Kambodschanische Ameisen sind nicht nett

Wir werden begrüßt von Ameisen. Durch Sebastians Apside verläuft eine Ameisenstraße und unser Müll von gestern Abend ist auch sehr beliebt. Das er nicht schon Beine bekommen hat ist alles. Wir sind froh, dass unser Gepäck an den Rädern hing und nicht in der Apside stand.
Während wir frühstücken werden wir immer wieder von den Viechern genervt. Ameisen gibt es überall auf der Welt und in den letzten Monaten konnten wir so viele von ihnen beobachten, dass wir bald ein Buch schreiben können. Doch solche Plagegeister hatten wir bisher noch nicht erlebt. Denn die dummen Dinger beisen gehörig zu. Wir sehen zu, dass wir voran kommen und weiter fahren können, doch ganz so schnell geht es dann doch nicht. Ich öffne meine vordere Satteltasche, auch Essenstasche genannt und traue meinen Augen kaum. Das die Tasche noch am Rad hängt und noch nicht fort getragen wurde ist erstaunlich. Es wimmelt nur so von Ameisen darin. Sie haben die Tamarinde geortet und sind so am Fahrrad hoch und bis in die Satteltasche hinein geklettert. So viel zum Thema „wenn die Taschen an den Rädern hängen, dann kommen nicht so schnell die Ameisen dort hin“. Es dauert eine Weile bis wir alles ameisenfrei haben, die Tamarinde müssen wir zurück lassen 🙁


Wir begeben uns wieder auf die Straße und radeln weiter Richtung Siem Riep. Es ist sehr heiß, der Fahrtwind kühlt wenigstens ein bisschen ab.
Zur Mittagszeit kommen wir in die Randregion der Tempel (ca. 40km von Siem Riep entfernt) und somit sehen wir auch die ersten Touristen und ein touristisches Restaurant. Hungrig sind wir, aber dort wollen wir nicht hin, wir wollen lieber in eine echte Straßenküche, da gibt es meistens mehr und es schmeckt lecker 🙂 So radeln wir weiter und entdecken wenige Kilometer später ein sogenanntes Straßenlokal. Erkennbar daran, das min. ein Tisch sowie Stühle draußen stehen und sich auf dem Tisch eine Kiste mit Stäbchen und Besteck, sowie ein Körbchen mit Soja- und Fischsoße sowie anderen Gewürzen befindet. Direkt steuern wir darauf zu und fragen ein junges Mädchen ob wir hier etwas zu essen bekommen. Sie blickt uns zuerst hilflos an, dann zieht sie ihre Oma zu Rat, doch diese hat den Mund voller Reis und nuschelt irgendetwas vor sich hin. So greift das Mädchen zum Handy und kurz darauf kommt eine junge Frau auf einem Roller angesaust. Ich zeige auf den Reis und ein paar Eier und mache ihr mittels Körpersprache deutlich, dass sie alles in einen Topf schmeisen und anbraten soll. Sie lacht und nickt, holt noch einen kleinen Elektroherd, plötzlich hält sie inne und spricht mit der Oma und dem Mädchen. Wir sitzen ahnungslos da und warten. Ein Mann kommt herbei, dieser teilt uns mit, das es hier kein Essen gibt, wir sollten zurück fahren, da sei in Restaurant. Häää? Was ist denn jetzt los? Kein Essen? Nööö, zurück fahren wir gewiss nicht. Naja, wir verstehen es nicht so ganz, deshalb beschließen wir: lass uns die Dosengetränke noch hier leeren, dann radeln wir weiter. Während wir da sitzen und trinken, kommt plötzlich wieder Bewegung ins Spiel. Die Frau beginnt zu brutzeln und kurz darauf haben wir je zwei Teller Reis und ein leckeres Omlette vor uns liegen. Verstehe wer will, was hier gerade geschieht.Wir freuen uns, sie freuen sich, alle scheinen glücklich, so lassen wir uns das Essen schmecken. Das Mädchen kommt auch immer wieder vorbei und bietet uns Reis-Nachschlag, doch eine Portion langt 🙂 Wir sind fertig mit Essen, dafür wollen sie noch nicht einmal Geld??? wir geben ihnen trotzdem was! Da kommt eine kleine Radfamilie zu uns. Mama, Papa und Kind im Anhänger. Sie stammen von irgendeiner französischen Insel in der Nähe Australiens, haben ein Jahr in Kambodscha gelebt und reisen sehr viel. Seit zwei Jahren sind sie nun unterwegs. Zuvor jedoch zu Fuß bzw. mit Bus und Bahn. Ihre Tochter war damals 3 Monate alt nun ist sie 2 Jahre und liebt ihren Anhänger. Sie wird auch sofort von den Einheimischen in Empfang genommen und ehe sich die Mutter versieht hängt die kleine Blondine bei irgendeiner Frau auf dem Arm 😀 So was muss man schon können. Wahnsinn.
Wir unterhalten uns eine Weile, dann radeln wir weiter und kommen an einem Tempel vorbei, auch Frauen-Tempel genannt. Er soll sehr schön sein und scheinbar tempelmüde Touristen anziehen. Wir wollen uns das auch ansehen, doch wir haben noch kein Ticket. Mal sehen was sich da machen lässt. Nun, gar nichts kann man da machen. Wie?? Ja, so berichten uns die unzähligen Tuk-Tuk-Fahrer, hier vor Ort kann man kein Ticket kaufen, dies bekommt man nur in der Stadt. Na toll, die ist aber noch 30 km entfernt. Dann eben nicht.
Wir fahren weiter und kommen an einem hübschen Cafe vorbei. Da wir beschlossen haben, heute nicht mehr bis in die Stadt zu radeln, machen wir in dem Cafe einen Stopp. Wir sind die einzigen dort und kommen schnell mit dem jungen Kambodschaner ins Gespräch. Er studiert Jura in Siem Reap, 6 Tage in der Woche pendelt er jeden Tag von 17 bis 22Uhr zwischen der Stadt und dem Cafe hin und her. Denn tagsüber betreibt er das Cafe und abends studiert er. Nicht gerade zu beneiden.
Er läd uns auf eine Fussmassage ein, diese wird von Fischen durchgeführt. Man stellt die Füße in ein Aquarium und unzählige kleine Fische knabbern die alte Haut ab. Ein absolut ekliges Gefühl, zumal sich 50 Fische auf einen Fuß stürzen. Selbst Sebastian hält es darin nicht länger als eine Minute aus. Der junge Mann schmunzelt und sagt, jeden Abend füttere er die Fische, da seien sie dann satt und interessieren sich nicht für Füße. Nun dann würde ich mal sagen, sind sie momentan sehr hungrig!!!!!!!!!!
Nach etwas mehr als einer Stunde verabschieden wir uns von ihm und machen uns auf die Suche nach einem Zeltplatz.
Sebastian ist heute besonders stolz auf sich, da er heute die ersten Preisverhandlungen auf Khmer (Landessprache) erfolgreich bestritten hat.

3 Gedanken zu „Kambodschanische Ameisen sind nicht nett

  1. Gert

    Philippienen , Abendsonne und ich hatte etwas Rum auf einem großen Holztisch verkleckert . Ganz schnell saßen kleinere Ameisen um die kleine Pfütze und tranken – alles – also habe ich mir und ihnen nachgegossen und weiter zugesehen und fotografiert . Es waren immer die selben Tiere auf dem Tisch , also keine Ameisenstraße , sie mußten also besoffen werden und Polka tanzen oder so . Nix war , sie haben immer wieder allles weggesoffen. Unglaubliche Kondition für so kleine Tierchen. Ob das schon mal jemand erforscht hat ? Die hatten hoffentlich eine lustige Nacht und haben ihr Volk kräftig vermehrt und reden heute noch von dem großen weißen Mann, der die Party geschmissen hat.
    Weil ihr ähnlich hinschaut wie ich , finde ich es ja so interessant und lese tatsächlich jede Zeile . Oft lese ich noch mehr zwischen den Zeilen . Dazu muß man aber auch solche Freuden oder Quälereien selbst erlebt haben.
    Gruß Gert

    1. Sebastian

      Das ist ja lustig, besoffene haben wir noch nicht gesehen. Barbara versucht gerade mit Pfeffer die Ameisen davon abzuhalten eine Straße über unser Zelt zu errichten. Vor kurzem haben sie riesige Teile einer Wursthaut abtransportiert, sind jedoch dann am hohen Gras und unserem ordentlichen deutschen Müllentsorgungsbewusstsein gescheitert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wenn man selbst schon oft so unterwegs war den Blog und die Sätze ganz anders ließt und viel mehr wahrnimmt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert