Singapur

Singapur sieht sehr westlich aus, teilweise westlicher als westlich und sehr sehr sauber. Kein Wunder, denn für alles gibt es hier hohe Geld- oder gar Todesstrafen. 700€ beispielsweise wenn man sein Rad nicht über die Brücke schiebt!!! Hallo? Wer hat denn das erfunden? Mit Sicherheit niemand der ein so schwer beladenes Rad hat! An einer Stelle endete der Radweg sogar vor einer Treppe. Ein Schild wies freundlich darauf hin, dass man nun das Rad über die Überführung zu tragen hat. Na geht’s noch? Doch alles in allem sind die Radwege super ausgebaut.

Die vielen Parks sind durch den sogenannten „Park-Connector“ miteinander verbunden. So dass man unzählige Kilometer zurück legen kann ohne auf der Straße fahren zu müssen. Die ersten beiden Tage nutzten wir diese Radwege sehr viel. Wir radelten von einer Parkanlage in die nächste, ruhten uns aus und genossen den Blick aufs Meer. In manchen Bereichen ist sogar zelten erlaubt. Dieses Angebot nutzen wir für die ersten zwei Nächte. Es ist klasse. Die Liegewiesen sind hübsch, man hat saubere Sanitäranlagen zur Verfügung und das Leitungswasser in Singapur kann man ganz unbedenklich trinken. Eigentlich muss man sich zum Zelten registrieren, große Schilder weißen darauf hin, dass man sich an einem Automat ein Ticket kaufen muss. Doch so sehr wir auch suchten wir konnten keinen Automaten finden. Wir zelteten trotzdem und wurden nicht kontrolliert. Somit haben wir eine Woche in Singapur verbracht ohne auch nur einen Cent für die Übernachtung auszugeben 🙂 Denn nach den zwei Zeltnächten konnten wir bei Margret (warmshower) einziehen.


Da das Wetter recht unbeständig war und wir nicht in der Nacht von Regen überrascht werden wollten, bauten wir unser Außenzelt auf und hängten unser Moskitonetz hinein. So bekamen wir noch genügend Luft, im Falle eines Regengusses waren wir aber dennoch geschützt. In der ersten Nacht war dies super in der zweiten Nacht hatten wir allerdings ein Erlebnis der besonderen Klasse, das wir bis dato noch nie hatten und ich so eigentlich auch nicht mehr erleben möchte.
Und zwar war das so. Wir campten im East-Coast-Park. Eine schöne Wiese, mit Blick auf das Meer und die vielen Schiffscontainer die darauf warteten in den Hafen einlaufen zu dürfen. Es war toll dort.


Wir waren nicht die einzigen. Ein paar Einheimische übernachteten ebenso dort, sie hatten alle Zelte die einer Hundehütte glichen. Die simplen Zelte von Aldi halt.
Als wir zu Bett gingen sahen wir wieder in der Ferne Blitzlichtgewitter. Doch das hatten wir ja die letzten Wochen immer, so machten wir uns keine Gedanken und huschten schnell ins Traumland. Mitten in der Nacht wachten wir auf, ein starker Wind blies die Küste entlang und rüttelte an den Bäumen und Zelten. Hui kommt da etwa schlechtes Wetter? Der Sturm wurde immer stärker und nahm an Kraft zu. Da wir nur unser Außenzelt stehen hatten, war es nicht ausreichend fixiert um solch einem Sturm Stand zu halten. Das Zelt schaukelte hin und her, wurde vom Wind eingedrückt. Wir waren hellwach und besorgt. Plötzlich entdeckte Sebastian dass sich ein paar Heringe aus dem Boden gelöst hatten. Unser Zelt drohte weg zu fliegen. Wir hielten es fest, der Wind wurde stärker und stärker, wir hatten Angst, dass die Stangen brechen oder das Gewebe reist. Noch regnete es nicht, wir mussten handeln, doch wie? Sobald wir das Zelt los ließen würde es davon fliegen. Irgendwie schafften wir es die Zeltstangen einzulegen. Wir packten alles auf unsere Zeltplane und trugen es zu einem nahe gelegenen Unterstand. In diesem Moment setzten Regen und Gewitter ein. Wir retteten alles unter’s Häuschen und versuchten unsere Bettsachen abzudecken, der Wind blies den Regen gerade zu durch das Häuschen hindurch. Dies hatte nämlich leider nur ein Dach aber keine Wände. So saßen wir im Häuschen der Sturm tobte, es regnete in Strömen, das Gewitter war direkt über uns. Blitz und sofort der Donner. Es war unheimlich. Die Lichter der Containerschiffe schaukelten auf dem Meer hin und her, manchmal verschwammen sie völlig im Regenschleier, dann tauchten sie wieder auf. Wir saßen lange in diesem Häuschen und waren sehr überrascht, dass es in den umliegenden Zelten recht ruhig war. Nur vereinzelt huschten ein paar Leute herum. Stört die das Wetter nicht? Ihre kleinen Hundehütten standen recht still, der Wind hatte nicht so viel Angriffsfläche wie bei unserem großen Zelt und da sie im Innenzelt lagen, beschwerten sie ja quasi das Zelt, weshalb es nicht weg fliegen konnte wie bei uns. Aber bei ihnen muss doch das Regenwasser rein laufen? Die sind doch nicht wasserdicht? Es war uns ein Rätsel. Während wir durchnässt waren bis auf die Knochen, wir langsam anfingen zu frieren, schien es die Singapurianer nicht zu stören.

Dreieinhalb Stunden dauerte der Spuk, um 4 Uhr, lies der Regen und Sturm nach. Wir sortierten uns ein wenig und breiteten unser Nachtlager im Häuschen aus. Der Wind hatte den Regen durch die kleinsten Ritzen gepeitscht, so dass unsere Isomatten komplett nass waren. Wir stellten die Räder so auf, dass wir etwas geschützt waren vor dem Wind, bauten unser Außenzelt wieder auf um Wärme darin zu speichern und legten uns dann auf unsere nassen Isomatten. Ein ekliges Gefühl, doch was will man machen. Wir waren hundemüde und schliefen schnell ein.

Um 7 Uhr wachten wir auf, überall lagen herunter gefallene Äste und Kokosnüsse herum. Und es hat auch noch andere getroffen, zwei Zelte lagen als ein nasses trostloses Häufchen auf der Wiese. In der Männerumkleide hatte ein Mann Schutz gesucht und schnarchte dort friedlich als wir auf der Toilette waren. Wir verschafften uns einen Überblick über unsere Dinge und hängten alles zum Trocknen auf.

Allerdings konnten wir da noch lange warten, denn die Sonne lies sich nicht blicken. Ebenso wie unsere Zeltnachbarn. Ich konnte es nicht fassen. Warum flog beinahe unser hochwertiges Zelt davon und die anderen liegen immer noch in ihren Zelten als wäre nie etwas gewesen? Die sind doch nicht wasserdicht? Die müssen doch schon schwimmen können darin? Es bleibt uns ein Rätsel. Um 9 Uhr stieg dann der Erste aus seinem Zelt, er räumte all seine Sachen hinaus, stellte es dann auf den Kopf und wir staunten nicht schlecht. Das Wasser lief in Bächen aus der Zelttür hinaus. Er muss echt darin geschwommen sein. Ähnlich sieht es bei einem anderen Pärchen aus. Ich bin beruhigt! Hätte mich ja geärgert wenn diese Zelte besser gewesen wären als unseres!! Allerdings bewundere ich sie sehr, dass sie in diesem Wasser noch schlafen konnten 😀
Da es keinerlei Anzeichen auf Sonne gibt, packen wir unsere nassen Sachen auf’s Rad. Meine Isomatte wandert gleich in die Tonne, da die Neue eh in Istanbul wartet, brauche ich mir nun auch keine Mühe mehr machen, dass sie trocknet.
Wir radeln ins Zentrum und sind überrascht wie menschenleer es dort ist.

Wir setzen uns ans die Promenade und hängen unsere Sachen zum Trocknen aus. Wir haben Zeit bis in den späten Abend, dann werden wir uns mit Margret (warmshower) treffen. Wir sitzen noch nicht allzu lange, als ein junges holländisches Pärchen auf uns zu kommt. Wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie leben seit 2 Monaten hier und laden uns ein, unseren Platz in ihr Hochhaus zu verlegen. Dort könnten wir unsere Sachen trocknen, duschen, schlafen und den Pool nutzen. Das Angebot nehmen wir gerne an und sind völlig von den Socken. Sie wohnen direkt hinter dem Finanzdistrikt, also mitten im Zentrum, in einem Hochhaus. Die ersten 7 Stockwerke sind nur Parkplätze, im 8. Stockwerk befindet sich eine Ruheoase mit zwei Swimmingpools. Weiter oben soll es noch ein Fitnessstudio und noch einen weiteren Pool geben. Sie selbst wohnen im 35. Stock. Da guckste erst einmal blöd. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Wir bleiben 4 Stunden bei ihnen, dann brechen wir auf, machen uns auf den Weg zu Margret. Und auch hier sind wir platt, als wir sehen was uns erwartet. Eine riesige Wohnanlage, mit drei Pools, Fitnessraum und mit dem Aufzug fährt man direkt in die Wohnung. Bei Margret haben wir ein eigenes Zimmer und Bad. Sie selbst muss arbeiten, doch wir dürfen uns in ihrer Wohnung austoben. Es ist toll hier. Solch einen Luxus zum Abschluss unserer Reise. Damit hätten wir nie gerechnet. Doch ganz ehrlich: Den haben wir uns doch verdient? 😉 Wir genießen die Tage bei Margret, besichtigen noch ein wenig die Stadt, steigen in den 50. Stock eines Hochhauses und fahren auf die Insel Sentosa, die einem einzigen World-Disney-Park gleicht.

Zu Hause bei Margret

 

Quer durch die Stadt, Chinatown, Little India und Co

 

Singapur bei schönem Wetter, Besuch der rummelplatzähnlichen Insel Sentosa


 

Vom 50. Stock auf die Stadt blicken ist klasse!!

 

Singapur bei Nacht

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