Ruhetage in Hanoi

Nach 130 km hatten wir am Montagabend Hanoi erreicht, noch am gleichen Abend sind uns die massenhaften Touristen aufgefallen. Vom typischen Pauschaltouristen (dicker Bauch, kurze Hose, Polo-shirt oder Spagehtti-Träger-Top, Sandalen und die Socken bis zum Anschlag hochgezogen) über den traditionellen Backpacker bis hin zu einer Sorte Reisender, von denen wir nicht so recht wissen, ob diese eigentlich wissen, dass sie hier in Vietnam sind und nicht am Ballermann. Es ist eine Spezies, da kann man nur den Kopf schütteln. Von 20-50 Jahre alt ist alles vertreten. Sie sehen fix und alle aus, als hätten sie die Nacht durchgemacht, sie tragen Shorts, die so eben mal die Pobacken bedecken und Oberteile die in die tiefsten Ritzen blicken lassen. Irgendwie ist es beschämend….
Nunja, also Touristen gibt es hier wahnsinnig viele und wir wollen uns nicht ausmalen, wie es hier im Sommer zu geht, denn ein Vietnamese erzählte uns, dass, trotz der hohen Temperaturen, im Sommer hier Hochsaison sei. Solch ein Tourismus hatten wir das letzte Mal in Antalya.
Die Einheimischen haben im Reisenden auch schon ihre absolute Geldquelle entdeckt und dementsprechend nehmen sie ihn ganz ungeniert aus. Sie verlangen für ihre Ware horrende Preise, vor allem was die Lebensmittel angeht. Doch da haben sie nicht mit uns gerechnet, denn wir sind nicht nach Hanoi eingeflogen und zum ersten Mal im Kontakt mit den Vietnamesen. Wir kamen über Land, das waren zwar auch nur 4 Tage, doch diese Zeit reichte uns aus um uns einen Blick zu verschaffen, was z.B. eine 1,5 Liter Flasche Wasser, sowie diverse Früchte etc. kosten. Und so verhandeln wir mit den Verkäufern oder legen ihnen die Ware wieder zurück in den Korb und gehen weiter. Das gewisse Dinge in der Stadt teurer sind ist uns bewusst, aber dass 5fache zu bezahlen nur weil ich eindeutig „westlich“ aussehe, da sind wir nicht gewillt dazu.
Einige der fliegenden Händler, können jedoch sehr penetrant sein und so laufen sie einem auch ohne Probleme meterweit hinterher in der Hoffnung man könnte seine Meinung wieder ändern. Teilweise ist dies ziemlich lästig und nervt.
In Hanoi gibt es nicht allzu viel Sehenswertes, im Zentrum befindet sich eine kleine Altstadt (dort wohnen auch wir). Von der man aber nicht viel erwarten darf. Es sind lediglich ältere Häuser und schmale Gassen, die jedoch so voll gestopft sind mit Motorrollern, Rikschas, Straßenverkäufern und Fußgängern, so wie tiefhängenden Stromkabeln, sodass die Häuser nicht sehr zur Geltung kommen.


Ebenso befindet sich noch ein kleiner See im Kern der Stadt, er läd zum verweilen ein.

Am Mittwoch geschah etwas völlig unerwartetes. Sebastian reinigte mal wieder seine Kamera, plötzlich wurde er ganz still und wirkte angespannt. Ich fragte ihn was los sei und er sagte nur: „Jetzt habe ich es geschafft…“ Beim Nass-Reinigen, nach mehrfachem auspusten!, musste wohl trotzdem ein Staubkorn auf der Glasfläche vor dem Sensor gewesen sein. Diesen hatte er wegwischen wollen, was dazu führte, dass ein Kratzer entstand. Er verlief schön waagrecht über die Mitte des Bildes und war überall zu sehen. Wie die Laune daraufhin bei Sebastian war, kann man sich vorstellen. So schleifte ich ihn raus und zum nächsten Fotogeschäft. Die Angestellten sprachen sehr gut Englisch und so konnten wir ihnen die Problematik ganz leicht erklären. Ein Techniker wurde hinzu gezogen und zu unserem Glück konnte er uns helfen. Hierzu benötigte er nur 5 Stunden Zeit aber 60 Euro. Nun, was will man machen? Ab sofort nur noch Bilder mit einem hässlichen Strich drin? Eine neue Kamera für 700 Euro? Oder doch lieber den Techniker dran lassen? Wir vertrauten ihm, er schien kompetent zu sein und so liesen wir die Kamera bei ihm zurück und unternahmen einen Spaziergang zum der Literatur-Tempel.


Hier wurde einst Literatur studiert. Er war sehr schön und absolut überlaufen, bzw. junge Studenten schienen hier ihr Examen zu feiern, bzw. sich fotografieren zu lassen, das typische Examensfoto. Leider haben wir jedoch keine Bilder vom Tempel, denn wie der Zufall es halt so mag, war der Akku von meiner kleinen Kamera leer und ein Ersatz im Hotelzimmer….Da sagt man besser nichts mehr dazu. Doch ich war froh, dass der Akku zumindest noch für eine Szene reichte, nämlich die, als Sebastian beim Frisör war 🙂
Am Abend holten wir Sebastians Kamera wieder ab. Nun ist alles wieder einwandfrei und ab sofort wird nicht mehr geputzt sondern nur noch gepustet.
Am Donnerstag kam dann das größte Highlight unseres Hanoi Aufenthaltes. Per Mail haben wir mitbekommen, dass Noushin und Clive, ein iranisch-britisches Pärchen, dass wir in Bishkek kennen gelernt hatten, zur gleichen Zeit etwa hier sein werden wie wir. Noushin kam am Mittwochabend schon mit dem Flieger an, Clive wurde für Donnerstagabend erwartet, er kommt mit Bus und Rädern im Schlepptau. So überraschten wir Noushin, am Vormittag, in ihrem Hotel und verbrachten ein paar schöne Stunden mit ihr. Unter anderem half sie uns bei der Suche nach einem Moskitonetz und nach Unterbuxen für mich. Es war gar nicht so leicht. Doch Noushin kommt aus dem Iran und hat den typischen Blick für einen Basar. Sie ortet schon von weitem die Stände und weiß anhand des Sortiments ob wir dort richtig sind oder nicht.
Am Nachmittag ruhten wir uns nochmal ein wenig aus, ehe wir dann am Abend wieder zu Noushin gingen (ca.15 Minuten Fußweg). Clive war auch um 20 Uhr noch nicht bei ihr eingetroffen. Es ist ihm doch hoffentlich nichts passiert? Nachdem wir 1,5 Stunden in der Hotellobby warteten, traf er dann endlich ein. Er war hundemüde, verständlich, er hatte eine 27-stündige Busfahrt hinter sich. Doch die Freude sich wieder zu sehen überwiegte und so suchten wir in der Nähe etwas zu essen und tauschten weitere Pläne aus. Das Ergebnis: Wir werden morgen gemeinsam mit dem Rad in die Halong Bucht fahren.

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