Pünktlich um 5 Uhr in der Früh stehen wir mit Sack und Pack vor dem Hotel. Es ist noch stockdunkel und alles schläft. So stehen wir uns Löcher in den Bauch denn der Taxi-Fahrer will einfach nicht kommen. Wir wollen gerade wieder in das warme Hotel zurückkehren, da kommt ein Auto angebraust. Es ist unser Taxi mit etwas mehr als einer halben Stunde Verspätung. Das Dach des Jeeps ist schon völlig voll mit Gepäck. Irritiert sehen wir uns an, er hat doch gestern die Räder gesehen. Wie soll das denn nun klappen? Doch in der Ruhe liegt die Kraft, abwarten, der Fahrer wird’s schon wissen. Ruckzuck liegen die Taschen auf dem Dach und zuallerletzt kommen der Anhänger und die Räder drauf, alles fest verschnürt und los geht die Fahrt. Kaum zu glauben, das Auto hat einen „Turm“ auf dem Dach 🙂 Im Auto sieht es aus wie oben drauf. Es ist rappelvoll. Wir werden auf die Rückbank, quasi in den Kofferraum, geklemmt, auf der Mittelbank vor uns (eigentlich für 2 Personen gedacht!!) sitzen 4 (3 Frauen und ein Mann) und auf dem Beifahrersitz sitzt eine Frau mit zwei kleinen Jungs (2 und 4 Jahre alt). Wie sich später heraus stellt ist dies die Frau vom Fahrer mit seinen Kindern. Anstatt 6 Personen sitzen somit 8 Erwachsene plus 2 Kinder im Wagen. Wir stellen schnell fest, dass unsere Plätze die besten von allen sind. Wir haben zwar keine Beinfreiheit (vor allem Sebastian mit seinen langen Stelzen, der Arme!) aber wir haben immerhin noch etwas Luft nach links und rechts, während unsere Vordermänner wie in einer Ölsardinen-Dose einsortiert sind. Um kurz vor 6 Uhr beginnt die Fahrt. Wir fahren in die Morgendämmerung hinein, noch ist es mollig warm im Auto. Wir sind noch nicht lange unterwegs, etwa eine Stunde, da wird das Auto merklich ausgebremst und wir bleiben stehen. Eine Panne! Nach knapp 45 Minuten ist diese behoben, jedoch hat der Fahrer noch schwere Sorgenfalten auf der Stirn. Ob wir Osh erreichen werden?Wir rumpeln weiter über die Straße, durch eine herrliche Landschaft. Es wäre sehr schön gewesen hier zu radeln, zumal seit langem mal wieder Asphalt herrscht. Allerdings nur bis kurz vor dem Pass, dann beginnt wieder das gleiche Elend mit dem Untergrund. Wir erreichen den Karakul-See und machen dort eine kurze Pause. Endlich können wir raus und uns die Füße vertreten. Den Damen vor uns macht das „Gequetsche“ scheinbar gar nichts aus, denn die würden am liebsten sitzen bleiben. Da wir jedoch über ihre Bank klettern müssen, müssen sie notgedrungen raus. Die Landschaft ist hier oben so wunderschön und das Wetter zeigt sich heute wieder von seiner guten Seite. Ein dunkelblauer See umgeben von hohen Bergen und einem strahlend blauen Himmel…Schön!!
Wir fahren weiter und erreichen kurz darauf die tadjikische Grenze. Welch ein Luxus, wir dürfen sitzen bleiben und der Fahrer regelt all unsere Pass-Angelegenheiten. Das Gepäck wollen sie nicht sehen. Gott sei Dank, kaum vorzustellen welch Zeit das in Anspruch nehmen würde, wenn alles vom Dach müsste. Nach der Grenze fahren wir einen Berg hinauf und trauen unseren Augen kaum, min. 6 wenn nicht sogar 8 Radreisende rollen vor uns die schlechte Straße hinab. Und wir trauen noch weniger unseren Augen als wir Sabine und Ivo zwischen den Radlern sehen. Wir rufen aus dem Auto heraus und in der Annahme, dass gleich der kirgisische Grenzposten kommt fahren wir weiter, dort haben wir ja dann Zeit ein kleines Wiedersehen zu zelebrieren und uns zu unterhalten. Doch da haben wir falsch gedacht. Kilometerlang fahren wir durch Niemandsland bis dann endlich der kirgisische Grenzposten kommt. Somit haben wir Sabine und Ivo dann doch nicht mehr gesehen.
Wir reisen problemlos nach Kirgistan ein. Es ist so wunderschön hier. Die Landschaft wechselt mit jeder nächsten Straßenbiegung, zu Beginn erinnert sie uns sehr an die Alpen mit ihren grünen Hügeln. Wir haben einen tollen Ausblick auf die Tadjikisch-Kirgisischen Grenzberge. Ich glaube Kirgistan wäre ein Traum für Summse und Annette, hier gibt es Pferde im Überfluss.
In einer kleinen Suppenküche, in Sary-Tash, machen wir Mittagspause, dann wird die Fahrt fortgesetzt, auf tip top asphaltieren Straßen. Jedoch ist der Jeep so überladen, dass er die Pässe auch nur mit 30 kmh hoch fahren kann. Wir kommen immer tiefer und somit wird es immer heißer. In Osh misst das Thermometer dann schon wieder knappe 40 Grad. Nach 11 Stunden und etwa 400km kommen wir dann endlich in Osh, der zweitgrößten Stadt Kirgistans, an. Wir sind froh auf die Räder steigen zu können, damit unsere Knie wieder durch bewegt werden. Es war eine sehr anstrengende Fahrt und nichts für Menschen mit Bandscheiben-Problemen, Klaustrophobie, Durchblutungsstörungen vor allem der unteren Extremität oder See-Krankheit. Vor allem auf den tadjikischen Straßen war es absolut kein Genuss. Dennoch bin ich froh, dass wir das Taxi genommen haben. In Anbetracht der Straßenverhältnisse hätte ich es wohl nie rechtzeitig bis zur Grenze geschafft. Nun sind wir in einem kleinen Guesthouse in Osh. Es erinnert ein wenig an das in Dushanbe. Vor allem die Lage, außen pfui innen hui. Innen wirkt es wie eine Art WG. Kleine Gemeinschaftsküche sowie -Bad, zwei Doppelzimmer und ein offener Raum mit 6 Betten. Der Chef wohnt 2 Etagen oben drüber. Ein netter junger Mann, der welch Wunder 😀 auch schon mal in Deutschland gelebt hat, Nähe Koblenz und somit sehr gut Deutsch kann. Bisher haben wir doch in jedem Land min. Einen kennen gelernt der schon in Deutschland war oder Deutsch sprechen kann.
Taxifahrt nach Kirgistan
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