Glamoc ist ein kleines verschlafenes Dörfchen, zumindest als wir dort um 8 Uhr ankamen. Wir tätigten einen Einkauf und radelten dann weiter. Nach 10 km verließen wir die Hauptstraße und fuhren auf einer kleinen und schottrigen Landstraße nach Drvar. Die Landschaft war nach wie vor recht karg aber dennoch hatte sie etwas schönes. Beim ersten Dorf, das wir passierten, sahen wir eine Frau beim Hühner ausnehmen. Ihre Tätigkeit fanden wir weniger ansprechend umso mehr aber ihren Gartenschlauch der nicht weit von ihr entfernt lag. Wir hielten an und baten sie darum unsere Flaschen füllen zu dürfen. „Kein Problem, nehmt so viel ihr wollt. Wollt ihr vielleicht noch ein bisschen Hühnerfleisch?“ Sie wedelte mit Fleischbrocken vor unserer Nase herum. „Oh danke, nein, wie sollen wir das denn transportieren?“ Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter.
- bei Glamoc fährt man auf der Landebahn
Die Schotterstraße war gut befahrbar und so kamen wir problemlos voran, zumal es auch noch schön flach war. Wir radelten durch trockene Wiesen, die ganz merkwürdige Krater haben. Als würde man auf einem Käse spazieren gehen. Überall große Löcher/Krater. Sind das vielleicht Bombeneinschläge? Die wenigen Dörfer die wir sahen waren alle verlassen. Häuserruinen waren die letzten Zeugen, dass hier mal jemand gelebt hatte.
Doch was mache ich nun? Jetzt sitzen wir hier, im Haus schreien wieder die zwei Frauen herum und jeden Moment werden wir Essen serviert bekommen. Oh je… Die Frau kommt wieder heraus. „Hier, Oma hat euch Polenta mit Käse gemacht. Probiert bitte! Wenn es schmeckt, sagt Bescheid, Oma hat noch mehr für euch!“ Ich beobachte ihre Hände und die Löffel die sie uns bringt. Sie sehen eigentlich sauber aus. Okay, dann Augen zu und durch. Die Polenta schmeckte gut, es gab noch Nachschlag, anstatt Käse dann aber mit Joghurt. Oma war hin und weg und wie im siebten Himmel. Sie erzählte ohne Unterlass und irgendwann traute sich dann auch die Schwester aus dem Haus heraus. Ebenso ein wuchtiger Koloss wie Oma, aber noch mehr in Stofffetzen gehüllt, sie sieht deutlich älter aus und nutzt beim Gehen geschickt zwei Holzstöcke. Ihr Oberkörper ist stark nach vorne gebeugt, irgendwie hat sie Ähnlichkeit mit einem Trampeltier. Sie grinst schelmisch unter ihrem Kopftuch hervor und schreit ganz laut „Hallo“. Sie scheint schwerhörig zu sein. Oma erzählt uns, dass ihre Schwester krank und vor allem faul sei. Sie müsse mehr laufen, aber das tue sie nicht. Wenn sie steht setzt sie sich sofort wieder hin. Die Tage wollte sie ihr bei der Körperpflege helfen, doch die Schwester meinte nur: „Wozu?“ Es ist ein heißes Gespann, die zwei, und in Deutschland wären sie auf jeden Fall ein Fall für die ambulante Pflege. Wir können uns kaum vorstellen wie diese alte Dame hier alleine wohnen kann, ohne Strom und fließend Wasser. Im Dorf wohnen nur noch 2 Männer! Unglaublich.
Während wir versuchen uns langsam aber sicher von den beiden Grazien zu lösen, fällt Oma ein, dass sie mich komplett neu einkleiden könnte. Sie gruschtelt in ihren Schränken und bringt mir eine Leinenhose. Die sei definitiv besser, als das was ich da an habe. Ich soll sie mitnehmen. Ich kann sie nicht davon überzeugen, dass ich das nicht brauche und da es alles nur gut gemeint ist von ihr, nehme ich ihr Geschenk höflich an. Diese Hose war beiden eh viel zu klein, die hätten sie wohl selber nie wieder tragen können. Eine Bluse jedoch kann ich erfolgreich ablehnen. Irgendwie ist es ein lustiges Schauspiel, wir hätten es gerne gefilmt doch wir trauten uns noch nicht einmal ein Foto zu machen. Die beiden Damen waren der Knaller. Kurz bevor wir dann endlich gehen konnten bzw. durften erklärte uns die Oma, dass das Wasser was wir von ihr haben, Regenwasser sei. Wie bitte? Na gut das wir das wissen. Die Schwester schrie jedoch gleich lauthals und wild gestikulierend dass sie das auch trinkt und alles sei gut. Na das überlegen wir uns dann lieber noch einmal. Nach über einer Stunde stehen wir dann endlich wieder bei unseren Rädern und überlegen uns was wir nun mit dem Wasser tun sollen, weshalb wir ja eigentlich auch angehalten hatten. Da wir nicht wissen wann wir das nächste Mal Wasser bekommen und wie der Weg bis dort hin sein wird, schmeißen wir Chlortabletten hinein und radeln weiter. Die womöglich ausgewaschenen Schadstoffe aus der Luft bekommen wir so natürlich nicht heraus, doch aber zumindest die evtl. vorhandenen Bakterien und Viren. Doch wir haben Glück, es dauerte nicht lange, da hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern und es ging viel bergab. So erreichten wir das Städtchen Drvar ohne das wir größere Mengen von diesem Regenwasser konsumieren mussten. In Drvar stürmten wir erst einmal in einen Einkaufsladen und versorgten uns mit Getränken und Eis. Apropos Eis: Magnum, Nestle, Schöller und Co, die können sich alle mal warm anziehen. In Kroatien wird Eis produziert, das ist allererste Sahne!! So ein geniales „Magnum“ haben wir noch nie gegessen.
Nachdem wir uns ausgeruht hatten besuchten wir eine Höhle. Die hatte uns heute ein Serbe empfohlen. Die Höhle allerdings ist wohl erst richtig imposant wenn Wasser fließt.

Die Löcher sind keine Krater sondern Dolinen. Ihr seid im Karst angelangt und dürft euch nicht unbedingt wundern, wenn ihr kein Oberflächenwasser findet und Brunnen eher trocken sind.
Wir fahren nächste Woche für 3 Wochen durch Tschechien. Pia will selbst radeln. Bin mal gespannt wie das wird.
Liebe Grüße,
Daniel
Danke, wikipedia hat uns weiterhin über die Dolinen aufgeklärt. Das mit dem Wasser haben wir zum Glück gut überstanden. 3 Wochen durch Tschechien klingt toll, wir warten dann mal auf eine Berichtsemail natürlich inkl. Bilder. Viel Spaß euch dann mal!