Auf zum Afghanenmarkt

Nach dem Einkauf im Basar geht es um 11 Uhr los ins Wakhan, weiter entlang am Panj. Wir merken, dass ein Ruhetag nicht genug war, doch wir wollen am Samstag auf einen Basar in Afghanistan und somit müssen wir los. Wir fahren in einem sehr engen Tal wieder auf und ab und beschließen nach 25 km an einem geeigneten Platz zu übernachten. Somit stehen uns noch ca. 75 km bis zum Basar am Samstagmorgen bevor.

Freitag 08.08.2014.
Sehr früh verlassen wir unseren Zeltplatz. Der Wind steht anders als gestern Abend und somit wird der ganze Staub von der Straße zu uns herüber geblasen. In Erinnerung an die schreckliche Nacht vor einer Woche, packen wir schnell ein und radeln los. Unterwegs treffen wir auf einen Japaner, er ist mit einem Klapprad unterwegs und hat einen Anhänger, in Form eines Koffers. Der erste mit Anhänger!! Nicht nur wir haben so viel Gepäck dabei 😉
Wir kommen an einer warmen Quelle vorbei. Mineralhaltiges Wasser sprudelt aus der Erde hervor und ist angenehm warm. Wir setzen uns hinein und genießen den Blick auf die ersten richtig schneebedeckten Berge. Anschließend radeln wir weiter und finden einen wunderschönen Nachtplatz. Morgen haben wir nun noch ca. 15 km bis zum Basar.

Samstag.
Unser schöner Nachtplatz wurde leider kurzfristig von drei jungen Männern getrübt. Der Mond schien hell auf unser Zelt, als ich wach wurde und Stimmen hörte. Ich konnte drei junge Männer erkennen die auf der Straße liefen und dann zielstrebig auf unser Zelt zusteuerten. Einer der Dreien stand offensichtlich unter Drogeneinfluss. Er war sehr laut, stolperte immer wieder über die Zeltschnüre und brabbelte irgendetwas auf Russisch / Tadjikisch?? Wir wissen es nicht. Ein Zweiter lachte über jeden Kommentar und der Dritte im Bunde schien noch am Vernünftigsten zu sein. Natürlich musste ich Sebastian erst mal wecken, er hatte mal wieder einen sehr sehr tiefen Schlaf. Wir versuchten die Situation aus dem Zelt heraus zu managen. Wir verstanden überhaupt nicht was sie wollten und waren sehr froh als der Dritte meinte, let’s go, good bye!! Wir atmeten auf, war es doch sehr unangenehm mitten in der Nacht solch ungebetenen Besuch zu erhalten. Wir mussten allerdings schnell feststellen, dass sie sich nicht entfernten sondern stattdessen etwas auf unser Zelt schmissen. Da war es mit unserer Geduld zu Ende. Sebastian bewaffnete sich mit Pfefferspray und ging hinaus. Er sah wie sie trockene Kuhfladen in unsere Richtung warfen. Er wollte sie verscheuchen, stattdessen kamen sie wieder zu uns zurück. Ich saß im Zelt und mir ging die Muffe! Ich überlegte mir sämtliche Selbstverteidigungsstrategien während Sebastian draussen die Situation händelte. Irgendwann begannen sie mit „Passport, Passport, Drogen, Afghanistan“. Sebastian machte ihnen klar, dass sie unsere Pässe nicht zu Gesicht bekommen würden, nur die Polizei oder das Militär. Einer von ihnen hielt ihm seine Militärkappe hin, doch diese war für uns nicht ausreichend. Daraufhin telefonierte der „Vernünftigste“ angeblich mit der nächsten Militärstation und meinte danach, in wenigen Minuten würde ein Auto vorbei kommen, diese würden dann die Pässe kontrollieren. Okay wir können warten. Die drei unangenehmen Zeitgenossen verschwanden dann endlich und wir saßen im Zelt und warteten auf das Militär. Um halb sechs wachten wir auf, es kam niemand mehr in der Nacht!!
Wir vermuten das zivile Personen „Streife“ laufen und nach Schmugglern Ausschau halten. Die afghanische Grenze ist nach wie vor nur durch den Panj Fluss getrennt, und dieser wird zunehmend schmäler, sodass man an manchen Stellen relativ „leicht“ auf die andere Seite gelangen bzw. etwas rüber schmeißen könnte. Wir hoffen, dass dies das Erste und Letzte Mal war, dass wir solch einen Besuch erhalten.
Am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Ishkashim. Dort gibt es jeden Samstag einen „Grenzmarkt“. Es ist den Tadjiken und Touristen möglich an diesem Tag ohne Visa auf die afghanische Seite zu gehen und dort den Basar zu besuchen. Es ist ein buntes Treiben, alle sind sehr geschäftig. Doch wir sind etwas enttäuscht. Wir dachten hier afghanische Spezialitäten zu Gesicht zu bekommen wie z.B. Trockenfrüchte, Stoffe, Schmuck, etc. doch stattdessen wurde hauptsächlich chinesischer Krims-Krams verkauft. Wir treffen noch weitere Touristen, mit dem einen oder anderen unterhalten wir uns auch längere Zeit. Gegen Mittag radeln wir dann in Hanis Guesthouse. Dort wollen wir uns den restlichen Tag ausruhen, ich fühle mich irgendwie schlapp und wir wollen Sabine und Ivo die Möglichkeit geben uns wieder einzuholen 😉 Wir haben sie in Khorog nochmals getroffen, waren zusammen essen und haben dann aber die Stadt eher verlassen als die beiden. Sie sind 1-2 Tage hinter uns.

Montag.
Wir sind immer noch in Hanis Guesthouse. Mich hat es in der Nacht von Samstag auf Sonntag völlig umgehauen. Ich hatte mal wieder Magen-Darm-Probleme vom Allerfeinsten, sodass ich am Sonntag nicht in der Lage war aufs Rad zu steigen geschweige denn einige Schritte zu gehen. Die Besitzer waren so lieb und brauten mir einen „abscheulichen Zaubertrank“. Es war irgendein Kraut, es sah so ähnlich aus, wie das Gelbe der Kamille, schmeckte aber überhaupt nicht so und war noch nach 2 Esslöffeln Zucker absolut bitter. Aber was tut man nicht alles um wieder gesund zu werden. Ebenfalls boten sie mir ein Zimmer an, sodass ich tagsüber im Bett liegen konnte und meine Ruhe hatte, sowie deutlich kühleren Temperaturen ausgesetzt war als draußen. (Die Nacht hatten wir in unserem Zelt verbracht, da dies deutlich günstiger ist! Für ein Zelt zahlen wir 4 Dollar, für ein Zimmer 24 Dollar!!) Während ich den Tag mit schlafen und Tee trinken verbrachte, hatte Sebastian alle Zeit der Welt ein paar Dinge an den Rädern zu kontrollieren und sich mit einem Australier zu unterhalten. Er kam ebenfalls am Samstagabend mit dem Motorrad.

P1030168Liam, 27 Jahre alt, aus Melborne, reist seit 4 Jahren. Er hat eine eigene Firma mit 20 Leuten. Sie vermieten und organisieren Partys und Events. Liam hat das Problem, dass er nicht weiß, was er machen soll, da er keine Grenzen wie ZEIT oder/und GELD hat. Er beneidet uns, dass wir einen Plan und Zukunft haben. Er möchte evtl. ein Haus in Europa/Deutschland bzw. Familie. Er hat sein persönliches Projekt, die 3 höchsten Gipfel jeden Kontinents zu besteigen. Außer Asien ist er damit auch schon durch. Es war sehr interessant sich mit so jemanden zu unterhalten.

Heute geht es mir deutlich besser, doch es fehlt völlig an Kraft und Energie, weshalb wir nun beschlossen haben, noch eine weitere Nacht hier zu bleiben. Lieber machen wir hier ein paar Ruhetage, in der „Zivilisation“ mit englischsprechenden Menschen um uns, als dass es mich in zwei Tagen wieder erwischt, wir dann aber womöglich irgendwo in der Pampa liegen und nur schwer Zugang zu fließendem Wasser haben etc..
Wir haben ein paar kleine Spaziergänge durch das Dorf unternommen und zwei Deutsche getroffen. Sie sind mit dem Rucksack unterwegs. Sie waren zwei Tage in Afghanistan und suchten jetzt ein Taxi Richtung Langar. Wir begleiteten sie dabei und mussten mal wieder feststellen, dass wir die Backpacker überhaupt nicht beneiden. In ihrem Taxi, es war ein Jeep mit sechs Sitzplätzen plus Fahrer, saßen am Ende 9 Personen plus Fahrer!!! Sie müssen sich vorkommen wie eine Ölsardine in einer Blechdose. Man mag sich kaum ausmalen was bei einem Unfall passiert.

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