Wir wurden von der Sonne geweckt, sie knallte schon um sieben Uhr auf unser Zelt und verwandelte es in eine Sauna. Ein kurzer Body-Check: Sebastians Nase hat sich in eine trockene Oase verwandelt, allgemein fühlt er sich besser als gestern, doch er neigt schon wieder zu Aggressionen da er so früh schon schwitzt 😀 Mein Schädel brummt immer noch und der Hals schmerzt nach wie vor, hat sich aber Gott sei Dank nicht verschlechtert.
Wir radeln in das nahe gelegene Dörfchen Tamare und sind überrascht. Hier gibt es einen großzügigen Dorfplatz mit einer Unmenge an Cafes, zwei Einkaufsläden, zwei Hotels und sogar eine Tourist-Info sowie eine Post. Wahnsinn. Wir stehen auf der Straße und überlegen was wir nun tun. Ab Tamare verwandelt sich die Straße wieder in eine Schotterpiste und nun soll es 1000 Höhenmeter und 20 km zu erklimmen geben, bis wir den Pass erreichen. Ich fühle mich dem nicht gewachsen und wir beschließen hier zu bleiben. Es macht keinen Sinn weiter zu radeln um dann fest zu stellen, dass ich es nicht schaffe. Die nachfolgenden Dörfchen werden wohl wieder sehr rudimentär sein und warum irgendwo in der Pampa herum liegen wenn es auch anders geht. Man muss es nicht provozieren. Wir stehen noch auf der Straße und überlegen, da kommt uns ein rumpeliger Transporter entgegen. Der Fahrer fragt: „Cafe?“ Sebastian nickt und wir folgen dem Mann. 10 Meter weiter hält er an, ein Bub springt aus dem Wagen, öffnet eine Glastür und werkelt im Raum dahinter herum. Es sieht absolut nicht aus wie ein Cafe. Aber warten wir es halt mal ab was passieren wird. Wir dürfen auf Stühlen Platz nehmen und es dauert nicht lange da bekommt Sebastian einen kleinen Kaffee serviert und ich ein Wasser. Der Mann fragt uns ob wir einen Raki wollen. Typisch albanischer Schnaps. Wir sehen uns verdutzt an. Jetzt? Es ist erst 9 Uhr am morgen. Nein danke, lieber nicht. Dann kommt uns allerdings die Idee, dass der Raki ja desinfizierend auf meine Tonsillen wirken würde und so bekommen wir dann doch noch einen ausgeschenkt. Ein paar weitere Männer kommen hinzu und es scheint wohl einfach eine albanische Getränkekombination zu sein. Denn jeder von ihnen bekommt einen kleinen Kaffee, einen Raki und ein Glas Wasser. Man stelle sich das mal vor: Deutschland um 9 Uhr und die Menschen trinken Kaffee und Obstler. Aber es ist wohl ein Geheimrezept, denn ein Opa verkündet uns fröhlich, dass er schon 86 Jahre alt ist, doch so sah er beim besten Willen noch nicht aus. Wir hätten ihn mindestens 15 Jahre jünger geschätzt.
Naja, uns reicht ein Raki. Sebastian möchte zahlen da erklärt ihm der Besitzer, dass die Rechnung aufs Haus geht. Vielen Dank!!! Wir radeln auf den Dorfplatz und steuern ein Hotel an. Es ist zu, eine Telefonnummer ist angeschrieben. Drei Männer sitzen ganz in der Nähe, Sebastian bittet sie ob sie dort anrufen können. 10 Minuten später ist der Besitzer da. Ein Hotel ist es nicht, es sind drei moderne und saubere Zimmer. Für 15 € beziehen wir eines von ihnen und schlafen ein.
- unser „Hotel“
- Müllberge sieht man hier häufig
- der Sau gefällt’s
- Flaschenpost ist hier verboten