Die Nacht war unerträglich warm. Obwohl wir draußen unter einem Dach schliefen, wachten wir immer wieder auf und schwitzten am ganzen Körper. Um 6 Uhr standen wir auf. ( Gestern haben wir die Uhr um eine Stunde vorgestellt, Malaysia Zeit! Somit ist es hier noch um 6 Uhr stockdunkel, dafür bis abends 20 Uhr hell). Wir packen ein und frühstücken. Kurz bevor wir auf die Räder steigen, kommen zwei Frauen von gestern Abend vorbei. Eine spricht drei-vier Worte Englisch. Sie fragt ob es uns gut geht und ob wir noch etwas brauchen. Wir verabschieden uns von ihnen, bedanken uns nochmals für alles und radeln davon.
Es ist 7 Uhr, die Sonne lässt sich langsam am Horizont blicken und das Thermometer zeigt 26 Grad an. Kein Wunder haben wir in der Nacht so viel geschwitzt. Wieder fahren wir auf wunderschönen kleinen Landstraßen weiter. In Alor Setar besichtigen wir eine Moschee, wohl die schönste und orientalischste in ganz Malaysia.
- Straße kurz vor Alor Setar
- mit breitem Fahrstreifen für Zwei-Räder
- Telekom-Turm, Alor Setar
- Clock-Tower
Wir setzen die Fahrt fort. Es wird mit jeder Stunde heißer. So bald sich die Möglichkeit ergibt halten wir an und tränken unsere T-shirts und Kopftücher mit kaltem Wasser. Dies ist herrlich erfrischend. Zumindest für einen kurzen Moment.
- Das Getränk ist Mais-Sirup mit Milch. Geschmacksache!!!!!
Zur Mittagszeit sind wir in einem kleinen Städtchen namens Yan. In einem Straßenlokal nehmen wir Platz und essen lecker zu Mittag. Wir bleiben ein paar Stunden dort sitzen, bis die größte Hitze vorbei ist. Auf unserer Karte ist in den kommenden Kilometern ein Meeresarm eingezeichnet. Zu beiden Seiten des Ufers führen Straßen doch wir wissen nicht ob es auch eine Brücke darüber gibt oder eine Fähre. Dies wäre für uns eigentlich der beste Weg Richtung Butterworth. Gibt es aber keine Verbindung über das Wasser, dann müssen wir wieder 6 km zurück fahren und ganz weit außen herum.
Während wir in der Mittagspause im Schatten sitzen und uns erholen, kommt ein Mann auf uns zu. Der übliche Small-Talk beginnt. Sebastian fragt ihn ob man diesen Meeresarm irgendwie überqueren kann. Der Mann nickt. Ja, es gibt dort Boote. Falls kein Boot da sein sollte, sollen wir Einheimische fragen, die könnten die Bootsfahrer telefonisch erreichen. Auf der anderen Seite des Ufers befände sich ein Resort, rechts davon wäre ein kleiner Park und dort könnten wir zelten.
Mit diesen tollen Infos im Gepäck machen wir uns auf die weitere Reise. Schnell erreichen wir den Meeresarm und sehen die Boote. Es sind kleine Schnellboote. Wir verladen unsere Sachen und warten noch auf weitere Leute die auf die andere Seite wollen. Denn mit ihnen können wir uns den Preis teilen. Ansonsten hätten wir das Boot komplett alleine zahlen müssen. Das wäre doch zu teuer gewesen. So warten wir noch auf weitere Passagiere, die allerdings alsbald kommen. In dieser Zeit hatten wir die Möglichkeit zwei Warane abzulichten. Sie gingen gerade am Strand spazieren. Nach wie vor finde ich diese Tiere etwas ungeheuerlich. Sie sehen aus wie Relikte aus der Dinosaurier-Zeit.
Die Bootsfahrt ist sehr rassant und gleicht einer Achterbahn. Der Fahrer prescht in die Wellen hinein, dass das Wasser zu allen Seiten auf spritzt. Viele Kinder sind mit an Bord. Sie schreien, manche aus Vergnügung andere wiederum aus Angst (der Mimik nach zu urteilen). In weniger als 5 Minuten sind wir auf der anderen Uferseite. Dort herrscht reges Treiben. Eine Art Rummelplatz: Hüpfburgen, Essensstände, Verkaufsstände, Musik, Einheimische sitzen auf dem Boden und grillen um die Wette. Das freut die Affen natürlich sehr. Sie sitzen in den Bäumen und verfolgen das Schauspiel. Später werden sie wahrscheinlich angreifen und die Reste angeln.
Wir suchen uns erst einmal ein ruhiges Plätzchen, denn Speiche Nummero 2 ist gebrochen.
Auf dem Weg zum Boot war es so weit. Nach dem die Reparatur beendet war, sahen wir uns ein wenig um. Wo sollen wir hier denn schlafen? Wir können ja mal im Resort nach fragen ob wir auf deren Wiese zelten dürfen. In Thailand war dies möglich. Für einen kleinen Preis durfte man dort zelten und Dusche und Klo nutzen. Vielleicht geht das hier auch? Die Damen an der Rezeption schlagen uns Zimmer für die Nacht vor. Günstigstes: 50 €!! Nein danke. Wir entdecken ein Schild auf dem Tresen. Darauf ist ein Zelt abgebildet, es steht auf einer Wiese. Irgendetwas ist noch dazu geschrieben. Wir deuten auf das Zelt und fragen ob man bei ihnen zelten kann. Für 5 € wäre es eventuell möglich aber ohne Dusche und WC. Häää? Da haben wir wohl was falsch verstanden. Wahrscheinlich bezieht sich der Preis auf das ausleihen vom Zelt. Naja ist ja wurschd. Wir ziehen wieder ab und mischen uns unter die Einheimischen. Wir wollen auch ein ABC (= Eis und Bohnen) essen. Das scheint hier sehr beliebt zu sein, denn auf jedem Tisch steht mindestens eins!!
- ABC
- … das isst hier jeder
Hierbei handelt es sich allerdings nur um einen Berg Wassereis, der mit verschiedenen Soßen begossen wurde. Ganz unten im Schälchen schwimmen Maiskörner, und irgendwelche bunte, schwabblige und geschmacklose Dinge aus Agar-Agar. Bei der Hitze fällt der Berg sehr schnell in sich zusammen. Wie gesagt es besteht eigentlich nur aus gefrorenem Wasser. Ich brauch es nicht mehr.
Anschließend entdecken wir eine große Anzahl an Duschen. Für ein paar Cent kann man diese nutzen. Dies kommt uns wie gerufen. Wir duschen den Schweiß vom Tag ab und setzen uns ans Wasser. Wir beobachten die vielen fröhlichen Menschen. Heute ist Freitag, also Wochenende, es ist viel los, und je später der Abend wird desto mehr Menschen kommen. Männer zum Angeln, die Frauen passen auf die Kinder auf, oder auch nicht. Denn wie in Thailand, fällt uns hier der Smartphone-Konsum auf. Jeder hat eines und jeder spielt darauf herum. Egal wo er gerade steht, geht oder sitzt, ob er alleine oder in einer Gruppe ist. Sie sind mehr mit ihrem Smartphone beschäftigt als mit ihren Menschen in nächster Nähe. Ist das in Deutschland auch so? Das ist uns vor der Reise nicht so vor gekommen. Hier tut es jede Altersgruppe. Außer die ganz kleinen und so kommt es, dass wir eine Familie beobachten. Papa angelt, zwei junge und eine ältere Frau spielen mit ihrem Smartphone, in dem sie ganz schnell mit den Fingern drauf tippen und drei Kinder rennen übermütig umher. Ab und an schreien die Frauen etwas den Kindern zu, diese gehorchen allerdings nicht. Wen wundert’s.
In einem kleinen Häuschen errichten wir unser Nachtlager. Es wird eine sehr unruhige Nacht. Bis um Mitternacht wird lauthals und teilweise schlecht Karaoke gesungen, immer mehr Menschen kommen zum Angeln. Die ganze Nacht durch herrscht geschäftiges Treiben. Ich bekomme kein Auge zu, Sebastian liegt mal wieder neben mir und sägt den Dschungel von Malaysia ab. Wie macht er das nur?
Das mit dem Schlafen ist glaube ich familiär bedingt. Luca und Fabian schlafen auch beim größten Lärm, Wahnsinn 🙂