Von Ishkashim nach Langar

Dienstag 12.08.14, heute fühle ich mit fit genug um wieder auf das Rad zu steigen, somit radeln wir gemütlich am Vormittag los. Wir haben starken Rückenwind der uns stetig bergauf schiebt. Immer wieder haben wir wunderschöne Ausblicke auf schneebedeckte Berge, den Hindukush, die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan. In der Mittagspause müssen wir dann mal wieder einen Platten an Sebastians Hinterrad beheben. Hier wächst viel Sanddorn, dessen Äste mit den starken Stacheln überall an den Straßenrändern verteilt sind. Wir radeln weiter und finden einen wunderschönen Zeltplatz. Wir sind gerade am Zeltaufbau, da ruft jemand oberhalb von der Straße zu uns herunter. Daniel, ein Radler aus Deutschland, er verbringt seinen 3-wöchigen Sommerurlaub hier. Gemeinsam kochen wir, plaudern und stellen fest, dass es am Abend schon ganz schön frisch wird. Wir sitzen in langen Hosen und langen Oberteilen da und uns ist es kalt!! Da es um 20 Uhr stockdunkel ist, ist es ein Traum so früh ins Zelt zu gehen und in den Schlafsack eingemummelt einschlafen zu können.

Mittwoch, wir radeln bis nach Tuggoz. Dort gibt es eine heiße Quelle, die Bibi Fatima. Tadjikische Frauen sollen wohl dort hin gehen um durch ein Bad an mehr Fruchtbarkeit zu gelangen. Wir wollen uns diese Quelle ansehen, sie liegt zudem 500 m höher als wir und wir hoffen dadurch einen besseren Ausblick auf die weißen Riesen des Hindukush zu erlangen. Uns wurde erzählt, dass es dort oben wunderschöne Zeltplätze geben soll. Angespornt durch den Gedanken, am Abend einen Zeltplatz mit erstklassigem Panorama zu haben, machen wir uns am Nachmittag auf den Weg dort hin, doch wir werden nach wenigen Höhenmetern eines Besseren belehrt. Die Strasse ist sehr steil und der Untergrund alles andere als erste Sahne, sodass wir recht schnell aufgeben und beschließen auf dem örtlichen Fussballplatz zu nächtigen.

Donnerstag, wir fahren zu einem kleinen Lädchen in Tuggoz und lassen dort die Räder stehen. Dann warten wir auf das erste Auto, dass zur Bibi Fatima fährt und uns mitnimmt. Oben angekommen sind wir recht enttäuscht. Die Aussicht hält sich sehr in Grenzen. Wir hatten uns wirklich mehr erhofft. Da ich es nicht leiden kann irgendwo hinauf zu gehen und nichts zu sehen, krachseln wir auf eigene Faust weiter den Berg hinauf. Diese Idee bereue ich jedoch schnell, da es keine Wege dort hoch gibt und die Berge nur aus Sand und Geröll bestehen. Wir suchen unseren eigenen Weg, mir ist sehr unwohl dabei, da es so steil ist und Steine immer wieder ins rutschen kommen. Am liebsten hätte ich sofort umgedreht, doch der Blick nach unten gefiel mir so gar nicht weshalb ich weiter hinter Sebastian her kletterte bzw. krabbelte. Doch oben angekommen wurde unsere Mühe belohnt! Einige Berge konnten wir nun deutlich besser sehen als vom Tal aus. Nachdem wir genug Aussicht hatten klettern wir wieder hinab, hierzu finden wir Gott sei Dank einen Trampelpfad. Als wir auf der Fahrstrasse ankamen nahm uns dann ein LKW mit ins Tal. Es war eine abenteuerliche Fahrt, doch wir wissen nun, dass die Bremsen sehr gut funktionieren!! Wieder heil im Tal angekommen steigen wir auf unsere Räder, doch nach wenigen Metern halten wir schon wieder an. Wir treffen zwei deutsche Radler. Wir hatten sie schon einmal in Khorog getroffen. Sie fahren in entgegengesetzter Richtung. Nach einer kurzen Plauderei und Informationsaustausch über die bevorstehenden Wegstrecken radeln wir weiter. In Vrang kaufen wir ein und während wir noch auf der Strasse stehen und unseren Einkauf in unseren Taschen verstauen, kommt ein Junge auf uns zu. Er spricht sehr gut Englisch und erklärt uns sogleich, dass Morgen ein Musikfestival stattfinden wird. Dies sei wunderbar und es seien schon jede Menge Touristen hier, ob wir nicht auch bleiben wollen? Da wir eh schon vor hatten in Kürze einen Nachtplatz zu suchen, beschließen wir hier zu bleiben. Der Junge möchte, dass wir zu ihm nach Hause kommen, bei ihm schlafen, doch das reizt uns heute so gar nicht, ist es doch wieder mit sehr viel Anstrengung verbunden. Wir erzählen ihm von unserem Zelt und daraufhin bringt er uns in den Präsidenten-Garten. Ein wunderschöner Garten mit vielen Aprikosenbäumen und kleinen Bewässerungskanälen. Für ein kleines Entgeld dürfen wir hier schlafen. Von den Besitzern bekommen wir noch Tee, Brot und erstklassige Aprikosenmarmelade geschenkt. Ich hätte sie am liebsten so leer gelöffelt. Später kommen noch zwei Israeli hinzu, sie sind mit dem Rucksack unterwegs. Immer wieder kommen Dorfbewohner und sammeln Aprikosen auf, die ein oder anderen bleiben auch mal zu einem kurzen Gespräch. Wie wir dann erfahren findet das Festival Morgen früh hier im Garten statt. Wir sind schon sehr gespannt.

Freitag, wir stehen zeitig auf und packen ein, das Festival soll um 10 Uhr beginnen. Immer mehr Leute kommen und bauen die „Bühne“ auf, Frauen bringen ihre Handwerksstücke und breiten sie auf Teppichen aus, einige von ihnen tragen die Pamirische Tracht. Nach und nach kommen dann auch wirklich immer mehr Touristen. Sie wurden wohl alle im Dorf abgefangen 🙂 Das Festival beginnt mit etwas Musik, dann wird ein Spiel gespielt, dass an Baseball erinnert. Ein Mann schlägt mit einem Holzschläger ein Holzstück fort und zwei andere Männer versuchen es mit ihren Hüten zu fangen. Wir sehen ihnen eine Weile dabei zu, dann beschließen wir wieder auf die Räder zu steigen. Wir radeln weiter und treffen ein englisches Radlerpaar sowie eine koreanische Radlerin. Gegen Abend nimmt der Wind mal wieder stark zu. Da die Strassen sehr sandig sind ist es ziemlich unangenehm. Große Weideplätze laden zum Zelten ein, doch der Wind ist so stark, wir wissen nicht ob unser Zelt dies aushalten würde. Hinter einer Hecke bzw. einem Zaun finden wir Schutz. Ganz in der Nähe fließt ein Bach mit glasklarem Wasser. Es ist mal wieder an der Zeit eine komplette Körperwäsche durchzuführen. Eine schlechte Idee bei diesem Wind und der Wassertemperatur.

 

Ein Gedanke zu „Von Ishkashim nach Langar

  1. Chris, Nadine und Fabi

    Wahnsinn, wie schnell hier sattes Grün in karges graubraun übergeht! Und – ach jeh – die kleinen Kinder recht weit oben schauen nicht so gesund aus, oder…?

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