Verkettung glücklicher Umstände

In der Nacht hatte es geregnet, als wir am Morgen aufwachten war es zwar von oben trocken, doch die Wiese absolut nass und so frühstückten wir im Zelt. Es gab einiges zu besprechen und überlegen, denn Josef hatte uns gestern mitgeteilt, dass der Weg den wir fahren wollten, nicht möglich sei, da eine Brücke über den Fluss Korana zerstört wurde. Es gäbe aber noch eine Zweite, hierzu müssten wir ca. 10 – 15 km flussaufwärts fahren und uns dann durch fragen. Auf Grund dieser Aussage, hatten wir es gestern Abend erst gar nicht versucht unseren geplanten Weg einzuschlagen und sind gleich auf der Hauptstraße ein Stück flussaufwärts gefahren. Nun saßen wir am Rande eines Dorfes und überlegten was wir tun sollen. Irgendwo nachfragen, in der Hoffnung, dass uns jemand sagen kann wo sich die zweite Brücke befindet oder gleich auf die Hauptstraße zurück, weiter Richtung Nord-Osten fahren um dann später wieder nach Westen abzubiegen um zur Grenze zu kommen. Das wären aber mit Sicherheit min. 20 km Umweg. So entschieden wir uns für die erste Variante und rollten zum nahegelegenen Hof bei dem ich mir sicher war, gestern Abend Menschen gesehen zu haben.

Und so war es auch, der Hof war bewohnt und ein Mann in unserem Alter konnte Englisch. So konnten wir ganz einfach die Situation schildern. Der junge Mann überlegte, dann zog er seinen Vater hinzu. Sie waren beide der Meinung, dass es für uns zu schwierig und kompliziert sei die zweite Brücke zu finden, ebenso waren sie einer Meinung, dass das Folgen der Hauptstraße ein wirklich gewaltiger Umweg ist. Doch alles kein Problem, denn sie kennen einen Bootsfahrer der uns mit Sicherheit über den Fluss bringen könnte. Ein kurzer Anruf genügte und die Sache war klar. Wir sollten zu dem Weg zurück fahren, den wir ursprünglich nehmen wollten und dort an der fehlenden Brücke warten. Der Vater würde uns in den nächsten 10 Minuten folgen.
Wir bedankten uns für die Hilfe und waren gespannt was nun folgen würde. Nach 10 Minuten standen wir am Flussufer und warteten auf unseren Helfer. Dieser kam kurz darauf mit dem Bootsmann an. Zuerst wurde das Wasser aus dem Kahn geschüttet, dann das Gepäck eingeladen und auf die andere Seite gebracht. Zurück kam der Bootsmann mit einem etwas größeren Kahn, dort kamen die Räder drauf und wir beide, dann stocherte auch er uns über den Fluss. Die ganze Sache war innerhalb 20 Minuten erledigt. Wir dachten die Brücke sei im Krieg zerstört worden. Doch das stimmt nicht. Ein Hochwasser hat sie erst dieses Jahr mitgenommen.

Wir dankten unseren Helfern sehr und wollten uns mit unseren wenigen kroatischen Kuna erkenntlich zeigen (sie hätten sich immerhin je zwei Kaffee kaufen können) doch sie lehnten ab. „Gratis Gratis!“ riefen sie uns zu und verschwanden wieder mit ihrem Auto. Noch relativ fassungslos radelten wir auf einem Waldweg entlang. Es ist doch verrückt wie manche Dinge ineinander spielen und hätte eins nicht gepasst, dann wäre alles anders gewesen.
Der restliche Tag in Kroatien war überhaupt nicht spannend. Es ging auf und ab, mal auf Asphalt mal auf Schotter. Komischerweise waren wir beide müde und alles zäh. Wir kamen nur sehr langsam voran. Die meiste Zeit fuhren wir durch Wälder, hin und wieder überquerten wir einen Fluss und zwei Mal hielten wir an um unser kroatisches Geld los zu werden. Es ging für Kaffee drauf. Am Nachmittag erreichten wir dann endlich die Grenze. Auch hier wurde nur flüchtig in den Pass geguckt, wir mussten noch nicht einmal die Helme herunter nehmen und dann waren wir schon in Slowenien. Da sich ein Auto zwischen Sebastian und mich gedrängelt hatte, war er schon eher hinter der Grenze und wartete dort auf mich. In dieser Zeit kam eine slowenische Familie auf ihn zu. Der Mann sprach deutsch und so gab es einen kurzen Wortwechsel. Sebastian erzählte ihnen ein wenig was wir im letzten Jahr gemacht haben und sie waren sprachlos. Nach einer Weile verabschiedeten wir uns und radelten weiter. Die Landschaft war wie schon so oft, nach der Grenze völlig verändert. Große Familienhäuser mit Garten, große Kirchen mit Zwiebeltürmen und viel Landwirtschaft. Alles war lebendig und nicht so ausgestorben wie in den letzten Tagen/Wochen. Es gab plötzlich keine Häuserruinen und verwilderte Felder mehr. Die Landstraße schlängelte sich gemütlich durch die Landschaft und als wir gerade erst 5-6 km zurück gelegt haben kommt ein Auto langsam von hinten angefahren. Wir staunen nicht schlecht als auf unserer Höhe die Beifahrerscheibe herunter geht und ein kleiner Bub eine Rolle Kekse heraus reicht. „Für Euch!“ Es waren die Slowenen die wir vorhin an der Grenze getroffen hatten. Während der Fahrt nahm Sebastian die Kekse entgegen, dann fuhren sie davon. Eine verrückte Welt 🙂20150728_1517_P1080426_TZ10
Am Abend suchen wir uns früh ein Plätzchen auf einer Wiese und genießen die Ruhe um uns. Morgen geht es weiter Richtung Ljublijana.

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