Tschüss Myanmar

Der letzte Tag in Myanmar steht an, um 6 Uhr stehen wir auf und machen uns auf den Weg zum nahe gelegenen Fährhafen. Um 7 Uhr, so hieß es, soll die Fähre auslaufen. Doch wir sind in Asien und da haben wir gelernt, dass man es mit der Pünktlichkeit nicht so ernst nimmt. So auch heute. Es ist ganz schön was los dort. Männer, teils schwer bepackt, Frauen mit ihren Kindern, Verkäuferinnen, die noch das ein oder andere Essen oder Getränk verkaufen wollen, Polizisten die den ganzen Trubel irgendwie überwachen wollen und natürlich die vielen Bootsmänner, die zusehen, dass alles an Bord kommt was mit kommen soll bzw. will. Mittendrin stehen wir und noch ein Deutscher, auch mit einem Rad und warten darauf, dass unsere Fähre ankommt.

Ein Beamter kommt auf uns zu, wir müssen mit ihm mit gehen, in ein kleines Büro, dort werden unsere Pässe und Tickets kontrolliert, dann dürfen wir wieder zurück zu den Booten. Endlich ist auch unseres da. Es herrscht wieder ein großer Andrang. Die sollen alle auf das Boot? Na hoffentlich werden wir da nicht untergehen. Wir müssen lange warten bis wir wissen was mit unseren Rädern geschieht, diese Zeit nutzen wir zum Beobachten und stellen schnell fest, dass ein Großteil der dort einsteigenden Menschen gar nicht mit unserem Schiff fährt, sondern sie nutzen es nur um auf das dahinter liegende Boot zu klettern. Der Hafen ist zu klein, so dass mehrere Schiffe am Pier anlegen können. So legen sie einfach hinter dem nächsten Schiff an und dann klettert man von einem zu anderen. Raffiniert.
Endlich ist auch unser Krempel verstaut und dann geht es mit einer halben Stunde Verspätung los. Mit uns sind jede Menge Burmesen und Thailänder an Bord, sowie drei Deutsche, eine Engländerin, zwei Amerikaner und eine Familie mit zwei Kindern aus Neuseeland. Im Innenraum des Schiffes ist es klimatisiert wie in einem Kühlschrank, Fernseher laufen in voller Lautstärke, so dass einem beinahe die Ohren abfallen, und da wir die letzten sind, die an Bord kamen, sind alle Plätze schon belegt. Im unteren Schiffsteil sitzen sie sogar schon auf kleinen Höckerchen im Gang.
Doch uns stört das nicht, die Musik ist uns eh viel zu laut, weshalb wir uns auf das Deck zu unseren Rädern zurück verziehen.
Das Boot fährt zwischen vielen kleinen Inseln hindurch, noch ist es bewölkt doch die Sonne kommt schon bald raus. Ein paar Inseln sind bewohnt. Kleine Hütten stehen auf Stelzen am Strand, auf einer anderen Insel sieht man Pagoden, es ist ein hübscher Anblick. Immer wieder kann man große Fische beobachten, die mehrmals hintereinander aus dem Wasser springen um dann nach dem 12. Mal Springen wieder abzutauchen.
Wir lassen uns den Fahrtwind um die Nase wehen. Das Deck wird mittlerweile auch gut besucht von Rauchern, denn im Schiffsinneren ist Rauchverbot. Zur Mittagszeit wird Nudelsuppe im Styroporbecher ausgeteilt und man mag es kaum glauben, doch an Deck steht eine riesige, große blaue Abfalltonne und was machen die Asiaten? Sie schmeißen ihren Müll über Bord. Die Tonne bleibt quasi leer und der Dreck geht direkt ins Meer. So lernen zur Mittagszeit etliche Styroporschälchen schwimmen.


Gegen 15 Uhr kommen wir dann in Kwathong an. Wir beschließen noch heute auszureisen und ein Gästehaus in Thailand zu suchen. Myanmar ist uns schlicht und ergreifend zu teuer, zumal dann auch häufig das Preis-Leistungsverhältnis nicht passt. Fast alle Touristen an Bord wollen das gleiche tun wie wir und so stehen wir gesammelt vor einem Büro am Hafen und reisen aus. Für die Leute dort, das gefunden Fressen. So viele Touristen auf einmal, alle wollen sie das Gleiche und zwar: Geld wechseln und ein Boot nach Thailand nehmen (man kommt nämlich von Kwathong nach Ranong nur mit dem Boot), da können sie ein großes Geschäft machen. Ruckzuck werden sie gesammelt zu einem bestimmten Geldwechsler geschafft und dann wird ein Boot organisiert, 5$ pro Nase, angeblich ein Schnäppchen für uns. Wer’s glaubt wird selig, doch die Truppe in der wir uns da befinden, schert sich wenig ums Geld bzw. um „Abzocke“ und außerdem geht alles viel zu schnell so dass wir halt auch zahlen.
Noch eine kleine Geschichte zum Geld wechseln. Sebastian, der Finanzmann, ging mit einem Teil der anderen Touris zum Geld wechseln, er ahnte allerdings, dass diese Wechselstube mit den Männern vom Büro unter einer Decke stecken. Das war bisher in jedem Land so, so auch in Myanmar. Der „Schlepper“ bekommt später eine Provision von der Wechselstube, je nach dem wie viele „Kunden“ er erfolgreich herbei bringen konnte. Sebastian hatte aber, wie gesagt, auf diese „Mafia“ keine Lust, und verschwand irgendwo auf dem Markt und machte dort sein eigenes Ding. Wechselte Geld und kaufte noch etwas ein. Ich blieb bei den Rädern. Zwischenzeitlich kamen alle wieder vom Geld wechseln zurück, nur Sebastian blieb spurlos verschwunden. Zur gleichen Zeit war aber auch schon ein Boot abfahrbereit, dass uns nach Thailand bringen sollte. Alle marschierten dort hin und ich rief dem Organisator (der Büro-Mann der alles in die Wege leitete) zu: „Stopp, wir können noch nicht fahren! Sebastian fehlt noch!“ Nun fiel es ihm auch auf und er forderte den Bootsmann auf zu warten. Ich sah mich um, konnte aber immer noch keinen Sebastian finden. Der Organisator beauftragte daraufhin seinen Kollegen, Sebastian zu suchen. Doch bald kam dieser wieder zurück, alleine! Er berichtete mir, er sei überall dort gewesen, was er Sebastian und dem Rest vorhin gezeigt hätte, doch er hätte ihn nicht finden können. Komisch. Ich bin gerade dabei zum Organisator zurück zu gehen und ihm zu sagen, dass die anderen fahren können. Sie müssen nicht auf uns warten, wir nehmen dann halt ein anderes Boot. Just in diesem Moment taucht Sebastian quietsch vergnügt, völlig zufrieden und die Hände voll mit Essen und Eiskaffee auf. Er dachte er hätte noch Zeit gehabt, ganz zu Beginn war auch mal die Rede von 1,5 Stunden gewesen, doch da ging es nun ausnahmsweise mal schneller. Nun alle waren glücklich, Sebastian war wieder da. Schnell an den Bootsanleger, Krempel verladen und einsteigen.
So saßen wir im Boot, in einem sogenannten Longtail-Boot. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um ein ganz langes und schmales Boot. Es ist 1,5 Meter breit und bestimmt 8 Meter lang. In diesem Boot wurden wir nach Ranong gebracht. Es war eine sehr feuchte und schaukelige Überfahrt. Kurz vor Thailand wurden dann Schwimmwesten ausgeteilt. Diese hätten uns wahrscheinlich nie vorm absaufen bewahren können, so wie sie aussahen, aber um thailändische Polizisten zufrieden zu stellen, reicht es alle mal. Vor allem waren die Schwimmwesten nur für Erwachsene gedacht, nicht für Kinder? Warum? Gute Frage, weil alles nur Show ist!? Die ersten Schwimmwesten die wir ausgehändigt bekamen, gaben wir sofort an die zwei Kinder weiter, damit diese versorgt sind. Doch sofort hieß es: „Not for the Babys!“ („ The Babys“ waren schon um die 10 Jahre alt!) „The Babys“ saßen in der Mitte des Bootes, links und rechts von ihnen Erwachsene, die thailändische Polizei hätte sie also gar nicht gesehen, dafür aber die Erwachsenen die „keine“ Weste tragen. Und das geht wohl mal gar nicht! Welch ein Schwachsinn!
Wir erreichen Thailand und reisen ruckzuck ein, um genau zu sein ist jede Person innerhalb einer Minute eingereist. So steht es jeden Falls auf einem Schild. Dort wird beschrieben, wie viele Schritte eine Einreise mit sich bringt und wie viel Zeit bzw. Sekunden der Beamte dafür benötigt. Ob es nur 50 Sekunden waren weiß ich nicht, aber schnell war es allemal.
Wir radeln in die Innenstadt und suchen ein Gästehaus auf. Es war in Sebastians GPS vermerkt und so fanden wir es ganz leicht, hätten wir es allerdings nicht gewusst, dann hätten wir hier niemals nach einer Unterkunft gesucht. Es sieht nämlich aus wie in einem Schrebergarten 😀


Wir erkundigten uns noch im Internet über Fährverbindungen und Unterkünfte auf Ko Phayam. Dort wollen wir morgen hin fahren und Urlaub vom Reisen machen!
Heute habe ich meinen ersten richtigen Sonnenbrand auf unserer Reise bekommen. Der Fahrtwind hat mein Gesicht so schön gekühlt, so dass ich nicht mit bekam wie nach und nach meine Haut immer mehr verbrutzelte.

2 Gedanken zu „Tschüss Myanmar

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