Klein-St.Moritz“ gelandet zu sein. Absolut touristisch, Einkaufsläden, viel zu große Hotels und jede Menge Nippes-Schnippes.
Auf dem Weg in die Stadt wurde Sebastian von einem Fahrer an der Straße angehalten. Es handelte sich um einen Campingplatz-Besitzer, er gab ihm eine Visiten-Karte und sagte Radfahrer dürften bei ihm günstiger zelten, wir sollen doch vorbei kommen. Das taten wir dann auch. Sebastian wählte einen Feldweg aus, der dort hin führen sollte. Dieser Weg endete allerdings im Gestrüpp, da Bäume im Weg lagen. Wir schoben die Räder durchs Dickicht. Ein Ziegenpeter saß dort, ihm fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Endlich erreichten wir den Campingplatz, doch idyllisch war dieser überhaupt nicht. Er lag am Wald, einige Wanderwege führten direkt über den Platz, wo der Zeltplatz überhaupt anfing und wieder aufhörte war nicht ersichtlich und an der einen Stelle, hatten sich schon zwei große Jugendgruppen nieder gelassen. Och nööö, das wird bestimmt laut werden. Der Besitzer kam hinzu, sprach mit uns noch ein wenig und eigentlich waren wir davon überzeugt wieder zu gehen, doch irgendwie schaffte es der Typ doch, dass wir blieben. Wie wir später feststellten, direkt gegenüber von seinem Restaurant. Die Sanitären Anlagen waren alles andere als sauber und uns ist die Lust redlich vergangen. Wir lagen im Zelt, am Abend hat es aufgeklart, es wird eine eisige Nacht auf 1560 Meter. Morgen wollen wir den Platz hier verlassen. 4€ hin oder her, die zahle ich gerne mehr, habe es dafür aber schöner, ruhiger und gemütlicher!20150710_1951_IMGP8315_K-30

2 Gedanken zu „Tara Schlucht

  1. Welzenbach Hiltrud

    Hallo, da werden wieder Erinnerungen wach. 2010 wir waren 5 Tage auf der Tara unterwegs, mit so einem selbstgebauten Floß. Wir waren 9 Leute von Deutschland und 3 die das Floß gesteuert haben. Wanderungen waren auch angesagt, von unseren Rastplatz, am Fluß aus. Am Abend nach dem Essen wurde Holz gesammelt und ein Lagerfeuer. Wir wünschen euch noch gute Weiterreise Hermann und Hiltrud
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    1. Sebastian

      Von dieser Tour, deinem Fotoalbum und den Erzählungen haben wir auch schon gesprochen, noch bevor wir in Montenegro waren. Echt toll, dass wir dies dann auch noch beobachten konnten!

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