Die Buschfrau

Neuer Tag neues Glück, es ist nicht mehr weit bis wir wieder auf die neue Hauptstraße kommen. Beim Frühstück werden wir schon wieder von den Hirtenbuben beobachtet. Sie sehen uns neugierig zu, wie wir alles einpacken, dann verabschieden sie uns mit einem lauten „bye bye“. Wir füllen nochmals all unsere Flaschen mit Wasser, dann geht es weiter. Wieder ganz hinab bis zum Fluss, um ein kleines Tal zu queren und um dann wieder 400 Höhenmeter später auf Nachtplatz-Niveau zu sein! Von Brücken haben die Römer damals wohl noch nichts gehört.



Gestern hatten wir ja ein Schild „übersetzt“ und als hätte unsere Vermutung gestimmt, kommt uns heute zu allererst ein Jeep entgegen. Die Insassen in feinem Anzug! Kurz darauf sehen wir zwei Männer zu Fuß, beide mit einer Schaufel bewaffnet, keine 5 Minuten später ein kleiner Bagger, der sich langsam den Berg hinab tastet. 🙂 Ist dem guten Herrn Ingenieur 5 Tage vor Ablauf der Bauzeit eingefallen, dass er hier ja noch 26 km Straße zu machen hat?? 😀
Die Auffahrt ist wieder genauso anstrengend wie gestern. Dicke unförmige Steine die einem alles abverlangen. Hut ab vor dem Taxifahrer, der sich hier mit dem Mercedes Sprinter die enge Straße hinauf und hinunter quält um eine handvoll Bewohner in die Stadt zu bringen. Endlich erreichen wir die neu geteerte Straße, die wir gestern verlassen hatten. Im nachhinein war unsere Entscheidung die Richtige! Zwischen drin hatten wir uns oft gefragt, warum machen wir das eigentlich? Aber die Landschaft und die Erlebnisse haben uns mal wieder ein Stückchen weiter gebracht.


Wir kommen super voran, hier kann man auch wieder die Straßen mit 60 kmh hinab saußen und das Wetter ist herrlich. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Kurz vor Kukes treffen wir auf 4 Schweizer sie sind mit zwei VW-Bussen unterwegs. Sie stehen am Straßenrand umringt von ein paar Kindern. Wir halten an und kommen in ein längeres Gespräch. Währenddessen nimmt die Kinderschar immer mehr zu. Am Ende sind es 16 Stück! Die einen neugierig und distanzlos, die anderen schüchtern und beobachtend was die 6 Ausländer da machen. Die Schweizer und wir haben in den kommenden Tagen fast den gleichen Weg, vielleicht trifft man sich wieder? Wir radeln in die Stadt Kukes und kaufen ein. Die nächsten Tage wird es wieder sehr rar sein, was Einkaufsläden angeht, da müssen wir gerüstet sein. Mit einem Bärenhunger eiern wir durch die Stadt. Wir landen in einem Restaurant! Doch als wir bestellen wollen wird uns erklärt, dass es nichts zu essen gibt. Hää?? So fahren wir wieder davon und suchen etwas neues. Doch wir finden nur Cafes. Schlussendlich landen wir in zwei Fast-Food-Buden. Eine schlechter als die andere, doch der Hunger treibt’s rein! Wenigsten der Espresso muss einen vernünftigen Abschluss bilden. Das tut er, doch irgendwie sind wir frustriert und verlassen zügig über die Autobahn die Stadt. Es ist heiß und so machen wir nochmals weit außerhalb einen zweiten Kaffeestopp. Wir verlassen die Autobahn, auf der im übrigen überhaupt nichts los war! Und radeln auf einer Landstraße weiter. Diese soll uns zu einer Schlucht bringen, von wo wir dann mit einem Boot Richtung Shkoder fahren. Die Straße schlängelt sich durch Täler und es ist verrückt wie man mit weiß getünchten Steinblöcken die Landschaft verändern kann. Anstatt Leitplanken hat die Straße weiße Steinblöcke. Im Abendlicht leuchten sie schön und ziehen sich wie eine Perlenkette die Berge hinauf. Es sieht toll aus, allerdings sieht man dann auch genau wo man noch hin muss. Weniger schön 😀

An einem Restaurant füllen wir Wasser für die Nacht auf und suchen uns einen Zeltplatz. Etwas abseits der Straße, an einem Wasserpumpenhäuschen werden wir fündig. 20 Meter unterhalb befindet sich ein Haus. Man hört Kinderstimmen. Wir sind gespannt wie lange wir unbeobachtet sein werden.
Ein tolles Panorama liegt vor uns und als Sebastian dies fotografisch festhalten möchte, mussten wir leider feststellen, das etwas mit seiner Kamera nicht stimmt. Nach dem Auslösen gibt sie ein komisches Geräusch von sich und die Bilder sind alle verwackelt. Wie kommt das so plötzlich? Wir können es uns nicht erklären. Wir sind gerade am fachsimpeln, da werden wir von einem jungen Mann aufgesucht. Adir, ist sein Name, er spricht gut Englisch und erzählt uns, das er dort unten in dem Haus wohnt. Er ist 22 Jahre alt und auch einer der sein Land verlassen möchte. Strahlend erzählt er uns, dass er kürzlich in Europa war, in Belgien und Frankreich. Doch er kam nur bis Callais, dann war Ende. Warum? Tja, er wollte flüchten und zwar nach London. London sei sein Traum, dort will er unbedingt hin. Doch als er in Callais in den Zug steigen wollte, wurde er von der Polizei aufgehalten. Mit seinem Pass darf er nämlich nicht nach England. Er erzählt uns ein wenig über Albanien und den schlechten Arbeitsmarkt, da taucht plötzlich sein 70 jähriger Onkel aus dem Gestrüpp auf. Er ist immer am arbeiten, obwohl er Herzbeschwerden hat, sagt Adir. Er sagt dem Onkel wer wir sind und wo wir her kommen. Da schmunzelt der Onkel und sagt etwas. Adir übersetzt uns: Die Albaner hauen nach Deutschland ab und die Deutschen kommen nach Albanien. Es scheint ihn zu amüsieren. Dann verschwindet er wieder. Wir unterhalten uns weiter mit Adir, da raschelt es wieder im Gebüsch. Dieses Mal ist es aber nicht der Onkel sondern eine junge Frau. Sie streckt ihren Kopf heraus, damit sie etwas sehen kann. Sie erschrickt als sie uns sieht und taucht sofort wieder ab. Doch sie geht nicht, sie bleibt im Gebüsch sitzen und führt Selbstgespräche. Adir wird nervös. Er erzählt uns, dass er diese junge Frau vor wenigen Stunden schon einmal gesehen habe, da war er gerade bei der Arbeit mit seinem Cousin. Sie hatten sich mit ihr unterhalten, sie habe ihnen komische Dinge erzählt und führe laufend Selbstgespräche. Er glaubt sie habe Drogen genommen. Versteckt im Gebüsch beginnt die Frau mir Adir zu reden. Er will dass sie geht, sie sagt dass sie Hunger hat und verbietet ihm scheinbar, dass er uns über sie erzählen soll. So berichtet er uns. Er kontaktiert seinen Cousin, der als bald auftaucht und mit der jungen Frau spricht. Es dämmert und wird frisch und sie sitzt immer noch im Gebüsch. Adir besorgt ihr Brot und Wasser dann zieht sie wirklich von dannen. Sehr seltsam. Als es dunkel ist gehen dann auch Adir und sein Cousin nach Hause, mit der Bitte: Uns jederzeit zu melden, falls wir etwas benötigen! Das Haus stünde 24 Stunden für uns offen!

 

2 Gedanken zu „Die Buschfrau

    1. Sebastian

      Nunja, das Ergebniss ist folgendes:
      Die Bildstabilierung, welche bei Pentax nicht in den Objektiven ist, sondern über den beweglichen Sensor realisiert ist scheint zu spinnen. Nach 30% der Bilder, hört man eine Bewegung des Moduls, wenn dies komplett nach dem Bild bzw. der Verschlusszeit passiert ists natürlich gut, sonst sind die Bilder verwackelt. Das ganze passiert mit ein – und ausgeschalteter Bildstabilierung. Auch wenn die Kamera auf einem Stativ steht. Im LiveView, ist dann auf dem Kameradisplay wie bei einer kleine Digikam wackelt das Bild auch ständig, unabhängig von Bildstabilierung und Stativ. Bei einer Langzeitbelichtung ohne Objektiv sieht man auch, wie der Sensor ohne Grund im der Kamera umherwandert…
      Die Kurzfassung ohne zu viel Fachsimpeln. Ca. 30% der Bild können von nun an verwackelt und somit unbrauchbar sein. Ich mache also jetzt eher mehr Bilder. Die nächste Serviestation wäre in Zagreb in Kroatien, doch diese beiden Shops sind eher unkooperativ. Kamera nicht in Kroatien gekauft und keine Garantie mehr usw… Wir fahren einfach jetzt mal weiter und schauen was passiert.

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