Was ist nur mit den beiden Radlern los?

Zwei Wochen sind wir nun schon auf der Insel Ko Phayam und ein Ende ist nicht in Sicht. Eigentlich war das Ende für Morgen angedacht, doch wir fühlen uns noch nicht bereit dazu, weshalb wir nochmals um 4 Nächte verlängerten.
Es ist irgendwie ein seltsames und unbeschreibliches Gefühl, das zur Zeit in uns haust.

11 Monate sind wir nun schon unterwegs. Wir haben viele viele Kilometer zurück gelegt (aktuell sind es wohl so um die 14.000 km), unzählige Berge teils fluchend, fast weinend aber wiederum auch überglücklich bewältigt, wir haben gefroren und geschwitzt, gegen den Wind angekämpft oder uns von ihm treiben lassen, wir haben viele liebe Menschen getroffen, sie boten uns ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und zu trinken, manche wollten auch nur mal „Hallo“ sagen und ein Foto knipsen, viele von ihnen gewährten uns einen Einblick in ihr Leben, in ihren Alltag. Wir erzählten ihnen dafür unsere Geschichte, unsere Radel-Geschichte, berichteten über das Leben zu Hause in Deutschland und zeigten Fotos von unseren Familien.
Manche Begegnungen waren völlig unspektakulär, nichts außergewöhnliches, weshalb der Abschied am Ende nicht schwer fiel, andere wiederum gingen ins Herz und regten zum Nachdenken an, wie z.B. die kleine Ayarylum aus Kasachstan, die sich mit ihren Eltern eine Einzimmer-Wohnung teilt, in der es stets muffig und feucht ist und die ihre wenigen Kinder-Spielsachen in einem kleinen Köfferchen aufbewahrt.
Wir haben ein paar Sehenswürdigkeiten besucht, waren berauscht von manch einer Kulisse und gleichzeitig verärgert über respektlose und unachtsame Touristen.
Unsere Nasen haben eine Vielzahl von uns absolut unbekannten Gerüchen wahrgenommen, die Zunge hat schon allerhand leckere aber auch scheußliche Dinge geschmeckt und gefühlt, gerade wenn ich an die ekligen Röhrchen denke, die in einer chinesischen Suppe schwammen, und an den Hühnerfuß, da rollen sich jetzt noch meine Fußnägel hoch.
Viele viele Dinge haben wir in den letzten Monaten erleben dürfen, haben Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, das hier waren nur ein paar wenige. Zu erwähnen seien eigentlich noch, die Bekanntschaften anderer Reisenden, die häufigen Passkontrollen, die VISA-Umstände und die Sorge und ständige Rennerei bei meinen langwierigen Magen-Darm-Problemen.
Nun sind wir hier auf der Insel, wir haben einmal die Unterkunft gewechselt, da sie uns nicht „gut genug“ war, einmal haben wir das Nuss-Festival besucht, doch außer Essen und lauter Musik gab es da nichts Besonderes und die ganze restliche Zeit verbringen wir in unserem kleinen Bungalow oder am Strand. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass mir nach 3 Tagen am Strand langweilig wird, ich den Drang verspüre die Insel zu erkunden, ebenso geht es normalerweise auch Sebastian, doch nun sind wir den 13. Tag hier und dieser Drang kam immer noch nicht auf. Nach wie vor sind wir höchst zufrieden damit, im Wasser zu baden, in der Hängematte zu baumeln, die Stille zu genießen und zu lesen. Was ist da los? Sind wir krank geworden? Das könnte man glatt meinen. Ich denke die große Reisemüdigkeit hat uns eingeholt. Die vielen Erlebnisse wollen verarbeitet werden und das geht nur, wenn nicht zu viele neue Reize von außen hinzu kommen.
Wir haben eine wunderschöne Unterkunft gefunden. Eine handvoll Holz-Bungalows, zwei davon sogar als „Baumhaus“ liegen zwischen den Bäumen verstreut. Jede Hütte hat eine kleine Veranda von der aus man das Meer sehen kann und hinter der Hütte befindet sich das Badezimmer. Es ist an das Haus angebaut und schützt durch eine kleine Mauer vor neugierigen Blicken. Es ist ein Freiluft-Badezimmer, d.h. es hat kein Dach. In der Nacht kann man also unterm Sternenhimmel duschen und am Tag kann man sich während einer längeren Sitzung durchaus einen Sonnenbrand einfangen. Strom gibt es nur von 18:30 bis 0:00 Uhr, außer an der Rezeption, weshalb es uns möglich ist das Internet zu nutzen.
Es ist toll hier und läd zur Erholung ein. Der Körper wäre sicherlich schon wieder bereit für die Fortsetzung der Radreise, der Geist jedoch noch nicht. Ich hätte niemals gedacht, dass eine Reise so anstrengend sein kann.
So werden wir nun noch ein paar Tage bleiben. Anfang April müssen wir dann aber endgültig los, da wir am 9. April ausreisen müssen. Bis dort hin werden wir noch weiter faulenzen, die letzten 11 Monate ein wenig rekapitulieren und uns auf die Fortsetzung vorbereiten.

Hier könnt ihr sehen was wir in den vergangenen Tagen gemacht haben. Was ich allerdings auch noch erwähnen kann. Wir hatten Besuch!! Ja richtig gelesen. Wir sind zwar fernab von der Heimat, dennoch haben wir hier in Thailand Besuch empfangen und zwar von unserem Freund Clive. Er war in der Nähe und kam spontan für zwei Tage vorbei. Leider konnte seine Freundin Noushin nicht dabei sein, da sie für eine gewisse Zeit zurück in den Iran musste.
Ein großer Dank geht allerdings auch noch an Sebastian. Ohne ihn wäre es mir nicht möglich einen solch faulen Strand-Urlaub zu machen. Er ist nämlich derjenige, der sich alle zwei Tage auf das Rad schwingt und einkaufen geht. Dies ist günstiger für uns, so können wir länger hier bleiben.

4 Gedanken zu „Was ist nur mit den beiden Radlern los?

  1. Welzenbach Hiltrud

    Hallo, das Meer würde mir auch gefallen und Strandläufe wären auch schön. Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit. Hiltrud

  2. Waltraud

    Eure treue Leserin bedankt sich hiermit für die lieben Gebrutstagsgrüße aus der Ferne. Es war eine tolle Überraschung. Dankeschön!
    Schade daß eure Reise bald zu Ende ist. Es waren immer so schöne, tolle Reiseberichte von euch beiden.

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