1.Tag in Kambodscha

Die letzten Kilometer zur Grenze führen seit langem mal wieder bergauf.

Thailand und Kambodscha sind durch eine kleine Hügelkette getrennt. Es ist schon am Morgen recht warm, weshalb uns die kleinen Anstiege reichlich Schweißperlen auf die Stirn treiben. Als wir gegen 11 Uhr die Grenze erreichen, brutzelt die Sonne schon kräftig auf uns nieder. Wir werden freundlich von den Thais empfangen, wir unterhalten uns ein wenig über Dies und Das und zu guter letzt möchte der oberste Beamte (zumindest an diesem Grenzposten) noch ein Foto mit uns machen.
Wir schieben die Räder nach Kambodscha und sind sehr überrascht über die Primitivität dieser Grenze. Sie besteht lediglich aus einer kleinen Holzhütte, so wie wir sie in den vergangenen Monaten immer in den Feldern haben stehen sehen. Dort müssen wir einen Zettel ausfüllen, dann werden wir an einen Mann verwiesen der ein paar Meter hinter der Hütte, im Schatten der Bäume auf einer langen Bank sitzt, vor ihm ein großer Tisch, er nennt sich Visa-Chef und gibt das Visum aus. Das Ganze erinnert sehr an einen gemütlichen Rastplatz in Deutschland 😀
Er stellt uns das Visum aus, in der Zwischenzeit sind wir sehr beeindruckt von einem Vogel, dieser ist in einen Käfig gesperrt und besticht jetzt nicht gerade durch Schönheit, aber er kann unendlich viele verschiedene Laute von sich geben und auch sprechen. Faszinierend!
Nachdem alles geregelt ist, (im Übrigen wurden wir nicht, wie erwartet übers Ohr gehauen! Wir haben je Visum 30 $ gezahlt, so wie es überall geschrieben steht. Nicht mehr und nicht weniger) rollen wir nach Kambodscha hinein. Zu aller erst fällt uns ein riesiges Gebäude auf. Es ist ein Hotel mit Spielkasino. In Thailand ist das Glücksspiel verboten, weshalb die Thais alle nach Kambodscha gehen.
Ansonsten findet man sehr viele kleine Läden und Müll. Der erste Eindruck: das ist ein armes Land! Während wir noch langsam an den Lädchen vorbei rollen, treffen wir auf ein französisches Pärchen. Auch sie sind mit dem Rad unterwegs, doch heute wurde ihre Radreise vorerst einmal beendet. Sie haben ein Tandem, allerdings ein spezielles, von einer deutschen Firma. Es nennt sich Hase Pino, dabei sitzt der Hintermann normal auf dem Rad und der Vordermann „liegt“ wie auf einem Liegerad. Sie hatten gerade den letzten Anstieg auf thailändischer Seite bewältigt, da krachte es laut und ihr Rahmen ist an einer Schweißnaht gebrochen. Nun sitzen sie da und warten auf einen Kambodschaner. Er hatte ihnen versprochen, sie in die nächste größere Stadt zu fahren, von wo aus sie mit dem Bus nach Siem Riep kommen. Doch sie sitzen nun schon über eine Stunde hier und der Mann ist noch nicht aufgetaucht. Sie wollen noch warten. Da es bis zur Stadt nur bergab und flach sein soll, bieten wir ihnen an, ihr Gepäck zu fahren (sie haben nur 5 Taschen) und sie können langsam hinterher kommen, auf ihrem Rad. Doch der Rahmenbruch ist von so beachtlicher Größe, dass der Bruch auseinander klafft wenn das Rad nicht vom Fahrradständer gestützt wird. Gar nicht auszudenken was passiert wenn noch zwei Personen drauf sitzen. Da wir ihnen also nicht helfen können verabschieden wir uns von ihnen und radeln alleine weiter. Schnell kommen wir in die Stadt Anlong Veng, sie kann man nicht mit den thailändischen Städtchen vergleichen. Nix von wegen große Supermärkte, mehrspurige Straßen, große Häuser…Nein hier geht mal wieder die Kuh in der Stadt spazieren und viele winzige Lädchen, immer mit dem gleichen Sortiment, sind nebeneinander gereiht. Doch immerhin entdeckt Sebastian einen Bäcker, dort kaufen wir Baguette.
Wir radeln weiter, immer wieder rufen uns Kinder „Hallo“ zu. Sie erinnern uns sehr an Mogli, mit ihrer dunklen Haut, ihren wilden schwarzen, zotteligen Haaren und zumeist laufen sie nackig oder nur in Unterhose umher.
Es geht vorbei an Steppe und abgebranntem Land, dann wieder durch Dschungel, immer wieder sehen wir Buschfeuer und die Dörfer die wir durchqueren sind sehr verarmt. Kleine Holzhütten (max.4m² groß), die Wände bestehen aus einem Strohgeflecht, reihen sich an der Straße entlang. Da es hier, wie in Laos auch, überall noch Mienen gibt wird die Schlafplatzsuche mal wieder zu einer größeren Aufgabe. In einem Dörfchen sehen wir ein Polizeirevier, auf dessen Grundstück eine große Wiese ist. Warum nicht einfach mal nachfragen ob man da schlafen kann?? Der Polizist ist freundlich will aber überhaupt nicht verstehen was wir von ihm möchten. Ein zweiter Mann wird hinzu gezogen auch er vermittelt den Eindruck als verstehe er nichts oder wolle es nicht verstehen, auch nachdem wir ihm Bilder von unseren Schlafplätzen bzw. von unserem Zelt gezeigt haben sieht er uns nur fragend an. Nach 9 Monaten Reise sind wir immer noch überrascht wieso manche Menschen mit einem Zelt nichts anfangen können. Selbst wenn sie Bilder davon sehen.
Nun, wir kommen auf keinen grünen Zweig mit den Männern, also verabschieden wir uns und radeln weiter. Nach wenigen Metern entdecken wir eine große Wiese, auch hier hat es schon einmal
gebrannt, zum Teil ist das Gras schwarz verkohlt. Wir suchen uns ein, von der Straße aus blickgeschütztes Plätzchen und machen uns für die Nacht bereit. Immer wieder segeln kleine Aschepartikel auf uns nieder.

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