Sonntag,24.08.2014,ein Sonntagsspaziergang sieht anders aus! Wir radeln los und haben sogleich einen Bach zu überqueren. Da das Wasser sehr seicht ist, klappt das hindurch radeln problemlos. Über ein leichtes Auf und Ab und immer wieder durchqueren von Bächen gelangen wir an einen See, ein Salzsee. Die Landschaft ist wunderschön. Der See liegt wie in einem Kessel, umgeben von mächtigen Bergen. Wir können uns kaum satt sehen und machen Mittagspause mit leckerem Brot und Thunfisch in Mayonnaise. Welch ein Festtagesschmaus 🙂 Danach machen wir uns an den nächsten Pass. Wir können den Weg am Hang schon sehen und müssen feststellen: die Tadjiken kennen keine Serpentinen. Für was denn auch? Es geht doch viel schneller wenn man direkt den Berg hoch fährt. Also wagen wir uns daran und fahren bergauf. Anfangs klappt es noch ganz gut, doch da der Untergrund aus Schotter besteht und es teilweise extrem steil ist, dreht das Rad mehrmals durch und es geht nichts mehr. Zumindest bei mir, mir fehlt die Kraft und die Höhe lässt mich auch schon wieder kurzatmig werden, so steige ich ab und schiebe. Doch das ist auch nicht gerade ein wahrer Genuss. Sebastian kommt noch relativ gut voran, doch auch ihn verlassen irgendwann die Kräfte und er muss alle paar Meter Pause machen. So beschließen wir dann zu schieben, bzw. Sebastian fährt mit seinem Rad ein Stück bergauf, läuft dann zurück und schiebt mein Rad ein Stück und ich schiebe den Anhänger den Berg hoch. Gegen Ende schieben wir dann nur noch gemeinsam. Immer wieder denken wir wir sind oben, da türmt sich ein neuer Hügel vor uns auf. Nach 3,5 Stunden, 330 Höhenmetern und unzähligen Pausen kommen wir völlig entkräftet und leicht genervt am Pass an.
Die Abfahrt gestaltet sich auch nicht gerade als erfreulich, wir fahren einige Zeit in einem trockenen Flussbett mit riesigen Steinen. Das Fahren ist eine große Herausforderung für Mensch und Fahrrad. Für heute reicht es uns allemal. Wir tanken am nächstbesten Bach Wasser auf und suchen uns dann einen Schlafplatz. Das schöne aber ist, seit dem wir den Pass überquert haben, haben wir eine wunderbare Aussicht in ein Tal an dessen Ende riesige schneebedeckte Berge von Afghanistan und China zu sehen sind.
- Wolkenspiele
- getr. Aprikos, der Kern im Kern
- heißgeliebtes Brot
- Blick zurück
- Pass, der Blick zurück
- Blick nach oben, es wird nicht besser
- es ist ein wahrer Krauss
- geschafft!! auf 4530m!
Montag, am Morgen erhalten wir Besuch von einem Hirten. Er hatte uns schon von weitem entdeckt und wollte mal vorbei schauen. Seine drei Hirtenhunde im Schlepptau, da werden seine Schafe für ein paar Minuten Narrenfreiheit haben.
Wir fahren in das Tal hinab und sehen heute zum ersten Mal so richtig aus der Nähe Yaks. Es sind wahnsinnig imposante Kolosse. Nachdem wir sie eine Weile bestaunt haben geht es weiter hinab, während der Abfahrt hat Sebastian plötzlich einen Platten am Hinterrad. Dieser wird behoben und Sebastian ist gerade dabei sein Rad zu beladen, da tut es einen lauten Knall. Er hat wohl über Nacht wieder so viel Kraft getankt, dass er nun den Schlauch zu voll gepumpt hat und dieser samt Mantel platzte. Somit wurde wieder das Hinterrad ausgebaut und nun ein neuer Ersatzmantel sowie Schlauch eingesetzt. So langsam leert sich unser Anhänger 😉 Nachdem alles wieder in Ordnung ist geht es weiter. Wir kommen an einen Checkpoint. Dort werden wir von jungen Soldaten empfangen. Einer schaut gelangweilter drein als der andere und sie wirken, als müssten sie sich jetzt erst einmal überlegen was sie mit uns machen wollen, sollen, können, möchten, dürfen…Nach ein paar Minuten, einer von ihnen hat angeblich irgendwohin telefoniert dürfen wir weiter fahren. Wir können in der Ferne Shaimak erkennen. Mit einem großen Loch im Bauch radeln wir dort hin, in der Hoffnung einen kleinen Laden zu finden oder gar ein Restaurant in dem wir ein Süppchen oder Ähnliches erhalten. Doch dem ist nicht so, da gibt es scheinbar nichts. Während wir suchend auf der Gasse stehen, winkt uns eine Frau in ihr Haus. Dort erhalten wir Brot, Joghurt und Tee. Nachdem wir uns gestärkt haben wollen wir noch ein paar Kilometer weiter radeln. Doch diese sind sehr anstrengend da die Straße wieder nur aus Waschbrettpiste besteht. So bald es geht nutzen wir die unpräparierten Nebenpisten, diese sind eindeutig leichter zu befahren als die „ausgebauten“ Straßen. Wir radeln so lange, bis wir in die Nähe des Aksu kommen, dann schlagen wir das Zelt auf. Es beginnt zu regnen.
Zum Abendessen gibt es heute: Chili Con Carne vom Adventure-Opa 🙂
Dienstag, die ganze Nacht hindurch hat es geregnet. Ein Blick aus dem Zelt verspricht nichts Gutes. Dunkle Wolken hängen sehr tief über uns, die Berge sind überhaupt nicht zu sehen. Nach einem Frühstück im Zelt beschließen wir dennoch weiter zu radeln. Die Visa-Frist sitzt uns im Nacken und eigentlich wollten wir in Murgab noch einen Ruhetag einbauen. Wir packen alles ein und machen uns auf den Weg. Es geht nach wie vor auf einer Waschbrettpiste weiter, es regnet und die Temperatur befindet sich zwischen 4 und 10 Grad. Es macht keine Freude so zu fahren und es dauert nicht lange und wir sind völlig ausgekühlt. Nach 15 km beschließen wir das Zelt wieder aufzubauen, wir kochen uns einen Tee und eine Suppe, wärmen uns auf und während wir im Zelt sitzen lässt der Regen nach und die Sonne schafft es sogar für einen kurzen Augenblick durch die dicke Wolkendecke. Da es noch früh am Nachmittag ist, beschließen wir alles abzubauen und weiter zu radeln. Unterwegs werden wir immer wieder von Regen begleitet, wir erreichen ein winzig kleines Dorf, dort gibt es sogar einen Laden. Wir kaufen Brot und leckere Waffeln sowie Schokobonbons die dem Snickers alle Ehre machen 🙂 Wir erhalten eine Einladung von einem Mann, er wirkt aber recht brummelig und wir wollen doch morgen Abend Murgab erreichen, weshalb wir entscheiden weiter zu strampeln. Wir nutzen die Nebenpisten so gut es geht, denn die Hauptstraße ist nach wie vor ein Kraus. Nach einigen Kilometern regnet es sich dann endgültig ein, da es schon bald dunkel wird suchen wir einen Nachtplatz auf. Außer Stein und Sand gibt es hier nichts. Wir bauen das Zelt auf und ich beginne fürchterlich zu fluchen, denn der Boden verwandelt sich in einen einzigen Acker. Im Nu haben wir die größten Matschklumpen an den Schuhen kleben, es ist kaum vorstellbar. Wir schaffen das Nötigste ins Zelt und harren nun der Dinge die da kommen. Es regnet immer noch. In der Zwischenzeit war Sebastian nochmals draußen das Zelt nachspannen. Er berichtet von einem einzigen See und bringt noch viel matschigere Schuhe an als zuvor beim Aufbau. Wir hoffen, dass der Regen über Nacht aufhört, der Boden halbwegs trocknet und unser Zelt von innen trocken bleibt. Ich mag mir kaum ausmalen was passiert wenn ich heute Nacht aufs Klo muss ….
Mittwoch, die ganze Nacht hat es pausenlos geregnet. Wir sind mal wieder sehr enttäuscht über unser Zelt, denn es hat sich das ähnliche Problem ergeben wie damals im Iran nähe Amol. Immer wieder gerät das Innenzelt an das Außenzelt, Ergebnis es wird im Zelt nass, was nicht sein sollte. Zudem tropft es an manch einer Naht bzw. Aufhängung herunter. Sehr ärgerlich! Der Boden um das Zelt herum hat sich in einen einzigen Matschacker verwandelt. Toilettengänge sind der Wahnsinn und werden so lange hinaus gezögert bis es wirklich nicht mehr geht. Am Morgen geht der Regen dann in Schnee über, ruckzuck ist das Zelt weiß. Wir wissen nicht was wir tun sollen. Am liebsten würden wir weiter radeln, doch unsere Handschuhe, Schuhe und Regenkleidung sind pitschnass und voller Matsch. Wir überprüfen unsere Wasservorräte und stellen fest, dass wir noch genügend haben um heute über den Tag zu kommen. Also beschließen wir erst einmal hier zu bleiben.
Während man so im Zelt liegt und dem Niederschlag lauscht wird man ganz schön blöd 🙂 Ich träume vom Paradies und stelle mir vor, dass nach dem Regen/Schnee die Sonne hervor kommt, alles zu blühen beginnt, die Rehe herum springen und viele kleine Zwerge unsere Schuhe reinigen, den Matsch beseitigen und was leckeres zu Essen zaubern….Oh wie schön wäre das 🙂 Nun ja in der Realität sieht das ein wenig anders aus. Die Wolken sind nun schon etwas höher, es regnet aber immer noch leicht und die Sonne ist gerade dabei sich durch die dicken Wolken zu arbeiten. Vielleicht können wir ja im Laufe des Tages doch noch los fahren.
Tatsächlich hat es aufgehört zu regnen und die Sonne schafft es immer wieder, zumindest ansatzweise, dass sie durch die Wolken blinzelt. Da unser Platz absolut nicht idyllisch ist, packen wir ein und radeln weiter. Es ist wahnsinnig anstrengend, der Boden hat sich durch die Nässe in den reinsten Klebstoff verwandelt. Immer wieder blockieren meine Räder, d.h. Ich muss absteigen die Räder vom Dreck befreien an eine bessere Stelle schieben, dann wieder aufsteigen und weiter radeln. Es raubt mir den letzten Nerv. Notgedrungen müssen wir dann auf der „Hauptstraße“ weiter fahren, d.h. 17 km Waschbrettpiste!! Irgendwann hat man einfach keine Lust und keine Geduld mehr. Der Hintern schmerzt und wie die einzelnen Gliedmaßen zueinander stehen weiß man dann auch nicht mehr. Nach 17 km kommen wir an eine Kreuzung, hier stoßen wir auf die Hauptverkehrsader der LKWs. Sie können hier die Grenze zu China passieren. Wir sind hocherfreut als wir die asphaltierte Straße sehen. Sie hat zwar einige Schlaglöcher, doch die interessieren uns wenig. Wir genießen das Dahin rollen und sind von unserer Geschwindigkeit fasziniert, 3x schneller als auf der Waschbrettpiste! Da bleibt ja kaum Zeit um sich die Landschaft anzusehen, die sich gerade aus den Wolken schält 😉 Die Sonne kommt hervor und wir haben zum Teil blauen Himmel! Super! Doch zu unserer großen Enttäuschung ändert sich die Straße. Die vielen LKWs hinterlassen halt ihre Spuren. Wir haben Straßenbelag wie am Vormittag 🙁
Eigentlich war unser Plan heute noch Murgab zu erreichen. Doch in Anbetracht der Straßenverhältnisse können wir uns das mal aus dem Kopf schlagen. Wir erreichen eine kleine Suppenküche. Alle LKW-Fahrer die uns zuvor überholt hatten machen hier Pause. Wir setzen uns hinzu und essen eine heiße Suppe und Brot. Im Anschluss radeln wir paar Meter weiter und bauen unser Zelt auf.
Durch das schlechte Wetter wurde uns leider der Blick auf den chinesischen Muztag Ata (7546 m) verwehrt.
Donnerstag, es ist zum Mäuse Melken – zum davon Laufen – habe ich mich in den letzten Tagen übernommen?? Völlig verschnupft und mal wieder mit Verdauungsproblemen starte ich in den Tag. Was ist nun schon wieder los? Die Erkältung kann ich mir durch die letzten Regentage erklären, die Verdauungsprobleme überhaupt nicht. Hat es mit der gestrigen Suppe zu tun? Wir wissen es nicht und sind ziemlich ratlos. Sebastian ist mittlerweile jedoch davon überzeugt, dass es sich auszahlt wenn man schon in Deutschland alles isst, ob es gut ist oder nicht. So hat er einen resistenten Saumagen und ihm passiert nie was. Na da mag er vielleicht Recht haben. Doch nun stellt sich die Frage was machen wir nun. Den Tag über hier zu verbringen gefällt uns gar nicht, wir wollen doch endlich Murgab erreichen. Sebastian nimmt noch das Zelt auf den Anhänger, sodass ich etwas weniger Gewicht habe, dann radeln wir los. Es ist absolut anstrengend und quälend, immer wieder muss ich Pausen einlegen. Auf den letzten 15 km haben wir dann sogar asphaltierte Straße, doch meine Kräfte lassen ein schnelleres Radeln nicht zu. Nach 35 km erreichen wir Murgab, wir fahren direkt zum Hotel wo ich innerhalb weniger Minuten ins Bett falle und einschlafe. Während ich schlafe, erkundet Sebastian den Basar. Er kommt sich vor wie im Schlaraffenland. So viele Dinge auf einmal hat er schon seit Khorog (vor 3 Wochen!) nicht mehr gesehen. Mit etlichen Tüten kommt er zurück ins Hotel. Voll mit Obst und Gemüse, Snickers und der leckeren RC Cola. Während er sich einen leckeren Salat zaubert habe ich mittlerweile Fieber bekommen. Es ist zum Verrückt werden! Am 3. September müssen wir Tadjikistan verlassen. 200 km sind es noch bis zur Grenze, unter anderem mit einem Pass auf 4655m. Ob ich das schaffen werde ist fraglich. Je nach dem müssen wir wohl ein Taxi nehmen. Es war mit Sicherheit nicht die beste Entscheidung heute noch 35 km zu fahren. Doch am Abend regnet es und wir sind heilfroh, dass wir heute noch nach Murgab gestrampelt und nicht bei unserem Zeltplatz geblieben sind. Hier ist es schön trocken und wir haben ein super bequemes Bett.
Samstag, den gestrigen Tag habe ich nur im Bett verbracht während Sebastian wieder den Basar unsicher machte und jede Menge Süßkram einkaufte. Er kommt nicht los vom Schlaraffenland 🙂
Heute fühle ich mich schon viel besser, jedoch will der Kreislauf nicht so recht in die Gänge kommen. Ein kleiner Spaziergang zum Basar strengte mich ziemlich an, so dass wir nun schweren Herzens den Endschluss gefasst haben mit dem Taxi nach Osh, Kirgistan, zu fahren. Morgen früh um 5 Uhr werden wir am Hotel von einem Jeep abgeholt, Räder und Gepäck sollen aufs Dach und wir in den Kofferraum, sodass noch 4 weitere Personen auf der Rückbank Platz haben und ein Beifahrer mitkommen kann. Wir sind sehr gespannt was das für ein Abenteuer wird und wie das unsere Räder verkraften.
- Blick aus dem Zimmer
- Lenin Statue
- Gedenkstätte 2 Weltkrieg
- Oft fehlen hier die Reifen…
- Blick auf den Basar
- Der berühmte Containerbasar
- lecker „frischer“ Salat
- kurz kam der Muztag Ata hervor
- Unser Hotel
Hallo Barbara und Basti !
Es ist schön wieder mal was von euch zu hören. Eure Landschaftsbilder sind fantastisch. Ihr habt wieder nette Bekantschaften gemacht (bis auf einmal in der Nacht). Hast du dir auch einen Sonnerhut gegönnt, der dir ein bisschen Schatten spendet ? Jetzt erholt euch erstmal von den Strapazen. Einfach eine tolle Leistung, die ihr da hingelegt habt! Hut ab
Liebe Grüße und gute Weiterreise Sigrid, Martin und Thomas (der Schreiberling)
Die UV Strahlung ist dort oben so hoch. Ich hatte ständig einen leichten Sonnenbrand auf der Nase, da dachte ich mir, so ein Hut wäre nicht schlecht. Allerdings ist er mir etwas zu groß. Er rutscht mir oft so tief ins GEsicht, dass ich fast nichts mehr sehe 😀
Glückwunsch! Einfach beeindruckend, was ihr geschafft habt!!
respekt! Wenn man sich so manche Bilder anschaut, würde man eher an ein Hügel denken aber zur Beschreibung passt das so gar nicht ;p…Gute Besserung. Für das Bett hat sich der Weg ja zum Glück gelohnt – und erst das Schlaraffenland!
eine frage, wie bitte schießt ihr immer die radelnden Bilder von euch zwei?
Da bitten wir die zahlreichen Murmeltiere um Hilfe. Sie stehen immer so neugierig am Straßenrand, wir drücken ihnen den Fotoapparat in die Hand und dann klappt das in der Regel 😉 Quatschi, wir haben ein Stativ dabei und einen Fernauslöser!
Dieser Bericht und die Bilder erinnern mich sehr an Tibet.
Es war schon anstrengend in dieser Höhe zu laufen und ihr macht das mit dem Fahrrad + Gepäck – Respekt.
Schön wieder was von euch zu hören.
Gute Besserung Barbara (probiers doch mal mit nem Schnaps nach dem Essen – altes deutsches Hausmittel 😉
Weiterhin viel Spaß & gute Erholung
Florian
Oja, dies waren bislang in Hinblick auf „Straße“, Essen, Wetter und körperlicher Belastung wirklich die anstrengendsten Tage der Reise. Auf die Idee mit dem Schnapps bin ich noch nicht gekommen. Der ist hier jedenfalls einfach zu bekommen als spezielle Medikamente…
Viele schöne Landschaftsbilder!
Auf den Fotos sieht es oft gar nicht so steil aus wie es wahrscheinlich in Wirklichkeit war!
Schade, dass es Euch so mit Verdauungsproblemen und schlechtem Wetter geschlaucht hat!
Nun erholt Euch erst einmal in Osch. Vielleicht findet Ihr ja dort eine Apotheke, wo man Euch etwas gegen die Verdauungsstörungen geben kann.
Klaus