Ganz schön was los hier

Weiter geht es durch Wälder, über Wiesen und kleine Hochtäler. Diese genießen wir besonders, da es dort zumeist flach ist. Alles andere ist ein ständiges Auf und Ab. Doch die Landschaft belohnt die Mühen.

Sowie die Menschen. Seit langem werden wir wieder vermehrt auf der Straße angesprochen, wobei hier die Körpersprache wieder sehr gefragt ist. Außer ihnen mit einem Wort mitzuteilen woher wir kommen und wo wir noch hin wollen, bleibt uns nichts.
Momentan ist Kirschenhochsaison. Am Abend brachten die Bauern ihre Ernte ein und einmal bekamen wir sogar je zwei Hände voll geschenkt.


In der kleinen Stadt Eskendere machten wir Kaffee-Pause. Daniel hatte uns den albanischen Espresso ans Herz gelegt, so wollen wir ihn mal probieren. Auf dem Marktplatz fand eine Wahlveranstaltung der sozialistischen Partei statt, wir setzten uns ganz in der Nähe in ein Café und konnten die Veranstaltung ein bisschen beobachten. Ein Grüppchen hatte sich gebildet. Fahnen wurden geschwungen, jemand sprach über ein Mikrofon und ab und an wurde moderne Pop-Musik eingespielt. Nichts wirklich aufregendes. Unser Espresso schmeckte allerdings herrlich. Eine kleine Schokonote war zu spüren.
Anschließend radelten wir weiter und machten Mittagspause außerhalb der Stadt auf einem Stück Wiese. Während wir da saßen und aßen kam ein Radler nach dem anderen vorbei. An die 20 Leute müssen es gewesen sein, englischsprachig und ohne Gepäck. Es muss wohl eine geführte Radelgruppe sein, denn der Besenwagen kam kurz darauf hinterher.
Ich bin sehr erstaunt über Albanien und wurde schon am zweiten Tag eines besseren belehrt. Ich hatte wenig Vorstellungen über Albanien, dachte aber es muss ein Land sein, dass vom Tourismus noch nicht großartig entdeckt wurde. Das sich nur Abenteurer zu Fuß, auf dem Motorrad/Rad oder mit dem VW-Bus hier her verirren. Doch dem ist nicht so! Alleine in unserer Mittagspause fuhren 7 Wohnmobile an uns vorbei! Manche von ihnen sahen aus wie die reinsten Panzer. Riesige Dinger, bei denen man sich fragt, wie die eigentlich um die engen Haarnadelkurven kommen, geschweige denn überhaupt die holprige Piste meistern. Beim Anblick dieser Gefährten wird sich womöglich der ein oder andere Albaner/in in diese lustigen Bunker flüchten. Es ist der reinste Wahnsinn. Heute begegneten uns: 2 tschechische Radlerpaare, 4 italienische Motorrad-Fahrer, 3 schweizer Motorrad-Fahrer, ein deutscher VW-Bus und bestimmt 15 Wohnmobile unterschiedlicher Herkunft (Deutschland, Niederlande und Italien) und natürlich nicht zu vergessen die 20 Radler.
Kurz vor Korce schlagen wir unser Nachtlager auf. Es ist eigentlich noch etwas zu früh, doch wir wissen nicht wie das Wetter wird. Wir hatten zuvor schon einmal untergestanden wegen einem kleinen Regenschauer und in die Stadt wollen wir erst morgen. So breiten wir uns auf einer Wiese aus und wir sehen wie sich wieder viele dunkle Wolken am Himmel über den Bergen bilden. Wird wohl nochmal Regen kommen. Wir machen uns weiter keine Gedanken darüber und kochen/essen zu Abend.
noch ist das Wetter gut

noch ist das Wetter gut

Wir sind gerade fertig da kommt ein Schäfer bei uns vorbei. Er will sich unterhalten doch wir verstehen ihn nicht. Wir verstehen nur, dass er hinter einem Hügel hier gleich um die Ecke wohnt, dann deutete er an den Himmel und meinte wir sollten doch mit zu ihm kommen. So verstanden wir zumindest seine Gestik. Wir sagten ihm, das alles in Ordnung sei. Unser Zelt sei dicht, er brauche sich keine Sorgen machen. So zog er langsam von dannen. Wir beobachteten noch eine Weile das Wetter, es wurde immer dunkler. Sebastian sicherte nochmal alle Heringe, dann huschten wir ins Zelt. Er las und ich schrieb unser Tagebuch, ich riskierte eine Blick nach draußen und traute meinen Augen kaum. Eine Shelf-Cloud / Böenwalze kam frontal auf uns zu. Dank meinem Bruder Markus wusste ich was uns erwarten wird. Mir wurde mulmig und ich informierte sogleich das Dornröschen das es jetzt auf keinen Fall zu schlafen hat, sondern voll da sein muss. Denn vor unendlich vielen Jahren hatte ich von meinem Bruder, dem Wetterfrosch, gelernt, dass sobald die Walze über einem ist, ein starker Wind einsetzt. Wenn dieser vorüber ist, regnet und gewittert es meist nur noch. Und so war es auch. Die Walze zog über uns hinweg. Ein starker Sturm setze ein, dummerweise auch gleichzeitig der Regen. Der Sturm drückte unser Zelt weg und peitschte den Regen an die Wände. Wir mussten die innerer Apsidentür öffnen um die Zeltstangen besser halten zu können, ansonsten wären sie wohl gebrochen oder das Zelt hinüber. Mindestens 5 Minuten dauerte dieses Sturm-Spektakel an, dann schüttete es aus Eimern und direkt rings um uns gingen Blitzer nieder. Ein ungemütliches Unterfangen!
Leider mussten wir fest stellen, dass der Wind das Zelt so eingedrückt hat, dass der Regen auf unsere Zeltplane ging. Die Zeltplane liegt unter dem Zelt auf dem Boden und soll dadurch den Zeltboden vor Nässe und spitzen Gegenständen schützen. Nun hatte der Wind aber so fest gedrückt, dass der Regen auf die Plane und somit unter das Zelt lief. Ganz dich ist der Zeltboden halt nicht und so drückte sich die Feuchtigkeit hindurch, meine Isomatte wurde nass. Ich kletterte in die Apside hinaus und hob den Boden etwas an. Eine ordentliche Pfütze stand darunter. Auf dieser noch 12 Stunden liegen, dann wäre womöglich alles feucht, so half es nichts und ich trocknete mit meinem T-shirt und meinen Socken die Plane ab. So wird es bis morgen wohl gut sein. Der Rest muss morgen trocknen. Denn morgen wird es bestimmt super sonnig 🙂

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