Kopftuch ade, wir reisen nach Turkmenistan

Am 60sten Tag unserer Reise und einen Tag vor Beginn des Fastenmonats Ramadan überqueren wir die Grenze nach Turkmenistan. Ab jetzt wird leider nicht mehr Englisch sonder Russisch die „Weltsprache“ sein. Dies wird bestimmt eine große Umstellung für uns sein, konnten wir doch fast jeden Tag mit einem Iraner auf Englisch kommunizieren.

Die Nacht war ziemlich kurz, da unsere Nachbarn wohl etwas zu viel von dem russischen Whisky konsumiert haben. Um 6 Uhr stehen wir auf, packen zusammen und machen uns auf den Weg zur Grenze. Als wir dort ankommen ist noch nichts los. Wir müssen noch etwa eine halbe Stunde warten. Dann beginnt das Prozedere: Pässe abgeben, kurze und oberflächliche Inspektion der Taschen und obwohl wir ausreisen heißt uns der Kontrolleur herzlichen Willkommen im Iran 🙂
auf iranischer Seite läuft alles recht fix und wir passieren problemlos die turkmenische Grenze. Dort werden wir sehr unfreundlich empfangen. So bald es nicht schnell genug geht werden die Grenzer sowie Männlein und Weiblein recht aufbrausend. Sie wollen genau wissen wie wir die nächsten Tage durch das Land reisen. Welche Städte wir besuchen und wo wir dann jeweils übernachten. Hierzu wollen sie genaue Adressen, die wir ihnen jedoch nicht geben können, da wir es selbst noch nicht wissen. Es dauert ziemlich lange. Unsere Taschen werden kontrolliert und wir werden nach Waffen gefragt. Würde ich ja gerade zugeben wenn ich welche hätte. Nach über einer Stunde und gefühlten 20 weiteren Passkontrollen dürfen wir dann turkmenischen Boden betreten. Wir freuen uns auf eine 40 km lange Abfahrt nach Ashgabat. Doch wir werden sofort eines besseren belehrt. Da sie der englischen Sprache nicht mächtig sind, heißt es immer nur es sei ein „Problem“. Wir dürften nicht mit dem Rad fahren, wir müssen den Bus nehmen. Wir können das absolut nicht nachvollziehen und sind stinkesauer. Wir können es nicht ändern. Ich wollte z.B. nur mal in das Tal sehen, hierzu musste ich ca. 20 Schritte zu einem hohen Zaun gehen, doch sofort wurde ich von einem Soldat zurück gepfiffen. Von daher mag ich mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre wenn wir trotzdem aufs Rad gestiegen wären.
Also packen wir alles in einen VW-Bus und es geht in das Tal hinab. Ich schimpfe wie ein Rohrspatz und finde noch richtig Spass daran, da sie mich ja eh nicht verstehen 😀
Wie schön war es doch im Iran!!!!
Unten angekommen, die Straße war einwandfrei!, verlangt der Busfahrer natürlich Geld. Wir wollen nichts zahlen, da wir ja gar keinen Bus nehmen wollten. Nachdem Sebastian sagt, dass wir noch kein Geld hätten wird’s brenzlig. Der Busfahrer will unser ganzes Gepäck wieder in den Bus verfrachten und uns wieder zurück an die Grenze fahren. Wir drücken ihm unsere restlichen Rial in die Hand, sichtlich unzufrieden zieht er von dannen.
Wir radeln über mehrspurige Straßen in die Stadt.

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Es ist Wahnsinn und kaum zu beschreiben. Auf den Straßen sind kaum Autos, alles ist sauber, man könnte vom Boden essen. Überall laufen Frauen herum die mit dem Besen die Straßen fegen und die Laternenpfähle polieren. Hohe weiße Häuser in immer gleicher Bauweise prägen das Stadtbild. Sie wirken wie ein Fassade. Die Stadt wirkt irgendwie unecht.

Wir können nur wenige Bilder machen, da vor den meisten Gebäuden Polizisten stehen und diese bewachen. Man kann kaum 200 m gehen ohne einen zu sehen. Sobald man nur anhält um auf die Karte zu sehen wird man schon weg gescheucht. Wir suchen eine Post auf und schicken das erste große Paket in die Heimat, mit all den Dingen die wir in den letzten Wochen unnötigerweise herum gefahren haben.
Anschließend suchen wir ein Hotel. Doch dieses, so erfahren wir ist ausgebucht. Wir suchen ein Weiteres doch wir können es nicht finden. Nach langem hin und her landen wir, man mag es kaum glauben in einem 5-Sterne-Hotel!!! Wir hatten so die Nase gestrichen voll von der ewigen Sucherei, dass es uns nun egal war. Naja, dass muss halt auch mal sein, solch ein Luxus. Vor allem in solch einer Stadt 😀
Am Abend schlendern wir noch über den russischen Basar. Es ist wahnsinn was man dort alles kaufen kann: vom OB über den deutschen Käse „Almette“ bis hin zum Lindt-Osterhasen gibt es dort alles was das Herz begehrt.

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Ich fühle mich pudelwohl beim Anblick von Snickers und Co. und vorallem, da ich nun wieder in kurzer Hose und T-shirt aus dem Haus kann.

Die Frauen hier fallen uns sofort auf. Zum Teil tragen sie sehr schöne und bunte lange Kleider sowie ein Tuch, dass sie sich fest um die Haare wickeln. Andere wiederum laufen sehr offensiv herum, d.h. Träger-Top und kurze Hosen die schon fast als Unterwäsche durchgehen könnten, auf Grund ihrer Länge bzw. Kürze.
Der erste Eindruck der Einheimischen lässt uns auf angenehme 4 Tage hoffen.

Ein Gedanke zu „Kopftuch ade, wir reisen nach Turkmenistan

  1. Annette + Markus

    Das nenn ich mal Torten 😉
    Muss ja ein krasses Leben in dieser Stadt sein. Kann man sich als Anwohner in einer solchen Stadt überhaupt wohlfühlen oder sind die Polizisten Einheimischen gegenüber entspannter?

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