On the Road again

Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Es ist noch stockfinster im Kautschuk Wald. Dennoch stehen wir auf, wir wollen die kühlen Morgenstunden nutzen.
Die Nacht war es überraschend kalt. 20 Grad zeigt das Thermometer. Da hätte auf jeden Fall ein Schlafsack als Decke gut getan. Hatten wir aber leider alles an den Rädern hängen so mussten unsere dünnen Leinen-Schlafsäcke ausreichen. Um 6 Uhr sind wir startklar. Der Nebel hängt noch im Wald und es ist angenehm frisch. Doch es dauert nicht lange, da sticht die Sonne hervor und die Temperaturen klettern natürlich wieder auf über schwüle 30 Grad im Schatten. 20150402_0613_IMGP4096_K-30
Um 9 Uhr sind wir an der Grenze. Blitzschnell sind wir aus- und wieder eingereist. Es ist erstaunlich einfach. Zwischen den Grenzposten statten wir einem Duty-Free-Shop einen kurzen Besuch ab. Hier bekommt man Ware steuerfrei. Von Schuhen über Koffer, Make-up und Schmuck bis hin zu feinstem Porzellan gibt es alles. Sogar eine extra Spirituosen und Schokoladen Abteilung. Letztere wird natürlich gründlich von uns durchforstet. Doch obwohl steuerfrei, sind die Preise dennoch sehr deftig und so finden nur zwei Packungen Toblerone den Weg nach draußen. Eine muss auch gleich daran glauben. Sie darf unser Inneres besichtigen. Welch ein Genuss. Wahrhaft lecker!!!

Malaysia unterscheidet sich am ersten Tag nicht sehr von Thailand. Das einzigst auffällige: sehr viele muslimische Frauen und indische Gesichter. Doch ganz im Gegensatz zum Iran und die Türkei, fahren die stark verschleierten Frauen Auto, Moped und Fahrrad.
Über kleine Landstraßen fahren wir an einem Stausee und dicht bewachsenen Hügeln vorbei. Die Straßen sind gut und wir kommen flott voran, bis wir die Küste erreichen. Ab da bläst uns ein strenger Wind entgegen und die restliche Fahrt wird mühsam.


Drei Mal sahen wir heute, für uns ganz neue Tiere. Lizzards oder auch Waran genannt, sie sehen aus wie riesen riesen riesen Eidechsen oder Mini-Krokodile, vielleicht sind sie aber auch eher mit einem Dinosaurier zu vergleichen 😀 Die wir sahen, waren mehr als einen Meter lang. Gemächlich steigen sie aus dem Gebüsch oder liegen faul in der Sonne. Wenn sie einen bemerken, können sie jedoch auch ganz flott verschwinden. Komische Tiere. Ich weiß noch nicht so recht wo ich sie einsortieren soll. Niedlich finde ich sie nicht gerade. Ob sie gefährlich sind? Während ich mir diese Frage stelle werde ich von einem lauten Schlag irgendwo am Hinterrad wach gerüttelt. Was war das? Ich kann nichts sehen und fahre weiter. Nach einer kurzen Pause entdecke ich dann, dass eine Speiche am Hinterrad gebrochen ist. Weiter fahren kann ich aber noch und so steigen wir wieder auf und kämpfen weiter gegen den Wind an.
Wir sind auf der Suche nach Wasser, für die allabendliche Wäsche. Als wir gerade an ein paar Häusern stehen und uns nach einem Wasserhahn umsehen winken und rufen uns ein paar Frauen zu. Wir gehen zu ihnen. Eine von ihnen (Fasila heißt sie) spricht sehr gut Englisch und so fragt Sebastian sie ob wir hier irgendwo schlafen könnten. Sie überlegt und bespricht sich mit den anderen Frauen, dann geht sie hinüber zum Nachbargrundstück. Wie sich heraus stellt ist es eine Moschee, die allerdings eher aussieht wie ein gewöhnliches Wohnhaus. Davor befindet sich ein betonierter Platz, dort dürfen wir bleiben. Während wir uns häuslich einrichten und Sebastian die kaputte Speiche austauscht, werden wir neugierig beobachtet von Fasila, ihrem Sohn Irshad und weiteren Frauen und Männern.


Fasila erzählt uns, dass sie Geografielehrerin ist und schon viele Länder bereist hat, auch in Europa. Sie ist sehr aufgeweckt, spricht und lacht viel. Sie erklärt uns auch gleich zu Beginn, dass Malaysia ein sicheres Land sei und es keine ISIS gibt. Es ist beschämend, dass sie das erwähnen muss. Uns tun die Moslems leid. Sie sind solch tolle Menschen. Seit langem werden wir wieder gegrüßt und eingeladen (abgesehen von Myanmar), sie sind alle sehr besorgt um uns und wollen uns zu trinken und zu essen geben. Fasila will sogar noch Kopfkissen und Decken bringen. Wir lehnen alles dankend ab und zeigen den Anwesenden, was wir alles in unseren Taschen versteckt haben und dass sie sich wirklich keine Sorgen machen müssen. Wir sind glücklich wenn wir einen sicheren Nachtplatz und ein Dach über dem Kopf haben, für den Fall, dass es regnet. Nachdem sie alle zum Sonnenuntergang noch eine Stunde in der Moschee beten waren unterhielten wir uns noch eine lange Weile. So erfuhren wir, dass in Malaysia, hauptsächlich Malayen, Chinesen und Inder leben, als billige Arbeitskräfte kommen jedoch noch Burmesen, Koreaner, Indonesier und Thailänder hinzu. Ebenso berichtet uns Fasila, dass es seit gestern eine Mehrwehrsteuer, hier abgekürzt GST, von 6% gibt. Sie alle sind darüber natürlich nicht erfreut und fragen nach dem Stand der Dinge in Deutschland. Als wir dann von 7 und 19% berichten ernten wir bedauernde Blicke. Meine Sorgen bezgl. des Lizzards, stellten sich auch als unbegründet heraus. Er verspeißt wohl höchstens kleine Kinder aber keine radelnden Barbaras. Nein, quatsch, er scheint sich aber mit Hühnern sehr zufrieden zu geben. Wir hoffen in den nächsten Wochen, solch ein Exemplar erfolgreich fotografieren zu können. Um 22 Uhr zogen sich dann alle zurück.
Wir duschten uns und schlüpften unter das Moskitonetz. Wieder leuchteten Blitze am Himmel auf. Wird es heute ein Gewitter geben. Es ist 22 Uhr und immer noch schwül warm.

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