Von Langar an den CheckPoint Kargush

Samstag,16.08.2014, in der Nacht hat es leicht geregnet. Der erste Regen seit ca. 3 Monaten!! Am Morgen ist es sehr bewölkt und auf den Berggipfeln ist Neuschnee erkennbar. In den nächsten Tagen werden wir in Gegenden radeln die wenig bis gar nicht besiedelt sind, weshalb wir genügend Proviant einpacken müssen. In den letzten Tagen haben wir einiges eingekauft, doch Sebastian hat nach wie vor Angst zu verhungern.
Hier eine kurze Auflistung was wir alles dabei haben:
1,5 kg Nudeln, 1,5 kg Reis, 1 kg Tomatenmark, 1,5 kg Kekse, 1 kg Nüsse, 500 g Datteln, 2 kg getrocknete Aprikosen, 500 g Rosinen, 500 g Haferflocken, 500 ml Honig, 15 Snickers, ca. 10 Liter Nudelsuppe und da für Sebastian Brot sehr wichtig ist, machen wir uns noch auf die Suche danach. Da es in den Läden seit einiger Zeit kein Brot mehr zu kaufen gibt, steuern wir ein Homestay an. Da wir noch nicht gefrühstückt haben, lassen wir uns dies erst mal servieren, dann kaufen wir noch ein Brot bei dieser Familie und dann geht es ab an den Berg. Nun haben wir noch 2 Brote dabei, eines ist so groß wie das Rad unseres Anhängers und 2kg frische Aprikosen!! Das muss doch wohl reichen?? Er wird es noch büßen, wenn er am Berg nicht mehr weiter kommt. 🙂
Die ersten Höhenmeter legen wir in Serpentinen zurück. Der Boden ist sehr sandig und steinig, Kinder haben uns schon gesehen, sie stehen an der Straße bereit um uns anzuschieben, natürlich für eine Belohnung. Nach den Serpentinen geht es mal mehr mal weniger steil bergauf. Ich beneide Sebastian sehr, er fährt mit einer scheinbaren Leichtigkeit den Berg hinauf, während ich stellenweise immer wieder absteigen und schieben muss. (ich fahr ja auch all die Früchte und Kekse herum!! ;-)). Langsam aber sicher kommen wir immer höher hinauf, die Wolken nehmen zu und es beginnt zu nieseln. Wir finden ein Häuschen und bauen dort im Schutz unser Zelt auf. Das Thermometer zeigt 5 Grad an!! Welch ein Kontrastprogramm. Wir sehen zu, dass wir schnellstmöglich mit einer Kanne frisch gekochten Tee ins Zelt kommen.
Heute schlafen wir zum ersten Mal auf 3567 Metern!!

Die heute zurückgelegten 26 km in 4 h + sehr vielen Verschnaufpausen schaffen wir manchmal in gut einer Stunde ohne Pause.

Sonntag, die Nacht war ganz schön kalt und es hatte noch eine Weile leicht geregnet. Am Morgen dauert es lange bis die Sonne um die Berge hervor blinzelt. Die Berggipfel ringsherum sind wieder mit Neuschnee bedeckt. Wir radeln am späten Vormittag los. Heute hängen die Wolken deutlich höher als gestern, sodass wir wieder einen schönen Blick auf die Berge haben. Wir haben starken Rückenwind, doch die Strasse ist nach wie vor sandig und steinig und mit viel Waschbrettpiste sodass wir kaum voran kommen. Zudem macht sich die Höhe deutlich bemerkbar, an kleinen Steigungen schnellt der Puls sofort in die Höhe, sodass wir oben angekommen erst mal eine kleine Pause einlegen müssen ehe es weiter geht. Es geht zwar vieles langsamer, doch es rollt und das ist die Hauptsache! 😉 Im übrigen genießen wir es sehr, dass hier kein Verkehr herrscht, ab und an kommen uns ein paar Jeeps entgegen oder Hirten ansonsten herrscht hier Ruhe!!
Wir stehen gerade an einem Gebirgsbach, wollen Wasser tanken und überlegen ob wir hier bleiben oder noch ein Stück radeln, da hält ein Motorrad an. Hannes aus Österreich, auch er möchte in den nächsten Kilometern sein Nachtlager aufschlagen und so beschließen wir kurzerhand, dass wir einfach gemeinsam hier bleiben. Während wir essen kommen doch tatsächlich ein paar Schneeflocken herunter, doch dann schafft es die Sonne nochmals durch die Wolken und es ist angenehm warm bis sie hinter den Bergen verschwindet. Im nu ist es kalt und so verkriechen wir uns schon um kurz nach 6 ins Zelt. Um halb acht ist es hier übrigens schon stockdunkel!

Montag, die Nacht war sehr kalt, bzw. es waren absolut ungewohnte Temperaturen für uns. Im Zelt hatten wir -1 Grad. Nach einem leckeren und ausgiebigen Frühstück schwingt sich Hannes wieder auf seinen motorisierten Bock und wir auf die Räder. Er verabschiedet sich mit den Worten: „Wenn ihr in Österreich seid, dann meldet euch, dann treffen wir uns auf ein Wiener Schnitzel!“ 🙂 Diese Worte begleiten uns nun schon den ganzen Tag, bzw. das Wiener Schnitzel! Was würden wir dafür geben, wenn wir so was nun essen könnten 🙂 Doch da werden wir wohl noch eine Weile warten müssen. Wir sind gerade erst 5 km gefahren, da begegnet uns ein Radlerpaar aus dem Schwabenland. Sie verbringen ihren Sommerurlaub hier und haben ganz schön mit dem Gegenwind zu kämpfen. Während wir da stehen und uns unterhalten, holt uns noch ein radelnder Engländer ein. Doch er hat es sehr eilig und ist schnell wieder weg. Welch ein Tourismus hier auf der Strecke. Wir unterhalten uns ziemlich lange, da kommt ein Jeep vorbei und hält direkt bei uns an. Es ist ein Taxifahrer, den Sebastian und ich nun zum dritten Mal sehen. Zu aller erst hatten wir ihn am Nurek-See getroffen, da war er gerade auf dem Weg nach Dushanbe, dann hatten wir ihn im Guesthouse in Ishkashim getroffen, da kutschierte er gerade Touristen durchs Land und er erzählte uns schon, dass er in ca. einer Woche auf dem Weg nach Murgab ist und uns vielleicht wieder trifft. Und so war es dann heute auch 🙂 Wir freuten uns sehr über das kurze Wiedersehen. Hätte ich gewusst, dass es wirklich ein drittes Mal klappt, dann hätte ich ihn beauftragt, eine Ladung Snickers mit zu bringen, Sebastian hätte Brot und Cola bestellt. Der arme Kerl hat nach wie vor Angst zu verhungern! 😉
Wir strampeln weiter über die Piste, mal mehr mal weniger bergauf. Afghanistan ist nur ein Katzensprung entfernt und wäre leicht zu erreichen, da der Fluss an einigen Stellen nicht wirklich tief ist. Wir sehen Kamele auf afghanischer Seite, doch sie trauen sich nicht herüber. Bis kurz vor den Checkpoint fahren wir, morgen werden wir ihn passieren und dann nach rechts zum Zor-Kul abbiegen. Natürlich wird Sebastian bei Kommander Amir Ali nach Brot fragen (er wurde uns schon vor einigen Tagen von anderen Radlern angekündigt). Heute Abend ist es erstaunlich windstill. Mal sehen was die Nacht bringt, vor allem wie kalt es wird, wir schlafen heute auf 3836 m. Wenn der Wind nicht am Zelt rüttelt, dann ist es hier mucksmäuschenstill. Irgendwie ungewohnt und unheimlich.

Schreibe einen Kommentar