Unangenehme Vierbeiner

Wir verlassen unseren wunderschönen Nachtplatz und müssen gleich mal einen Hügel bezwingen. Danach wartet eine kleine Abfahrt, an der Straße sind links und rechts Häuser und ein riesiges eingezäuntes Gelände. Auf diesem Areal können wir zwei Hunde erkennen, die uns wohl auch schon gesehen haben, wütend bellen und an ihren Ketten ziehen. Wir denken uns nichts weiter dabei, sollen sie doch randalieren, sie sind eh angeleint. Doch Pustekuchen! Sebastian ist schon vorne weg, da höre ich, dass einer der Viehcher seine Leine aus der Verankerung gerissen hat und am Zaun entlang springt und laut bellt. Der Hund zieht eine lange Kette und eine große Schelle hinter sich her. In der Annahme, dass sich noch ein Zaun zwischen uns befindet fahre ich einfach weiter und erschrecke zutiefst als diese, im wahrsten Sinne des Wortes, riesige Bestie über den Zaun springt und mitsamt ihrer schweren Kette (ca. 2 Meter lang) am Hals über die Straße auf mich zubrescht. Wie auch schon beim Losreißen wurde der Hund auch beim Sprung über den Zaun immer wieder am Hals zurück gerissen, da sich seine Kette bzw. Schelle im Zaun verhakt hatte. Doch völlig vom Hafer gestochen versucht er es immer wieder und kommt schließlich weiter. Ich halte sofort an und bringe das Rad zwischen mich und den Hund. Es juckt ihn nicht, er rennt einfach darum herum, fletscht die Zähne und bellt. Vor lauter Panik stehe ich da und weiß nicht was ich als erstes tun soll: Fahrrad auf Hund schmeißen? Bücken, um Steine aufzuheben und auf Hund schmeißen? Ich entscheide mich dafür, erst einmal zu rufen: Sebastian hilf mir 😀 Und während ich dies tu, bleibt der Hund plötzlich stehen, sieht mich an und bellt weiter. Sebastian hat die Situation erkannt und kommt zurück gelaufen. Sobald ich nur einen Schritt mache, läuft das Vieh sofort los. Sebastian wirft ein paar Steine nach dem Hund. Ein Stein knallt gegen ein Wellblech. Der Hund erschrickt und haut ab. Glück gehabt!! Es ist der pure Wahnsinn mit diesen Tieren. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Hunde die meinen sie müssten uns jagen. Jedoch halten sie an, sobald wir ihr Revier verlassen haben oder ziehen den Schwanz ein wenn wir nur die Hand heben.
Wir radeln durch ein Tal, dann geht es einen kleinen Pass hinauf. Die Steigung ist sehr moderat, immerhin müssen hier ja auch die schweren LKWs hoch kommen. Oben angekommen, geht es lange bergab. Wir kommen an den Toktogul-See. Es ist mit Sicherheit eine sehr schöne Landschaft, doch leider ist es sehr bewölkt und so wird uns die Sicht auf die gegenüberliegenden Berge verwehrt und der See sieht sehr trostlos aus. Es geht ständig auf und ab, es zehrt an den Kräften, wir kaufen Wasser ein und suchen einen Schlafplatz. Überall ist Landwirtschaft, alles ist grün, es sollte einfach sein etwas zu finden. Doch irgendwie gestaltet es sich schwieriger als wir dachten. So radeln wir noch 10 weitere Kilometer, verlassen dann die Hauptstraße, in der Hoffnung Richtung Wasser etwas zu finden. Doch außer Sand/Kies und trockenes Gestrüpp gibt es nichts. Wäre ja nicht so tragisch, doch ich habe die Befürchtung, dass es in der Nacht regnen könnte und wir dann eine ähnliche Schlammschlacht haben, wie vor wenigen Wochen auf dem Pamir. Also suchen wir weiter und bauen schlussendlich in der Nähe der Straße das Zelt auf. Der Untergrund ist nicht so toll, doch wir können nicht jeden Tag wunderschöne Zeltplätze erwarten. Hoffen wir, dass das Wetter hält und wir morgen weiter radeln können und am Abend etwas Schönes finden.

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