Chios

Am 397. Tag machen wir uns auf den Weg nach Chios. Um 9 Uhr sind wir am Ausreiseschalter der Türkei. Heftiges Gedrängel und Pseudosicherheitskontrollen erinnern uns ein wenig an China. Wir erreichen die Fähre und lassen uns nach Griechenland schippern. 30 Minuten dauert die Fahrt, dann legen wir an einem kleinen Hafen in Chios an. Eine lange Menschenschlange steht schon am Pier. Was ist denn da los? Gitb’s was umsonst? Nein, die wollen alle nach Griechenland einreisen. Und die Türken und Griechen sind so schlau, dass sie die drei einzigen Fähren, alle zur gleichen Zeit ankommen lassen. Was soll das denn für ein Witz sein bitte? So dauert es eine ganze Weile bis wir endlich einreisen können. Wir nutzen die Zeit um mal wieder einen Platten zu flicken. Dies sorgt auch bei den Passanten für willkommene Ablenkung. Nach einer Stunde sind wir dann endlich eingereist und betreten somit nach 397 Tagen Reise den €-Raum, den Schengenraum, die EU und somit Europa.
Sebastians Kommentar hierzu: „ Au Backe, wir kommen der Heimat näher!“
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Als erstes fahren wir zum Ticket-Büro um uns ein Ticket für die Fähre nach Athen zu organisieren. Ein junger Mann sitzt hinter dem Tresen und erzählt uns in gutem Englisch: „Am Samstagabend fährt eine Fähre, die ist aber schon ausgebucht. Am Sonntag fahren zwei Fähren, diesen Sonntag allerdings nicht! Am Montag Mittag fährt eine Fähre, die ist aber schon voll. Montag Nacht fährt auch eine, die wäre noch frei.“ Aha, warum sagst du uns nicht gleich, das nur Montag Abend geht. 🙂 Wir kaufen ein Ticket für Montag Nacht und fahren aus der Stadt hinaus. Ein Lidl liegt auf dem Weg. Wir können es kaum fassen. 20150530_1329_IMGP6811_K-30Da müssen wir natürlich mal rein schauen. Er erinnert uns sofort an Deutschland: Gestopft voll, chaotisch und durcheinander. Wir entdecken zahlreiche deutsche Produkte. Unter anderem sogar Laugenbrezeln!! Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf als mir Sebastian quer durch den Laden mit den Brezeln winkt. Ich bin zwar nach wie vor davon überzeugt, dass die Schwaben die besten Brezeln backen, doch nach 397 Tagen Brezel-Diät, muss jetzt mal eine probiert werden und ich muss sagen: In Deutschland habe ich schon schlechtere gegessen. Voll bepackt mit leckeren Sachen verlassen wir die Stadt. Wir wissen nun auch weshalb der Lidl so voll war. Nicht weil es übermorgen den Euro nicht mehr gibt, sondern weil wir das erste Land auf unserer Reise betreten, das am Sonntag bzw. an einem Tag in der Woche Ruhetag hat und tatsächlich die Geschäfte geschlossen sind. In allen anderen Ländern hatten die Läden jeden Tag offen und wir wussten nie genau welchen Wochentag wir nun haben.
Wir erkunden die Insel Chios und sind begeistert. Berge, glasklares Wasser, einsame Buchten, verträumte Bergdörfer mit ihren vielen engen Gassen. Einfach herrlich. Das Wetter ist klasse, die Sonne brutzelt vom Himmel herunter. Der Tourismus ist noch sehr überschaubar, viele Ferienhäuser sind noch geschlossen und die Strände noch recht leer.

Wir radeln entlang der Küste, schlafen in den Bergen mit herrlicher Aussicht und sehr kühlen Temperaturen oder in einer kleinen einsamen Bucht. Es geht schwer auf und ab, wir haben einiges zu strampeln und müssen fest stellen, dass wir die komplette Umrundung der Insel zwar schaffen könnten, aber mit Sicherheit keinen Spass dabei hätten. Somit radeln wir auf Höhe von Volisoss wieder zurück nach Chios und genießen den restlichen Nachmittag/Abend am Strand ehe es aufs Schiff geht.
Unterwegs machten wir immer mal wieder Halt in kleinen Dörfchen. Von außen sahen sie meist alle gleich aus, doch betrat man ihr Zentrum, war man sehr überrascht. Viele viele enge Gassen, mit kleinen hübschen Häuschen, Blumen und Dorfplätzen auf denen sich die Dorfbewohner und Touristen auf einen griechischen Kaffee trafen.

An Brunnen zapften wir unser Trinkwasser ab und nahmen ein Bad im eiskalten Meer. Eines Nachmittags machten wir Mittagspause an einem Strand. Wir saßen auf einem Mäuerchen und hatten einen guten Blick auf die Menschen die sich dort tummelten. Es war sehr amüsant. Sofort merkten wir, dass wir nicht mehr in Asien sind. In Asien, wo sich alle vor der Sonne schützen so gut es nur geht, oder da man Moslem ist, nicht nackig ins Wasser steigt. Hier in Europa ist das anders. Da wird gebräunt was nur geht. Frauen deren Bello dem eines Hofbräugauls ähnelt, tragen anstatt ihrer regulären Größe 44, Höschen in der Größe 36. Mein Kommentar hierzu: „Arsch frisst Hose!“ Andere Damen, bevorzugt Ältere! Haben scheinbar keine Lust mehr auf Stöffchen auf der Haut. Sie präsentieren ihre trockenen und schrumpeligen Früchte lieber gleich voll und ganz der Öffentlichkeit. Männlein wie Weiblein räkelt sich am Strand und auf den Liegestühlen, es ist die wahre Pracht. Die einen leichenblass, die anderen krebsrot und die Profis oder Langzeiturlauber knackig wie ein Grillhähnchen. In diesem Moment frage ich mich, welches Strandbild gefällt mir mehr? Das asiatische, alles bedeckt und dezent oder das europäische, nackig und freizügig? Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig. Aber ich weiß, das asiatische sieht deutlich ästhetischer aus. Andererseits gibt’s da aber nicht viel zu gucken und amüsieren 😉

2 Gedanken zu „Chios

  1. Welzenbach Hiltrud

    Erinnerungen werden wach, einer meiner ersten Reise ging nach Griechenland, herrliches Meer und Berge. Gute Weiterreise wünschen Hiltrud und Hermann

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