12 stündige Busfahrt nach Kunming

Wir stehen früh auf und gehen schon um halb 8 zum Ticket-Schalter. Er ist auch schon besetzt. Wir legen der Frau unsere Übersetzungen hin und ruck zuck haben wir die Tickets in der Hand. Wir zeigen ihr noch ein Foto von unseren Rädern, damit sie weiß, dass wir viel Gepäck haben. Sie winkt ab, kein Problem. Wir sind erleichtert und hoch erfreut, dass das alles so einfach geklappt hat. Der Bus fährt erst um 9:30, so haben wir noch etwas Zeit. Auf dem Weg zurück ins Hotel kehren wir in einer Suppenküche ein und stärken uns mit Nudeln. Dieses Mal ist Mr. Huan nicht dabei, so können wir uns sehr viel Zeit lassen 😀 Dann holen wir Räder und Gepäck und gehen zum Bahnhof. Dort ist ein Scanner und ich bin schon bereit, dass ich alles abladen muss, doch der alte Herr winkt uns durch. Ja wie?? Gestern wollte er, dass wir unsere Lenkertaschen durchleuchten obwohl wir nur ein Ticket kaufen wollten und nun dürfen wir mit Sack und Pack so durch? Chinesen halt…..
Wir werden zum Bus gebracht und können auch gleich einladen. Die zwei Busfahrer sind sehr freundlich, sie wollen noch nicht einmal Geld, dafür dass wir so viel Platz im Laderaum einnehmen, stattdessen wird aber ein Foto von uns gemacht. Wir sind so perplex, wir können es noch gar nicht fassen. Wir haben die Tickets, das Gepäck ist schon verstaut, unsere Sitzplätze haben wir auch schon eingenommen und wir dürfen sogar nebeneinander sitzen..? Da ist doch was faul?? So reibungslos hat das in China noch nie geklappt.
Mit einer halben Stunde Verspätung starten wir dann. Der Bus fährt los und Sebastian beginnt die Anzahl der Hupen zu zählen. Innerhalb einer viertel Stunde, hupte der Busfahrer 18 Mal! Der Bus ist sehr leer, mit uns fahren nur 2 weitere Reisende mit.
Doch nach und nach steigen immer mehr hinzu und im nu sind alle Plätze belegt.

Das deutsche Rauchverbot haben wir schon immer sehr zu schätzen gewusst, doch nun wird es uns nochmals sehr bewusst, denn nicht nur der Busfahrer raucht, sondern auch die Reisenden. Es ist zum aus der Haut fahren. Zudem wird wieder herum gerotzt was der Rachen her gibt, doch die meisten entleeren ihre Sekrete, immerhin!, in die Eimer die im Gang stehen. Schräg gegenüber von uns, am Fenster, spuckt ein Mann immer wieder seine Schleimbrocken auf den Boden, ebenso schmeißt er seine Zigarettenstummel dort hin. Ich habe solch eine Wut im Bauch und wünsche ihm, dass er auf seiner eigenen Rotze ausrutscht. Es ist ekelhaft. Schräg hinter Sebastian sitzt eine ältere Frau, sie hat sichtlich Probleme mit dem ruppigen und kurvenreichen Fahrstil des Busfahrers, weshalb sie immer wieder erbricht oder lauthals rülpsen muss. Diese Busfahrt ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
Beim ersten „Boxen-Stop“ wird getankt und gepinkelt. Beim Tanken fällt dem Tankwart der Deckel in einen Hohlraum des Busses. Es dauert eine ganze Weile, bis dieser Deckel wieder ans Licht kommt. Mit langen Drähten fischen sie im Bauch des Busses nach dem Deckel. Während dieser Aktion entdeckt ein Fahrgast, dass das eine Hinterrad Luft verliert. Es zischt eindeutig und beim näheren betrachten ist eine Schraube im Mantel erkennbar. Oh weh…wann bzw. ob wir heute noch in Kunming ankommen? Doch glücklicherweise sind wir in der „Reparatur-Straße“. Unzählige Reifenhändler bzw. Werkstätten befinden sich nebeneinander. Der Busfahrer sucht eine Werkstatt heraus und schnell wird der platte Reifen gegen den Ersatzreifen ausgetauscht. Das ging schneller von statten als diesen Tankdeckel wieder zurück zu gewinnen.
Mittlerweile ist es schon Mittag, wir fahren weiter, alle 3 Stunden werden Pinkelpausen eingelegt und die beiden Fahrer tauschen ihre Plätze. Abends um 22 Uhr erreichen wir dann endlich die Stadt Kunming. So lange es noch hell draußen war, konnten wir die Landschaft begutachten und wir sind uns einig: Wir haben es nicht bereut den Bus genutzt zu haben. Die Landschaft hat sich nämlich in den letzten 700 km kaum verändert.
Am Busbahnhof satteln wir die Räder und wenn wir nicht gewusst hätten, dass es 22 Uhr ist, dann hätten wir vermutet, dass sogleich die Sonne aufgeht. Warum? Ein paar Fahrgäste haben Hühner, in Kartons oder Körben verpackt und im Laderaum mit geführt. Dort unten drin war es dunkel und mit Sicherheit auch sehr stickig und als sie nun wieder an die Luft kamen, begannen sie zu krähen 😀 Herrlich…Ein Gockel nach dem anderen, erwachte aus seinem Koma 🙂 Dass sie überhaupt noch gelebt haben?
Über Umwege gelangen wir dann endlich in die Stadt, Busbahnhöfe liegen nämlich in der Regel immer weit außerhalb. Es ist kaum zu fassen, doch wir waren in vier Hotels und alle haben uns abgelehnt. Allerdings erst, als sie fest stellten, dass wir kein Chinesisch und sie kein Englisch können. Dann waren ganz plötzlich alle Zimmer belegt oder „Ausländer“ unerwünscht. Um halb 12 stehen wir dann im Home Inn (dort waren wir auch in Leshan), auch dort können die Angestellten kein Englisch, doch sie sind sehr freundlich und wir werden aufgenommen. Nun haben wir ein Zimmer, das genauso aussieht wie in Leshan 😀 Nur spiegelverkehrt. Müde fallen wir in die Betten.

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