Abenteuer Kardamom-Berge Teil 4

Wir sind sehr erstaunt, noch immer können wir unsere Schlafsäcke nutzen. Sie sind als Decke völlig ausreichend, doch eigentlich hatten wir erwartet, dass die Nächte hier so warm sind, dass man sie gar nicht mehr benötigt. Doch bei Temperaturen von 15-20 Grad ist es mit einem dünnen Baumwollsack doch zu frisch.
Wir machen uns an die weitere Strecke und haben sogleich ein paar Anstiege vor uns. Es gilt 300 Hm zu überwinden. An sich kein großes Thema doch hier haben es die Steigungen in sich. Die fehlenden Serpentinen und der sandige Untergrund sind nicht ohne und so kommt es, dass ich bei knackigen 16% streike. Ich schaffe es nicht und schiebe mein Rad, als ich zurück blicke, sehe ich wie Sebastian aufgibt und ebenso absteigt. Die darauf folgenden Anstiege sind mit 6 – 10 % Steigung hingegen lächerlich, doch auch hier macht es uns der Untergrund nicht gerade leicht.
Nachdem wir die 300 Hm bewältigt haben, erreichen wir den ersten großen Stausee.

In der Regenzeit muss er enorm anwachsen, weshalb die Straße nicht direkt am See entlang führt sondern große Bögen macht. Luftlinie wären es 10 km doch wir machen 25 km bis zum nächsten Ort. Wieder zur Mittagszeit, erreichen wir das zweite Dorf, das auf unserer Landkarte eingezeichnet ist. Os Soma, ein Dörfchen, viel kleiner als Pramoy, doch auch hier gibt es drei Gästehäuser. Für wen sind die gedacht? So viele Touristen sind nun auch wieder nicht unterwegs. Vielleicht für die Chinesen?
Wir suchen nach etwas zum Essen, doch die eine Besitzerin einer Straßenküche verweist uns an die nächste Küche, diese wiederum verweist uns wieder zurück. Ach Mensch, wenn ihr keine Lust habt uns etwas zum Essen zu geben, bzw. wenn ihr keine Lust habt euch etwas Geld zu verdienen, dann halt nicht. In einer dritten Küche, ist die Besitzerin wenigstens bereit uns heißes Wasser zu kochen, damit wir uns eine der „auserordentlich-kulinarischen-chinsischen-5 Minuten-Nudelsuppen“ zubereiten können. Während wir diese verspeisen, kommen zwei Touristen auf einem Moped hinzu. Auch sie kommen, wie alle anderen aus Koh Kong (da wo wir hin wollen) und fahren nach Pramoy. Sie setzen sich zu uns und wir plaudern ein wenig, dann geht es wieder weiter. Es bleibt zu erwähnen: Heute haben wir unsere dritte Einladung nach Österreich erhalten!! Die Österreicher scheinen sehr gastfreundlich zu sein.
Auf der großen Straße kommen wir nach wie vor gut voran. An einer kleinen Weggabelung gilt es dann zu entscheiden: große Straße weiter oder den „Schmuggler-Pfad“ ausprobieren? Der „Schmuggler-Pfad“ war vor dem Bau der chinesischen Straße der einzige Verbindungsweg nach Koh Kong. Doch uns ist zu Ohren gekommen, dass er nun etwas verwildert sein soll.
Da ich mich schon seid Tagen nach dem Meer sehne, möchte ich gerne die große Straße fahren, in der Hoffnung schneller voran zu kommen. Dies tun wir auch, wir sind recht flott, doch atemberaubend oder gar spannend wie die kleinen Wege der vergangenen Tage ist sie allemal nicht. Entweder fahren wir durch Rodungsgebiete oder durch den Dschungel. Dieser spendet uns immerhin Schatten.
Seit dem wir Os Soma verlassen hatten, gab es nur noch eine Möglichkeit Wasser zu kaufen. Seither haben wir nichts mehr gesehen. Keine Häuser nichts. Wasser haben wir zwar noch genügend, aber wo wollen wir schlafen? Wir erreichen eine kleine Staumauer, der Fluss wird jedoch gerade nicht gestaut und hat seine normale Größe. Wir fahren zu dem „Stauhaus“ und fragen ob wir hier schlafen dürfen (wir hatten ein kleines Plätzchen, ca. 50 Meter entfernt vom Häusschen entdeckt). Der junge Mann versteht uns nicht so recht. Sagt dann aber irgendwann „Okee Okeee“, was für uns so viel wie „JA“ bedeutet. Ehe er noch auf weitere Gedanken kommt, bedanken und verabschieden wir uns. Da sich die Mitarbeiter des Stauwerkes wohl selbst auch hier im Fluss waschen, deutlich zu erkennen, an Seife, Schwamm etc. das auf den Steinen liegt, steigen wir schnell zum Fluss hinab um uns vom Staub zu befreien.
Während wir im Wasser sitzen, Sebastian mal wieder nackt!, kommt oben aus dem Stauwerk ein Mann her gelaufen und bleibt auf unserer Höhe stehen und ruft etwas zu uns hinunter. Zeitgleich hält ein Pickup an der nur 50 Meter entfernten Brücke an und ein Schwung Menschen (ungelogen ca. 20 Stück!!) steigt aus bzw. ab und macht sich auch auf in unsere Richtung. Alle bleiben oberhalb von uns am Geländer stehen und sehen neugierig zu uns hinunter. Meine Güte, was ist denn nun los?? Schnell steige ich aus dem Wasser, ich hatte ja wie immer meine komplette Bekleidung an (Gott sei Dank :-)) und trockne mich ab, dann werfe ich dem immer noch nackig im Wasser sitzenden Sebastian seine Unterwäsche zu und trete den Rückweg an. Nun heißt es die Leute da oben, ein wenig ablenken. Das wir dort baden, ist überhaupt kein Problem, scheinbar wollte der junge Mann nur mal gucken kommen. Was die ganze andere Wagenladung Menschen angeht? Wir wissen es nicht. Sie wollten wohl auch nur mal gucken. Man sieht ja auch nicht jeden Tag nackige, weiße Menschen im Wasser sitzen 😀
Plötzlich keimt die Schlafplatzfrage erneut auf, ich zeige ein paar Männer unseren auserkorenen Platz, sie meinen dies sei kein Problem wir müssen uns aber unbedingt in acht nehmen da es Tiger gäbe. Tiger?? Naja, das lassen wir mal so stehen.
Einer der Meute hatte meine Kamera entdeckt und so begann eine wilde Fotoserie, jeder wollte mit uns abgelichtet werden. Doch dies stand uns beiden nicht im Sinn, Sebastian war völlig überrumpelt von der Menschenmasse und ich stand in tropfnassen Klamotten da. So konnte ich die Fotografiererei schnell unterbinden indem ich sie alle zum Gruppenfoto aufrief. Die Hälfte war drauf und diese waren glücklich. Vor allem die Oma. Sie war überglücklich und es wirkte auf uns, als hätte sie zum ersten Mal solch einen Fotoapparat gesehen.
Nachdem sie genug gesehen hatten verabschiedeten sie sich, stapelten sich alle im Pick-up und fuhren davon. Die zwei Männer vom Stauwerk waren mittlerweile auch wieder an ihrem Arbeitsplatz und so bauten wir schnell unser Zelt auf, kochten und verschwanden darin.
Ich kann mich erinnern wie oft ich schon über unser Zelt geschimpft hatte, doch an dieser Stelle muss ich es nun einfach mal loben. Durch die Art und Weise wie die drei Stangen aufgebaut werden, steht das Zelt ganz ohne Hering. Nur die zwei Wände müssen abgespannt werden, ansonsten würden Innen- und Außenzelt zusammen kleben und die Feuchtigkeit käme dadurch nach innen. Doch das Abspannen funktioniert mit Satteltaschen sehr gut. Genau richtig für unseren heutigen Nachtplatz.20150203_0628_P1050637_TZ10

Ein Gedanke zu „Abenteuer Kardamom-Berge Teil 4

  1. Daniel

    Der Pickup sieht so aus, als wäre er direkt zuvor richtig sauber gemacht worden, er hat nur wenig Staub auf dem Lack. Die Leute scheinen extra wegen euch gekommen zu sein.
    Euer Ruf eilt euch voraus und die Leute euch hinterher.

    Gruß, Daniel

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