Wir radeln weiter durch landwirtschaftliches Gebiet. Es ist unverändert zu gestern, teilweise recht fad. Unterwegs begegnen wir wieder einigen Hochzeitsgesellschaften. Wir gehen zumindest davon aus, denn wofür benötigt man sonst solche Protz-Schlitten??
In unserem Reiseführer stand geschrieben, dass Kirgistan das ärmste Land der vier Stans (Turkmenistan, Usbekistan,Tadjikistan, Kirgistan) sei. Dies können wir momentan noch nicht bestätigen. Solch eine Vielfalt an Autos, vor allem Neuwagen und die Häuser, die teils mehrstöckig und mit Balkon versehen sind, haben wir in den vorherigen Ländern nicht sehen können.
Der Verkehr ist nach wie vor sehr gewöhnungsbedürftig. Die Kirgisen rasen, manchmal könnte man meinen sie haben vergessen, dass sie in einem BMW sitzen und nicht in einem alten Lada. Sie überholen sehr knapp und scheren einen Meter vor einem wieder ein. Es ist höchste Aufmerksamkeit gefragt und der Gedanke, man könne nebeneinander her fahren ist eigentlich schon wieder lebensmüde. Ihnen klar zu machen was sie für einen Stuss zusammen fahren ist auch nicht unbedingt ratsam. Okay, ich gebe zu in meiner Situation war es so, dass ich dem Fahrer einen Vogel zeigte und ihn mit nicht gerade freundlichen Worten ansprach. Daraufhin pöbelte mich der Beifahrer an. Ich hätte auch freundlicher sein können, doch in diesem Moment war ich sehr verärgert. Er wollte mich an einer Stelle überholen an der es eigentlich nicht möglich war. LKW von vorne links, rechts neben mir geparkte Autos. Doch er wollte unbedingt an mir vorbei und hupte wie ein Irrer.
Naja, trotz allem kommen wir sehr gut voran und man merkt Sebastian an, dass er erstens weniger Gepäck hat und er zweitens in den letzten Tagen Zeit hatte zum Erholen und Energiespeicher zu füllen. Er saust vorne weg, sodass ich ihn manchmal nur noch als ganz kleinen Punkt am Horizont erkennen kann. Aber er wartet immer wieder brav auf mich, spätestens dann wenn er mich auch nicht mehr sieht 😉
Nach ca. 70 km ändert sich plötzlich die Landschaft. Berge werden sichtbar sowie ein Stausee.Wir haben das Naryn-Tal erreicht, durch dieses fließt einer der größten Flüsse Kirgistans. Auf 150km wird er hier 4x gestaut. Die Landschaft ist wunderschön, allerdings auch wieder mit Steigungen verbunden. Wir finden ein schönes Plätzchen am Stausee. Es scheint ein stillgelegtes Naturfreibad zu sein. Wir gönnen uns nach getaner Arbeit ein erfrischendes Bad im See.