Hotel „Garage“

Es ist noch dunkel, als das Haus erwacht. Die Frauen stehen schon wieder vor Sonnenaufgang in der Küche und bereiten verschiedenste Sorten an Essen zu, die sie dann am Eingang drapieren, so dass jeder Hungrige in die Schüssel sehen und sich etwas aussuchen kann. Auch wir stehen auf und machen Frühstück. Reis mit Kichererbsen und irgendein Gemüse.


Gestärkt steigen wir auf die Räder. Die Luft ist noch angenehm. Auch heute geht es wieder auf und ab, auf und ab. Doch wir kommen besser voran als gestern und haben schon zur Mittagspause 50 km zusammen. Wir kehren an einem kleinen Straßenstand ein. Je nach dem, wie die Leute dort sind, d.h. wenn die Chemie passt und wir uns wohl fühlen, dann wollen wir uns hier für die nächsten 2 Stunden im Schatten aufhalten und etwas trinken und essen.

Wie üblich, wir sitzen kaum, da kommt einer nach dem anderen vorbei geschneit. Komisch. Immer wenn wir kommen ist der Laden leer und spätestens 10 Minuten später stehen etliche Menschen um uns herum. So auch heute, in kürzester Zeit sind wir von 18 Kinder/Frauen und Männern umringt. Alle sehen uns neugierig an und versuchen irgendwelche Infos über uns zu erlangen. Doch dieses Mal ist es recht schwierig, da niemand von ihnen Englisch kann. Doch irgendwie kommen wir zurecht. Keine Stunde später sitzen wir gemeinsam mit zwei Frauen am Tisch und essen zu Mittag. Auch hier wollen sie uns wieder voll stopfen, sehen wir denn wie Hungerhaken aus? Ich bin da eigentlich ganz anderer Meinung. Ein bisschen Diät täte uns mal ganz gut. Danach wollen sie uns immer wieder nötigen einen Mittagsschlaf zu machen, doch wir haben wenig Lust dazu, stattdessen packen wir die Bilder von unserer Familie aus und reichen sie herum. Dies, so haben wir fest gestellt, sorgt doch immer wieder für Begeisterung. Ebenso sorgte auch wieder unsere helle Haut für Begeisterung. Diese hat schon viele Asiaten fasziniert. Heute bekamen wir sogar die Empfehlung lange Kleider zu tragen, damit alles schön weiß bleibt und gar nicht erst dunkel wird. Verrückt. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Während die Deutschen alles dafür tun auch nur die geringste Bräune zu bekommen, kann man hier in Asien Pflegeprodukte kaufen, mit dem Versprechen danach eine helle Haut zu erhalten. In Deutschland gibt es „Bräunungscreme“, hier gibt es die „Bleichungscreme“. Ebenso hat jede zweite Frau hier ein Sonnenschirm dabei, wenn sie auf die Straße geht. Da fällt mir ein, vorgestern wurden wir gefragt warum wir keinen auf dem Rad dabei haben. Dies ist hier nämlich auch üblich. Mit der einen Hand den Lenker halten und mit der Anderen den Sonnenschirm.
Um 14 Uhr radeln wir dann weiter, die Kommunikation wurde ein wenig zäh und wir wollten ihnen nicht unnötig auf die Nerven gehen. Wir hatten den Eindruck sie wollten Mittagsschlaf machen. So radeln wir weiter, halten aber im nächsten Dorf schon wieder an, da es einfach noch zu heiß ist. Zwischen 12 und 15 Uhr ist Siesta angesagt, da bewegt man sich am besten überhaupt nicht. Um 15 Uhr geht es wieder weiter.

Am Abend erreichen wir ein kleines Dörfchen, dort kaufen wir Wasser ein. Schnell haben wir eine Herde Kinder um uns. Sie sind fasziniert von uns und ein kleines Mädchen rennt immer wieder schreiend/lachend weg wenn ich sie nur ansehe. 😀 Warum? Das wüsste ich auch gern. Sebastian fragt die Verkäuferin ob wir hier im Dorf irgendwo schlafen können, ob es einen Tempel oder Ähnliches gibt. Die Frau überlegt, dann bittet sie uns zu warten. Sie kommt mit einer älteren Dame zurück, sie lachen und deuten neben das Haus, dort ist eine kleine Garage. Dort dürfen wir bleiben wenn wir wollen. Natürlich wollen wir. Männer, Frauen und Kinder kommen herbei, sie sehen uns zu wie wir einziehen und kochen, bringen uns Licht als es dunkel wird und schenken uns Bananen. Heute wurden zum ersten Mal longy und tamei eingeweiht, die wir vorgestern geschenkt bekamen, denn die Dusche findet an einem Brunnen statt. Er ist zwar nicht direkt an der Straße, aber er wird von den umliegenden Bewohnern gut besucht. Es handelt sich wohl um eine „Gemeinschaftsdusche“. Nun liegen wir in der Garage. Das Tor steht noch offen, in der Hoffnung, dass frische Luft herein kommt. Draußen ist es stockfinster, die Menschen sind alle in ihren Häusern. Irgendwo läuft ein Generator und man hört etwas Musik, doch ansonsten ist es sehr ruhig.

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